Deutsche Wehrmachtssoldaten finden letzte Ruhe in Hlucin

Als im März des Jahres bekannt wurde, dass in einer Fabrikhalle im nordböhmischen Usti nad Labem / Aussig seit Jahren die Gebeine von mehr als 4000 deutschen Wehrmachtssoldaten in Pappkartons gelagert werden, sorgte der unwürdige Umgang mit den Toten auf deutscher wie tschechischer Seite für erhebliche Empörung. Nun steht der Affäre ein gutes Ende bevor: Die nordmährische Stadt Hlucin hat der Einrichtung eines deutschen Soldatenfriedhofes zugestimmt. Thomas Kirschner mit den Einzelheiten.

Die sterblichen Überreste der Wehrmachtssoldaten waren im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in ganz Tschechien exhumiert worden.

"Die rund 4000 deutschen Soldaten sind in den letzten Kriegsmonaten im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren gefallen. Dass sie gerade in Usti zusammengetragen wurden ist ein trauriger Zufall, weil die Gebeine mit dem Ort keine Verbindung haben - das hätte genauso gut überall anders sein können",

so der Historiker Jan B. Uhlir kurz nach Bekanntwerden des Falls. Eigentlich war geplant, die Gebeine auf einen neu zu errichtenden Soldatenfriedhof in Prag-Straznice zu überführen; das Projekt war aber an den Kosten gescheitert. Die unwürdige Zwischenlagerung in einer heruntergekommenen Fabrikhalle hatte sich dadurch ins Unbestimmte verlängert. Erst als im März Fotos des makaberen Beinhauses in den Medien auftauchten und sich die Politiker in beiden Ländern des Falles annahmen, kam neue Bewegung in die Angelegenheit. Die Gebeine wurden in ein besser gesichertes Militärareal überführt, parallel wurde ein geeigneter Friedhof gesucht. Wie gerufen kam da ein Angebot der Gemeinde Hlucin / Hultschin unweit von Ostrava. Am Dienstag hat der Stadtrat die Offerte nun endgültig bestätigt - für Rathaussprecherin Jarmila Harazinova eine Geste der Menschlichkeit:

"Das ist ein Ausdruck der Pietät, der Ehre gegenüber den Toten. In den Medien war immer zu hören, dass diese Frage nicht gelöst ist, dass hier ein Problem besteht, und deshalb hat sich die Stadt zu diesem Schritt entschlossen."

Und dabei ging es auch um eine Geste gegenüber der eigenen Vergangenheit. Die Gegend um Hlucin, das so genannte Hultschiner Ländchen, hat nämlich lange Zeit zu Preußen gehört. Als Teil des Sudetenlandes mussten auch von hier Soldaten in die Wehrmacht einrücken.