Ein Jahr Pilotprojekt: 34 irakische Flüchtlinge in Tschechien verblieben

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Es ist jetzt ein Jahr her: Am 24. Januar 2016 waren zehn Flüchtlinge aus dem Irak in Prag gelandet. Sie waren die ersten Vertreter eines Pilotprojekts, bei dem man bei rund 150 Irakern christlichen Glaubens auch testen wollte, wie gut sich Flüchtlinge in die hiesige Gesellschaft integrieren lassen. Die Regierung hat das Projekt zweieinhalb Monate später vorzeitig abgebrochen, von den bis dahin eingereisten 89 Irakern leben heute nur noch 34 in Tschechien.

Flüchtlinge aus dem Irak  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das Projekt wurde von der Stiftung „Generace 21“ organisiert. Es geriet ins Wanken, als sich eine Gruppe von 25 Irakern Anfang April nach Deutschland absetzte. Weitere kehrten später auf eigenen Wunsch in ihr Heimatland zurück. Innenminister Milan Chovanec erklärte das Projekt daraufhin als gescheitert. Die Vertreter von Generation 21 bedauerten dies, machten aber weiter. Mit Unterstützung der Schlesischen Diakonie werden die in Tschechien verbliebenen 34 Iraker bis heute betreut. Sie leben in Prag und in Český Těšín / Teschen. Zdeněk Kašpárek ist der Referent der Schlesischen Diakonie für die Flüchtlinge. Am Dienstag informierte er darüber, wie der Integrationsprozess der christlichen Iraker in Český Těšín verlaufen ist.

Zdeněk Kašpárek  (Foto: Archiv TV Polar)
„Die Iraker kamen in zwei Etappen in unsere Region, Ende Februar und März des letzten Jahres. Es waren insgesamt 20 Personen, vier Familien und eine alleinstehende Frau. Anfangs wohnten sie in Unterkünften in Smilovice und in Soběšovice in Nordmähren, später zogen sie um nach Český Těšín. Gegenwärtig leben hier drei irakische Familien in eigenen Wohnungen.“

Die vierte Familie kehrte in den Irak zurück. Zdeněk Kašpárek nennt die Gründe:

Foto: ČT24
„Sie erklärten, dass sie sehr dankbar seien für all die Hilfe, die ihnen in Tschechien gewährt wurde. Nichtsdestotrotz aber sei die sprachliche und kulturelle Barriere für sie viel höher, als sie erwartet hätten. Vor allem die beiden Eltern kamen überhaupt nicht damit klar, dass es hier eine ganz andere Art der Kommunikation und des Verhaltens der Menschen untereinander gibt. Deswegen haben sie sich im Herbst entschlossen, mit ihren vier Kindern in den Irak zurückzukehren. Die Mittel dazu haben Verwandte von ihnen aufgebracht. Unseren Informationen zufolge leben sie dort jetzt in einem Campingwagen.“

Foto: ČT24
Das Erlernen der Sprache war generell das größte Problem bei der Integration der Iraker in Tschechien. Das hat vor allem die Arbeitssuche erschwert. Von den sechs Männern im arbeitsfähigen Alter sind fünf inzwischen berufstätig, doch vier davon erst seit Beginn dieses Jahres:

„Der eine Iraker, der schon seit Sommer letzten Jahres angestellt ist, arbeitet in einer Firma, die Innenausstattungen produziert. Er ist gelernter Tischler. Die anderen vier haben eine Anstellung bei der Diakonie als Hilfsarbeiter gefunden. Es sind ebenfalls Tischler, die in ihrer Heimat als Gewerbetreibende Möbel herstellten. Gern würden wir sie auch hier in dieser Branche unterbringen, doch das ist nicht so einfach.“

Foto: ČT24
Neben den fehlenden Sprachkenntnissen wurde zudem noch ein zweites Manko offenkundig, ergänzt Kašpárek:

„Ein gewisses Problem war auch der Gesundheitszustand. Denn die christlichen Iraker waren mehrere Jahre auf der Flucht vor radikal-islamischen Gruppierungen. In dieser Zeit hatten sie keine ärztliche Betreuung. Diese wurde ihnen erst nach ihrer Einreise in Tschechien wieder zuteil. Es dauerte jedoch eine Zeitlang, bis sich ihr Gesundheitszustand verbessert hatte.“

Kirchliche Grundschule in Třinec  (Foto: Google Street View)
Anlass zu größerer Hoffnung für eine gute Integration geben indes die Kinder der irakischen Familien. Einige von ihnen besuchen seit Mai vergangenen Jahres eine kirchliche Grundschule in Třinec:

„Die Kinder beherrschen die tschechische Sprache am besten. In der Schule haben sie sich zudem sehr gut in das Kollektiv integriert. Mit Beginn des neuen Jahres denken wir indes über Veränderungen der gesamten Betreuung nach, damit die Iraker weiter die Möglichkeit zum Erlernen der Sprache und zum Erlangen einer Arbeit haben.“

Nach genau einem Jahr ist das Pilotprojekt nämlich offiziell zu Ende. Die Schlesische Diakonie und die Siftung „Generace 21“ aber haben sich bereits nach Mitteln und Wegen umgeschaut, wie sie die Betreuung der Iraker fortsetzen können.