Entschiedener gegen Alkohol und Tabak

Foto: Lenka Žižková

Viele Menschen in Tschechien sind abhängig von Alkohol oder Nikotin. Nun plant die Politik aber auch klare Maßnahmen gegen den Missbrauch der legalen Rauschmittel.

Foto: Lenka Žižková
„Ich habe nicht gemerkt, dass ich irgendwann die Grenze zwischen einem gesunden Trinkverhalten und der Sucht überschritten habe“, das sagt der ehemalige Alkoholiker Tomáš. Er sei 17 gewesen, als er mit dem Trinken angefangen habe, erzählt er. Irgendwann war der Job weg, schließlich seine Familie und sein Dach über dem Kopf.

„Einen Grund für meine Alkoholsucht gab es nicht, ich komme aus einer intakten Familie. Es hat mir halt geschmeckt, und ich stand mit dem Alkohol irgendwie immer im Mittelpunkt. Die Sucht kam dann ganz unbemerkt.“

Erst mit 40 hat Tomáš den Ausstieg geschafft, mittlerweile ist er seit sieben Jahren trocken. Insgesamt leiden aber immer noch verhältnismäßig viele Tschechen an Alkoholismus. 900.000 Menschen haben hierzulande ein problematisches Trinkverhalten, weit über die Hälfte davon greift täglich zur Flasche. Dies zeigt der letzte Jahresbericht der Koordinierungsstelle für Drogenpolitik der Regierung.

Dabei trinken die Tschechen immer mehr, wie nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer neuen Studie festgestellt hat. Ein Durchschnittstscheche nimmt im Jahr über 14 Liter reinen Alkohols zu sich, das ist ein Top-Wert für die vergangenen acht Jahre. Das lässt nun auch in der Politik die Alarmglocken schrillen. Am Dienstag präsentierte Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) konkrete Maßnahmen. Vor allem wolle man den Alkohol in den Läden in die hinteren Regale räumen und insgesamt schwerer zugänglich machen:

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„Heute ist es so, dass es keine Werbung für Tabak mehr im Fernsehen gibt, die ist schlicht verboten. Ich verstehe deshalb nicht, warum für Alkohol dann andere Regeln gelten sollten.“

Außerdem ist ein Verkaufsverbot von Alkohol beispielsweise an Tankstellen geplant. Jarmila Vedralová leitet seit August die Koordinierungsstelle für Drogenpolitik der Regierung. Die studierte Medizinerin will sich im Ausland inspirieren lassen:

„In anderen Ländern gibt es beispielsweise Sperrstunden für den Verkauf von alkoholischen Getränken an Tankstellen. Da geht so um zehn Uhr das Rollo vor den entsprechenden Kühlschränken runter, und ein Bier kann man sich da einfach nicht mehr kaufen.“

Doch auch ein bisheriges Tabu will das Gesundheitsministerium nun angreifen, und zwar die vergleichsweise niedrigen Preise für Bier und Schnaps. Konkret müssten die Steuern erhöht werden, wie Roman Prymula erklärt. Er ist Staatssekretär im Gesundheitsressort:

„Das muss noch mit dem Finanzministerium ausgehandelt werden, dieses verweist auf eine nötige Umschichtung der Steuer. Wir wollen einen Teil der zusätzlichen Einnahmen nämlich in das Gesundheitswesen fließen lassen. Konkret sollen Entwöhnungstherapien gefördert werden, denn darauf sind leider mehrere Tausend Menschen hierzulande angewiesen.“

Ähnliche Maßnahmen müsste man auch beim Tabak ergreifen, meint die Suchtärztin Eva Králíková. Sie leitet das Zentrum für Tabaksucht an einem Prager Uniklinikum und fordert horrende Preiserhöhungen sowie weitere Einschränkungen für Reklame und Verkauf bei Tabakprodukten. Denn der Kampf gegen die Zigaretten sei eine große Herausforderung, so Králíková:

Eva Králíková | Foto: Marián Vojtek,  Tschechischer Rundfunk
„Die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums sind deshalb interessant, weil sie wirklich den gesamten Körper betreffen. Es gibt einfach keine Abteilung in den Krankenhäusern, in der Raucher nicht wegen ihrer Sucht behandelt werden.“

Ganze zwei Millionen Menschen in Tschechien sind in irgendeiner Form nikotinabhängig. Immerhin erlebt der Tabakkonsum in den vergangenen sechs Jahren auch hierzulande einen Abwärtstrend. Dies bestätigen unter anderem Beobachtungen der Koordinierungsstelle für Drogenpolitik der Regierung.