Egon Schiele, Anne Frank und Lederhosenzombies – „Das Filmfest“ in Prag und Brünn

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Zum elften Mal bereits werden in Tschechien die interessantesten deutschsprachigen Kinoproduktionen vorgestellt. Das geschieht beim sogenannten „Filmfest“ ab 19. Oktober. Fast 40 Streifen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz laufen dann in Prag und Brno / Brünn.

Die Auswahl kann sich sehen lassen. Es sind preisdekorierte Filme darunter, aber auch wagemutige Nachwuchsproduktionen – wobei das eine das andere nicht ausschließen muss. Die größte Sektion mit zwölf Filmen nennt sich wie in den vorherigen Jahren „Das Filmfest spezial“. Was ist dort dieses Mal besonders? Sarah Polewsky vom Österreichischen Kulturforum:

„Besonders ist dieses Jahr auf jeden Fall, dass wir sehr viele Verleihpremieren im Programm haben. Das heißt, dass Filme, die wir für das Programm ausgewählt haben, noch während des Festivals oder anschließend in die tschechischen Kinos kommen.“

Sarah Polewsky  (Foto: Archiv des Österreichischen Kulturforums)
Insgesamt auf vier Spielfilme trifft das zu, darunter etwa das Drama „24 Wochen“, das als einziger deutscher Beitrag bei der diesjährigen Berlinale uraufgeführt wurde. Oder auch auf die Koproduktion über den österreichischen Maler Egon Schiele, der unter anderem im südböhmischen Ceský Krumlov / Krumau gelebt hat. Sarah Polewsky:

„Der deutsche Titel heißt ‚Egon Schiele – Tod und Mädchen‘, nach einem seiner letzten Bilder, das er mit seiner einzigen großen Liebe – Wally – gemalt hat. Der Film verfolgt Egon Schiele aus der Perspektive der Frauen, die für ihn Modell standen oder für ihn sehr wichtig waren.“

Das Egon-Schiele-Drama basiert auf einem Buch, und sowohl die Autorin Hilde Berger als auch Regisseur Dieter Berner und Hauptdarstellerin Valerie Pachner werden zur Premiere nach Prag kommen. Apropos Ehrengäste: Rund 20 Schauspieler, Regisseure und Produzenten wollen in den Kinosälen mit den Zuschauern über ihre Filme diskutieren.

Film ‚Grüße aus Fukushima‘  (Foto: YouTube)
Erneut hat das Festival auch ein Leitthema, das in einer eigenen Sektion vorgestellt wird. Tomáš Fridrich vom Goethe-Institut in Prag:

„Wir haben das Thema ‚Flucht‘ ausgewählt. Dies ist etwas, was Europa seit anderthalb Jahren stark bewegt. Zugleich wollen wir die Flucht so breit wie möglich thematisieren. Das heißt, nicht nur die physische Flucht, sondern auch die Flucht vor sich selbst, wie zum Beispiel in dem Film ‚Grüße aus Fukushima‘ von Doris Dörrie. Dort flüchtet die Hauptdarstellerin vor sich selbst nach Japan und hat eine intime Begegnung mit der letzten Geisha von Fukushima.“

„Die Reise mit Vater“  (Foto: YouTube)
Flucht wird aber auch aus historischer Perspektive aufgearbeitet, wie etwa in der deutschen Neuverfilmung des Tagebuchs von Anne Frank oder im Roadmovie „Die Reise mit Vater“ über eine Fahrt durch den Ostblock im Jahr 1968.

Ganz besonders viele unerwartete Momente verspricht die Sektion Mumblecore.

Das Filmfest läuft in Prag vom 19. bis 23. Oktober und in Brünn vom 31. Oktober bis 3. November. Mehr zum Programm auf der Webseite www.dasfilmfest.cz

„Mumblecore bezeichnet ein Genre nach Vorbild des amerikanischen Mumblecores, das sich in Berlin vor allem bei jungen Filmemachern durchgesetzt hat. Da geht es darum zu improvisieren, einmal aus der Lust daran, aber auch aus der Not der begrenzten Mittel und um nicht auf Geld der Filmförderung angewiesen zu sein. Es sind also sehr kleine Geschichten, die aber oft trotzdem zum großen Kino werden“, so Sarah Polewsky.

Abgerundet wird das Programm durch Dokumentarstreifen und Kurzfilme.

Autor: Till Janzer
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