Falscher Glanz in der Edelsteinsammlung

Foto: ČT24

Bei einer Inventur haben sich Edelsteine in den Sammlungen des Nationalmuseums als Fälschungen entpuppt.

Foto: ČT24
Blau leuchtet eines der Prunkstücke der mineralogischen Sammlung des Tschechischen Nationalmuseums. Es geht um einen Saphir aus dem Kaschmir, nach Prag ist er Ende der 1970 Jahre gekommen. Damals kostete er rund 200.000 Kronen, heute würde sein Preis im zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Betonung liegt dabei auf würde, denn bei der laufenden Inventur der Edelsteinbestände ist den Prager Mineralogen etwas aufgefallen. Ivo Macek leitet die Abteilung Naturkunde im Nationalmuseum:

„Zwar handelt es sich immer noch um einen Saphir. Doch es ist kein natürlicher, wie noch in den 1970er Jahren angenommen wurde. Der Stein wurde damals synthetisch hergestellt und ist dadurch viel weniger wert, als wir dachten.“

Ivo Macek,  foto: ČT24
Doch der blaue Edelstein ist nicht das einzige Plagiat, das die Wissenschaftler bei ihrer Inventur festgestellt haben. Denn auch ein Diamant flog als Fälschung auf: „Dabei handelt es sich lediglich um geschliffenes Glas in Diamantform“, so Ivo Macek.

Der stellvertretende Generaldirektor des Nationalmuseums, Michal Stehlík, glaubt jedoch nicht, dass böse Absichten hinter den Fälschungen stecken. Der nachgemachte Diamant könnte bei einer Ausstellung schlicht ein Ersatz für ein gestohlenes Stück gewesen sein, so Stehlík. Was es aber wirklich mit den falschen Klunkern auf sich hat, könne man heute nur noch schwer nachvollziehen, erklärt der studierte Historiker:

Synthetischer Saphir im Nationalmuseum  (Foto: ČT24)
„Das Ganze ist so eine historische Detektivgeschichte. Der Saphir wurde 1978 angeschafft, jedoch als etwas ganz anderes in die Bestandsunterlagen eingetragen. Beim betroffenen Diamanten ist das viel schwieriger, da er schon in den 1960er Jahren ins Museum gekommen ist. Auch da stimmten die Papiere nicht mit dem Edelstein überein.“

Wäre das Nationalmuseum eine kommerzielle Einrichtung, so läge der Schaden im zweistelligen Millionenbereich, schätzt Stehlík. Doch im Grunde müsse man sich nicht so sehr über die Funde ärgern. Verkaufen will die Stücke laut dem Museumsmanager sowieso niemand. Abgesehen davon betont Stehlík, dass die nun gefundenen Fälschungen wegen Verjährung nicht strafrechtlich relevant seien. Die Steine dürften nämlich noch vor der Wende ausgetauscht worden sein.

Foto: ČT24
Allein in der mineralogischen Sammlung des Nationalmuseums wurden über 400 Exponate neu katalogisiert. Die Inventur war nötig geworden, nachdem der gesamte Bestand in einen Depositar in Horní Počernice bei Prag umgezogen ist. Immerhin durchläuft das wichtigste tschechische Museum derzeit die umfangreichste Renovierung seiner Geschichte. Dass da noch das ein oder andere weitere Plagiat auftaucht, hält Michal Stehlík durchaus für möglich. Pessimismus will bei ihm deswegen jedoch nicht aufkommen:

„Die Sammlungen des Nationalmuseums haben insgesamt rund 20 Millionen Exponate. Da ist es klar, dass da der eine oder andere Posten problematisch ist. Den Promillebereich dürfte das aber nicht überschreiten. Wir machen mit unserer Inventur weiter und wollen neben der mineralogischen auch andere Sammlungen unter die Lupe nehmen. Am Ende könnten die Falsifikate sogar eine eigene Ausstellung bekommen, etwa nach dem Umbau des Museums im Jahr 2020.“

Laut Stehlík sollen jetzt die Gemälde- und Musikinstrumente-Sammlung des Nationalmuseums genauer untersucht werden.