Digitale Revolution im tschechischen Fernsehen beginnt in Domazlice

In der Nacht auf Samstag startet sie auch in Tschechien endlich: die digitale Revolution im Fernsehen, wie sie von hiesigen Medien allenthalben bezeichnet wird. Im westböhmischen Bezirk Domazlice / Taus wird der TV-Sender auf dem Berg Vrani vrch auf digitales Signal umgestellt. Es ist die erste Analogabschaltung in Tschechien.

Anstatt die Fernsehnachrichten zu sehen, werden am Samstag vielleicht einige der 200.000 Bewohner des Bezirks Domazlice in die Röhre schauen. Wer sein Fernsehgerät dann noch nicht für den Empfang digitaler Signale oder den Satellitenempfang gerüstet hat, wird nämlich nur noch ein schwarzes Bild vor Augen haben. Die anderen gewinnen in der ersten Phase aber nur ein bisschen hinzu. Denn zusätzlich können sie zwar je einen digitalen Nachrichten- und einen digitalen Sportkanal des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens empfangen; zugleich fällt aber erst einmal der Privatsender TV Prima weg, der noch keine digitale Sendelizenz besitzt. Nur den Sprachkundigen eröffnen sich noch weitere Möglichkeiten, wie Digitalisierungsfachmann Pavel Hanus vom Tschechischen Fernsehen sagt:

"In diesem Grenzgebiet lassen sich auch Signale von deutschen Sendern sehr gut empfangen. Diese bieten rund 16 Programme an."

Die starke Deckung mit deutschen Signalen ist im Übrigen auch der Grund, warum mit der Analogabschaltung gerade in dem westböhmischen Bezirk begonnen wird. Weil in Deutschland die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten ist, kommt es in den angrenzenden Gegenden auf tschechischem Boden zu gegenseitigen Störungen der digitalen und der analogen Signale. Und deswegen findet auch die nächste Analogabschaltung, die gegen Ende dieses Jahres vorgenommen wird, erneut in der Nähe zur deutschen Grenze statt: im nordböhmische Bezirk Usti n. L. / Aussig.

Komplett auf digitalen Empfang will Tschechien in etwas mehr als drei Jahren umgestellt haben, Stichtag ist der 10. 10. 2010. Innerhalb Europas gehört das Land damit eher zu den Nachzüglern, so ist Dänemark bereits ganz humorlos seit dem 1. April vergangenen Jahres fernsehtechnisch digitalisiert. Auch Luxemburg und die Niederlande vollzogen diesen Schritt schon 2006. Im Vergleich zu weiteren ehemaligen kommunistischen Ländern Mitteleuropas ist Tschechien jedoch schnell. Polen und Ungarn planen die Umstellung erst 2012 abzuschließen.

Allerdings ist es in Tschechien bei der Vergabe der Sendelizenzen für digitale Programme zu rechtlichen Problemen gekommen. Der Privatsender TV Prima hat deswegen erst einmal von der digitalen Ausstrahlung seines Programms abgesehen. Die Probleme könnte ein neues Gesetz lösen, das bis Ende September verabschiedet werden soll. Bis in einem Jahr könnten dann weitere TV Sender hinzukommen. Trotz der Verzögerung soll der Markt mit den Sendelizenzen in drei Jahren komplett liberalisiert werden, wie der stellvertretende Innenminister Zdenek Zajicek in einer Talkrunde des Tschechischen Rundfunks sagte:

"Für mich war das Versprechen jener entscheidend, die das digitale Netz bauen. Sie sagen, es lässt sich bis in drei Jahren für das ganze Land fertig stellen, also bis zum Stichtag 10.10.2010. Deswegen gilt weiterhin, dass jeder, der ab diesem Datum auf den TV-Markt kommt, eine Lizenz erhält."

Interessenten für die digitalen Sendelizenzen gibt es in jedem Fall bereits einige.