Eishockey-WM 2004: Fans halten Sicherheitsvorkehrungen für übertrieben

SAZKA Arena in Prag

Die seit Samstag laufende 68. Eishockey-Weltmeisterschaft hat nach fünf Tagen, in denen die 24 Gruppenspiele absolviert wurden, ihre erste Phase bereits hinter sich. Rein sportlich hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, doch eine WM beinhaltet mehr, als nur das Geschehen auf dem Eis. Ein Championat dieser Größenordnung ist immer wieder auch ein Treff- und Schauplatz für die Fans des Kufenspiels aus aller Welt. Was diese - insbesondere rund um die Prager SAZKA Arena - bisher so alles erleben durften, dazu nun ein Bericht von Lothar Martin.

Die Ereignisse der letzten Wochen und Monate, allen voran die unangekündigten, wahl- und skrupellosen Terroranschläge auf unserem Planeten, haben auch die Betreiber der SAZKA Arena äußerst sensibel für das Thema Sicherheit gemacht. Doch die internationalen Eishockeyfans, die gern sich und ihre Mannschaften feiern und nur in Ausnahmefällen für Randale sorgen, können die ihrer Meinung nach überzogenen Sicherheitsvorkehrungen kaum nachvollziehen. Ein Schweizer Fan aus Oberriet monierte zum Beispiel:

"Ich muss ehrlich sagen, ich bin am ersten Tag sehr enttäuscht gewesen. Obwohl, es ist ein wunderschönes Stadion, das ganze Drumherum ist soweit perfekt. Aber die Eingänge werden zu scharf kontrolliert. Ich weiß nicht, warum man keinen Fotoapparat mitnehmen soll. Ich glaube kaum, dass man da irgendetwas damit anstellen kann. Also es ist mir zum ersten Mal passiert, dass ich in einem Stadion kein Foto machen darf von meiner Mannschaft."

Aber auch die Anhänger der herzerfrischend aufspielenden Österreicher halten mehrere Maßnahmen für übertrieben:

"Die Sicherheitsvorkehrungen sind ein bisschen übertrieben. Uns ärgert am meisten die lange Wartezeit vor der Arena. Ansonsten ist alles übertrieben: Keine Trommeln, keine Gashupen, rein gar nichts. Also man kann nichts mit hereinnehmen, es ist ein Wahnsinn."

Herr Oliver Strippel aus Frankfurt/Main wiederum bringt es auf den Punkt:

"Es ist ein bisschen arg. Aber o. k. gut, lieber einmal zuviel geguckt als einmal zuwenig."

Dafür spricht Strippel aus, was die meisten stört: die raue und wenig zuvorkommende Gangart der Ordnungs- und Sicherheitskräfte:

"Also ich muss ganz ehrlich sagen, die Halle ist zwar ganz nett, aber es gibt schon ein paar Vorfälle, von denen ich gehört und die ich gesehen habe, die mir nicht so gut gefallen. Zuerst einmal gab es ein Ticketchaos, gut, das wissen wir, aber ansonsten muss ich ganz ehrlich sagen, auch die Ordner und das Personal sind manchmal ein bisschen überfordert. Und zwar sprachlich gesehen oder auch in dem Sinne, wie man mit den Fans umgeht. Sie haben da ein bisschen Schwierigkeiten damit."

Herr Strippel sprach es an: das Ticketchaos. Doch viele der wirklich Eishockeyinteressierten wissen sich zu helfen. Bestes Beispiel ist ein junger Österreicher, der mir im Gespräch verriet:

Wie kommt man an Karten für das Spiel Schweiz gegen Österreich, von dem es ja angeblich hieß, dass es ausverkauft sei?

"Durch enormes Glück über die kasachische Botschaft."

Wieso über die kasachische Botschaft?

"Weil auch die kasachische Botschaft Karten im Paket kaufen musste. Und weil sie erst am Abend spielen, so haben sie noch Karten für das Spiel Schweiz gegen Österreich gehabt. Diese haben sie dem österreichischen Kulturfonds angeboten, und so kommt man als Auslandsösterreicher an Karten für das Spiel."

Also der Ticketvermarkter Sazka stellt sich auf die Hinterbeine, erlaubt niemandem Karten zu tauschen, aber die Zusammenarbeit der internationalen Behörden funktioniert...

"...also ich glaube, die internationalen Behörden wehren sich dagegen, dass man seinen PR-Gag aus der Kartenbeschaffung macht."

Leider sind auch Falschkarten im Umlauf und besonders die Letten, die ihre Mannschaft buchstäblich um jeden Preis unterstützen wollen, mussten dies schon am eigenen Leib erfahren. Der Ticketverkauf und dessen optimale Verteilung, dies ist und bleibt ein Thema, das man in Zukunft endlich ernsthaft und glaubwürdig lösen muss.