Flüchtlinge, Sterbehilfe, Doping: Finalisten von „Jugend debattiert“ treffen sich in Prag

Foto: Archiv Goethe-Institut

In dieser Woche treffen sich die besten Nachwuchsredner aus zehn Ländern Mittel- und Osteuropas in Prag. Sie ringen um den Gesamtsieg im Rhetorikwettbewerb „Jugend debattiert international“ Zur Debatte steht unter anderem das staatlich organisierte Doping. Radio Prag hat mit dem Hauptorganisator, Pavel Bobek, und dem Landessieger für Tschechien, Khoi Nguyen, über die große Finalwoche gesprochen.

Khoi Nguyen und Pavel Bobek im Gespräch mit Markéta Kachlíková  (Foto: Tatyana Synková)
Am Montagabend wird in Prag die Finalwoche des Wettbewerbs „Jugend debattiert international“ eröffnet. Wie viele Nachwuchsredner treffen sich in Prag?

PB: „An diesem Projekt nehmen insgesamt zehn Länder teil. Aus jedem Land kommen jeweils der Sieger und der Zweitplatzierte im Landesfinale. Das heißt, insgesamt sind das zwanzig junge Menschen.“

Wie alt sind die Teilnehmer?

Foto: Archiv Goethe-Institut
PB: „Das Projekt richtet sich an Sekundarstufe, das hießt ungefähr neunte bis dreizehnte Klasse, also an Fünfzehn- bis Neunzehnjährige.“

Wie läuft der Wettbewerb in der Finalwoche? Haben die Rednerinnen und Redner die Themen im Voraus gekannt, haben sie sich vorbereiten können?

PB: „Die Themen wurden ungefähr vor zwei Wochen bekanntgegeben. Damit haben die Debattanten auch ausreichend Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Aber natürlich, manches entwickelt sich im Laufe der Zeit. Man muss immer flexibel sein und schauen, was gerade in der Welt läuft. Damit punktet man auch bei der Jury, wenn man etwa sehr aktuelle Beispiele nennt.“

Ich habe auch den Sieger des Landesfinales in Tschechien im Studio. Herr Nguyen, wie haben Sie sich auf die große Finalwoche vorbereitet?

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková
KN: „Man muss immer die aktuellen Ereignisse finden, wie Herr Bobek sagt. Und man versucht, so viel wie möglich zu lesen. Der zweite Schritt ist dann, die Umgebung, das heißt Freunde und Familie, nach ihrer Meinung zu fragen. Danach schafft man sich seine eigene Meinung. Und dann geht’s los mit dem debattieren.“

Welche Themen stehen in der Finalwoche und im Finale zur Debatte?

PB: „Wir haben zwei Qualifikationsrunden an diesem Mittwoch, und dort werden die Themen ‚kostenloser Nahverkehr in den Großstädten‘ und ‚aktive Sterbehilfe‘ besprochen. Dann am Donnerstag wird im Halbfinale über die Frage debattiert, ob die Genfer Flüchtlingskonvention revidiert und der Flüchtlingsstatus praktisch eingeschränkt werden soll. Und im großen Finale am Freitag im ‚Zentrum Prager Kreuzung‘ (Centrum Pražská křižovatka, Anm. d. Red.) wird darüber debattiert, ob Länder, in denen der Doping staatlich organisiert wird, von internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen werden sollen.“

Illustrationsfoto: Irene Marie Dorey,  Public Domain
Herr Nguyen, haben Sie ein Lieblingsthema unter diesen Themenbereichen?

KN: „Ich würde sagen, die aktive Sterbehilfe wäre für mich ein Lieblingsthema. Es ist ein altes Thema, das wieder neu diskutiert wird, auch im tschechischen Parlament. Und es ist ein höchst persönliches Thema, das jeden von uns betrifft. Deshalb mag ich es.“

Das große Finale findet am Freitag in der ehemaligen Sankt-Anna-Kirche in der Prager Altstadt statt. Was erwartet die Finalisten?

Jugend debattiert international wird zum zehnten Mal vom Goethe-Institut, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen organisiert. Das Finale findet am Freitag, den 23. September um 11.30 Uhr im Sitz der Dagmar und Václav Havel-Stiftung VIZE 97, im "Zentrum Prager Kreuzung” (Liliová, Praha 1 - Staré Město) statt.

PB: „Natürlich die Finaldebatte, dass ist das allerwichtigste. Wir haben auch viele Ehrengäste: Karel Schwarzenberg hat die Schirmherrschaft übernommen, es kommen auch die Bildungsministerin Kateřina Valachová und der Chef des Beraterstabs von Premier Sobotka, Vladimír Špidla. Wir erwarten auch den Bundestagsvizepräsidenten, Johannes Singhammer. Aber die Frage war, was die Finalisten erwartet: Das sind die Debatte, die Grußworte der Ehrengäste, Musik, wir arbeiten mit Radio Wave zusammen, also eine Art Haus-DJ, und dann kommt noch eine Diskussion mit den Projekt-Ehemaligen. Die werden über ihren Werdegang erzählen und was seit der Teilnahme am Wettbewerb bei ihnen passiert ist. Wir werden die Leute dabei haben, die zum Beispiel im Jahre 2006 teilgenommen und gewonnen haben. Es ist spannend zu hören, was man mit diesem Projekt im Sinne seiner persönlichen Entwicklung tut.“