Dubiose Transaktionen und schlechte Bilanzen: Russischer ERB-Bank geht das Geld aus

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Das erste Mal seit 13 Jahren gerät in Tschechien ein Bankhaus ins Schleudern. Der russischen ERB-Bank ist das Geld ausgegangen, und Auszahlungen an ihre Kunden sind vorerst nicht möglich. Die Sperrung des Geldflusses ist der Höhepunkt eines bereits seit März schwelenden Konflikts mit der Tschechischen Nationalbank um dubiose Transaktionen.

ERB-Bank in Prag  (Foto: Google Street View)
Kunden der russischen ERB-Bank in Tschechien dürften sich am Montag gewundert haben. Wer Geld am Bankomaten des Geldhauses abheben wollte, kam mit leeren Händen zurück. Die Auszahlung aller Einlagen bei der ERB-Bank für Privat- und Firmenkunden sei gestoppt, hieß es dazu von der Tschechischen Nationalbank. Diese hat das sogenannte Garantiesystem für Finanzmärkte aufgefordert, mit Entschädigungen an die Kunden einzuspringen. Dies bestätigt auch Marek Zeman von der Nationalbank:

Renáta Kadlecová  (Foto: Archiv FPV)
„Wir haben das Garantiesystem für die Finanzmärkte darüber informiert, dass die ERB-Bank ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Das bedeutet, dass das Garantiesystem einspringen und innerhalb von sieben Tagen ab Stichtag die Einlagen der Kunden auszahlen muss.“

Renáta Kadlecová ist Direktorin des Garantiesystems und erklärt das weitere Vorgehen:

„Zurzeit wählen wir noch eine Bank aus, die die Einlagen der ERB-Bank auszahlen soll. Wir geben in spätestens drei Tagen bekannt, um welches Institut es sich handeln wird. Die Kunden können dann mit einem gültigen Ausweisdokument zu der betreffenden Bank kommen und sich ihr Geld auszahlen lassen.“

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Bis zu 2,7 Millionen Kronen (100.000 Euro) können die Kunden dann bei den jeweiligen Banken abheben oder auf einem anderen Konto deponieren. Und das in voller Höhe und ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand. Was jedoch mit Kunden passiert, die mehr als den Höchstbetrag bei der ERB-Bank deponiert haben, ist noch nicht klar. Vielen Firmen, die ihr Geld dort angelegt hätten,

Eigentlich war die ERB-Bank bereits seit Längerem ein Finanz-Zombie. Das als Europäisch-russische Bank gegründete Geldhaus konzentrierte sich vor allem auf Exportgeschäfte aus der EU nach Russland. Bereits im März dieses Jahres hat ihr die Tschechische Nationalbank jedoch verboten, Kredite zu vergeben und sogar Einlagen entgegenzunehmen. Grund dafür sind Rechtsstreitigkeiten um die Bilanzführung der Bank, die hauptsächlich mit russischem Kapital operiert. Dort sollen Ungereimtheiten aufgetreten sein, die auf Geldwäsche und sonstige illegale Praktiken hinweisen.

Die Zahlungsunfähigkeit der ERB-Bank ist die erste Bankenpleite seit 13 Jahren in Tschechien, wie auch Renáta Kadelcová bestätigt:

„Das letzte Mal, als das Garantiesystem für eine Bank einspringen musste, war im Jahr 2003. Damals waren es genauer gesagt zwei Banken: Die eine war die Union Bank. Mit Einlagen im Wert von zwölf Milliarden Kronen war dies die größte Bankenpleite bisher hierzulande. Die andere war die kleine Pilsener Bank.“

Auch die ERB-Bank ist mit ihren knapp 6000 Klienten eine vergleichsweise kleine Bank für tschechische Verhältnisse. Deshalb sollte ihre Zahlungsunfähigkeit auch das Bankensystem hierzulande nicht ins Wanken bringen wird. Das Garantiesystem rechnet mit Zahlungen lediglich im Wert von 3,6 Milliarden Kronen (133 Millionen Euro).