Eine kleine Freude für Häftlingskinder

Foto: Tschechisches Fernsehen

In Tschechien sitzen rund 21.000 Menschen im Gefängnis. Damit hat das Land eine der höchsten Häftlingsquoten in Europa. Viele der Strafgefangenen lassen bei Haftantritt jedoch eine Familie hinter sich. Die Initiative Andělský strom will vor allem den Kindern der Verurteilten ein schönes Weihnachtsfest ermöglichen. Deshalb hat sie bereits zum neunten Mal eine Geschenkesammlung organisiert.

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„Dort haben wir die Geschenke vorbereitet, die wir nun verpacken wollen. Da sind Plüschtiere, Puppen, Spielzeugautos oder Windeln. Aber auch Trainingsanzüge und Sportsachen sind dabei.“

So beschreibt Magdalena Dérerová, was sie alles vor sich hat. Sie hilft bei der Initiative Andělský strom / Engelsbaum, die Geschenke an die Kinder von Häftlingen verschickt. Die Freiwillige beschreibt, wie das funktioniert:

„Wir kontrollieren, ob die Päckchen den richtigen Nummern auf unserer Liste zugeordnet sind. Jedes Kind hat eine eigene Nummer. So gehen wir sicher, dass die Geschenke auch an die richtige Adresse kommen.“

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Magdalena Dérerová hilt im Sozial-Zentrum Kotláska in Prag beim Geschenkeverpacken. Bis Weihnachten sollen allein dort 200 Päckchen geschnürt werden. Im vergangenen Jahr konnten die Helfer über weit über 1000 Häftlings-Kindern zu Weihnachten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Warum die Aktion außerdem Sinn hat, erklärt Kateřina Jírová. Sie ist die Leiterin des Zentrums Kotláska:

„Durch das Projekt soll die Verbindung zwischen den Kindern und ihren inhaftierten Eltern aufrechterhalten werden. Die Mütter oder Väter wissen das auch zu schätzen. Denn sie sind in diesem Sinne hilflos, da sie selbst ihren Kindern nichts schenken können. Gerade das würden sie sich aber sehr wünschen.“

Kateřina Jirová  (Foto: Archiv des Zentrums Kotlaska)
Die Organisatoren versprechen sich von der Aktion, dass die Verurteilten irgendwann in eine intakte Familie zurückkehren können. Diese ist nämlich wichtig für einen Schritt zurück in die Gesellschaft. Denn immer noch sind die Rückfallquoten sehr hoch hierzulande. Unterstützt wird die Initiative unter anderem von Einzelhandelsketten und den Kirchen. Für die Sammlung der Geschenke sind wiederum die Prager Sozial-Zentren Rubikon und Kotláska zuständig. Die Sozialarbeiterin Kateřina Jírová erläutert, wie man helfen kann, wenn man gerade nicht in der Hauptstadt ist:

„Man kann auch ganz individuell mitmachen, ohne an einem der koordinierten Treffen teilzunehmen. Man muss sich dazu nur an Andělský strom selbst wenden. Die Organisation sucht dann ein Geschenk aus, das man kaufen und an einen der Koordinatoren schicken kann. Dieser übergibt es dann der jeweiligen Familie.“

Andělský strom sammelt bereits seit neun Jahren Geschenke für die Kinder von Gefängnisinsassen. Die Initiative würde dies aber nie ohne die Hilfe von unzähligen Freiwilligen schaffen. Was motiviert Menschen dazu, die Familien von verurteilten Straftätern zu unterstützen? Jarka beispielsweise ist schon Veteranin, wenn es um Geschenkespenden geht:

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„Ich habe in den vergangenen Jahren beim Projekt ‚Ježíškova vnoučata‘ des Tschechischen Rundfunks mitgemacht. Dabei kann man einsamen Senioren einen Weihnachtswunsch erfüllen. Ich wusste aber nicht, dass es eine ähnliche Aktion auch für Kinder gibt. Dann habe ich den Aufruf von Andělský strom bei Facebook gesehen.“

Auch Pepa hilft in diesem Jahr wieder mit:

„Die Arbeit hier ist sehr ehrenwert, und man kann jemandem dabei helfen, ein neues Leben zu beginnen. Auch deshalb mache ich mit.“