Entdeckte Medikamente gegen Aids: Biochemiker Holý international geehrt

Antonín Holý (Foto: ČTK)

Einer der bedeutendsten tschechischen Wissenschaftler wird im September 75 Jahre alt: Antonín Holý. Der Biochemiker gilt als Entdecker von Medikamenten gegen Aids, Hepatitis sowie andere Virus-Erkrankungen. Auf dem internationalen Symposium „Chemie begegnet der Biologie“, das am Donnerstag in Prag stattfand, wurde Holý für seine großen Leistungen besonders gewürdigt.

Antonín Holý  (Foto: ČTK)
Vor 25 Jahren erschien in der Fachzeitschrift „Nature“ ein Artikel über die einzigartige Wirkung von Stoffen, die der tschechische Biochemiker Antonín Holý entdeckt hatte. Auf Grundlage dieser Stoffe sind in internationaler Zusammenarbeit Medikamente entwickelt worden, die unzähligen Patienten helfen, ihre Leiden zu lindern oder sie gar zu heilen. Es sind Menschen, die an ernsthaften Virus-Erkrankungen leiden. Professor Holý arbeitet mit seinem Team auch weiterhin am Institut für organische Chemie und Biochemie der Akademie der Wissenschaften in Prag. Institutsleiter Zdeněk Havlas:

„Kurz gefasst kann man sagen, dass heutzutage 95 Prozent der Aids-Patienten weltweit mit Medikamenten von Antonín Holý behandelt werden. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass diese Medikamente das Leben von mehreren Millionen Menschen in der ganzen Welt retten.“

Die von Holý entdeckten Stoffe wirken gegen ein breites Spektrum von Viren. Es besteht die Hoffnung, dass sie auch bei der Behandlung von bestimmten Krebstypen helfen können. Zdeněk Havlas hebt insbesondere das Medikament hervor, das in Zusammenarbeit mit den Kollegen im belgischen Leuven entwickelt wurde und bei der Behandlung von Hepatitis B erfolgreich eingesetzt wird:

„Ich bewerte dieses Medikament vielleicht noch höher als die Aids-Medikamente. Erstens aus dem Grund, weil die Zahl der an Hepatitis B Erkrankten zehnmal höher ist als die Zahl der HIV-Infizierten. Es wird geschätzt, dass rund 400 Millionen Menschen in der Welt an Hepatitis B leiden. Zum zweiten ist Hepatitis dieses Typs eine hinterhältige Krankheit. Leute, die sich anstecken, spüren nichts und haben keine Probleme. Wenn sie nicht regelmäßig zu Bluttests gehen, ahnen sie gar nicht, dass sie krank sind. Der Virus beschädigt in der Zwischenzeit vor allem die Leber der infizierten Person. Diese Menschen sterben nach Jahren an Leberkrebs, oft ohne zu wissen, dass sie sich angesteckt hatten. Es gibt zwar einen Impfstoff gegen Hepatitis B, aber wenn sich jemand schon angesteckt hat, hilft die Impfung nicht mehr. Hier muss das Medikament verabreicht werden, das es dank Professor Holý gibt.“

Erik De Clercq,  Antonín Holý und Zdeněk Havlas  (Foto: ČTK)
An die Geschichte der Entstehung dieser Medikamente wurde am Donnerstag während des Symposiums in Prag erinnert. Es wurde unter dem Titel „Chemie begegnet der Biologie“ aus Anlass des 75. Geburtstags von Professor Holý und des 70. Geburtstags seines belgischen Kollegen Erik De Clercq aus Leuven veranstaltet.