Fluglärm lässt Prager nicht schlafen

Foto: ŠJů, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Auch in der Nacht leiden Bewohner der Einflugschneise des Václav-Havel-Flughafens unter Fluglärm.

Gemeinde Únětice  (Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Die Gemeinde Únětice liegt nordwestlich von Prag, ein paar hundert Meter hinter dem Lärmschutzstreifen des Flughafens. Ihre Einwohner haben daher keinen Anspruch etwa auf den Austausch von Fenstern, wie es innerhalb der Schutzzone der Fall ist. Der Bürgermeister Vladimír Vytiska (Stan) führt vor seinem Haus eine Messung durch:

„72 Dezibel sind schon viel Lärm. Das liegt aber immer noch innerhalb der gültigen Grenzwerte. Diese richten sich nach Berechnungen einer durchschnittlichen Lärmbelastung.“

Vytiska zufolge donnern die Maschinen in einer Höhe von etwa 400 Metern über die Dächer von Únětice und landen in der Nacht alle fünf Minuten auf dem naheliegenden Flughafen.

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„Interessant ist, dass sich die Zahl der Flüge in den letzten Jahren nicht erhöht hat. Die Zahl der Flugreisenden aber schon. Die Flugzeuge sind größer und stärker ausgelastet. Aber es gibt mehr Nachtflüge.“

Der Prager Airport bietet den Fluggesellschaften für die Abflüge und Landungen ihrer Maschinen feste Zeiten, die sogenannten Slots. Ein allgemeines Nachtflugverbot gilt für den Hauptstadtflughafen nicht. Die Zahl der Slots pro Nacht wurde auf 48 festgelegt, diese Zahl ist aber nicht verbindlich. Der Bürgermeister des Prager Stadtteils Suchdol Petr Hejl (Stan) verweist darauf, dass diese im vergangenen Sommer überschritten wurde:

„Statt der geplanten 48 Maschinen waren etwa 70 bis 80 Flugzeuge pro Nacht unterwegs. Wir haben sie mehrere Nächte lang gezählt und aufgezeichnet. In einigen Fällen waren es verspätete Flüge, in bis zu 30 Fällen ist man außerhalb der zugewiesenen Slots geflogen.“

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Die Nachtflüge außerhalb der zugewiesenen Zeiten im Sommer 2018 werden vom Amt für zivile Luftfahrt überprüft. Es hat bereits einige Verfahren eingeleitet, wie sein Sprecher Vítězslav Hezký bestätigte:

„Bei der Überschreitung der Lärmgrenzwerte in drei Jahren in Folge entscheidet das Amt über Maßnahmen zur Lärmreduzierung. Es kann unter anderem den Flugbetrieb in den Nachtstunden wesentlich einschränken.“

Der Flughafen selbst hat im vergangenen Jahr damit begonnen, den Fluggesellschaften Gebühren für die Nichteinhaltung der Slots zu berechnen. Roman Pacvoň ist Sprecher des Flughafens.

„Es passierte beispielsweise, dass ein Flugzeug dem Flugplan nach um 7 Uhr früh starten sollte, ohne Grund aber bereits um 3 Uhr in der Nacht abhob. Durch solche Fälle haben wir bereits etwa sechs Millionen Kronen (230.000 Euro) an Strafgebühren eingetrieben.“

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In diesem Jahr will man noch strenger vorgehen. Man werde frühere Abflüge, die nicht dem Flugplan entsprechen, unterbinden, sagt Pacvoň. Zudem plant man den Bau einer neuen Start- und Landebahn. Diese soll im Jahr 2026 zur Verfügung stehen.

„Mit der Inbetriebnahme der Bahn wird der Flugbetrieb in den Nachtstunden abnehmen. In der Zeit von 24 Uhr bis 5,29 Uhr soll der Flugbetrieb dann völlig unterbrochen werden.“

Die Lärmmessungen werden von einem unabhängigen Labor durchgeführt. Anhand von 14 Messstationen wird der Durchschnittswert für sechs Monate, von Mai bis Oktober, berechnet. Die Grenzwerte für Lärm tagsüber liegen bei 60 Dezibel, in der Nacht bei 50 Dezibel. Dem Flughafen zufolge wurden diese bisher noch nie überschritten.