Debatte um Riesenrad in Prag: Braucht die Stadt eine neue Attraktion?

Foto: Archiv von Prag 5

Im Prager Stadtteil Smíchov soll ein neues Wahrzeichen entstehen. Ein Riesenrad soll ab dem nächsten Jahr in die Skyline der Moldaumetropole ragen. Für die Befürworter ist es ein Jahrhundertprojekt, das Prag zu einer Weltstadt machen soll. Die Kritiker sehen aber nur Größenwahn und rechtliche Probleme.

Visualisierung des Riesenrads in Prag  (Foto: Archiv von Prag 5)
London, Las Vegas, Wien – diese Städte haben es schon, Berlin wollte es und Paris hat es nicht mehr – ein Riesenrad in der Skyline. Auch Prag will sich nun in die Liste der glitzernden Weltmetropolen einreihen und eine dieser Jahrmarktsattraktionen aufstellen. Und zwar direkt am Moldauufer im fünften Prager Stadtbezirk. Die Verwaltung des Stadtteils hat dem Projekt bereits grünes Licht gegeben. Radek Klíma (Top 09) ist Bürgermeister des fünften Prager Stadtbezirks:

„Unser Stadtteil, aber auch die ganze Stadt Prag, hat keine wirklich bedeutende Attraktion. Wir haben dafür auch den richtigen Platz gefunden. Das Riesenrad soll zwar im denkmalgeschützten Stadtzentrum stehen, aber doch ganz deutlich an dessen Rand. Dort stört es eigentlich niemanden und es verschandelt auch nicht die Architektur in der Umgebung. Hinter dem Riesenrad ist lediglich die Mauer der Brauerei Staropramen. Durch diesen Plan würden wir vor allem eines unserer Ziele erfüllen, das lautet: unsere Uferpromenade zu beleben.“

Quelle: Archiv von Prag 5
Tatsächlich ist der fünfte Prager Stadtbezirk nicht gerade ein Anziehungspunkt, weder für Touristen noch für Einheimische. Trotz der breiten Uferpromenade an der Moldau – und gerade die gilt es aufregender und populärer zu machen. Mit der Errichtung des Riesenrads sind auch Cafés und ein Veranstaltungsareal geplant. Damit soll der Stadtteil mit der Vergnügungsmeile auf der anderen Moldauseite im ersten Prager Stadtbezirk konkurrieren können.

Doch längst nicht jeder teilt die ungehaltene Begeisterung des Bürgermeisters. Viele Stadtpolitiker schütteln über die Pläne Klímas nur den Kopf. So auch die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnačová (Partei Ano). Prag habe bereits ein Riesenrad auf dem Messegelände, und das reiche, sagte die Politikerin der Presseagentur ČTK. Am Ende werde Prag als die Stadt berühmt werden, die fünf Riesenräder hat, bemerkte Krnačová höhnisch.

Lukáš Budín  (Foto: TV Prima)
Vor allem aber die Prager Denkmalschützer schlagen Alarm, da sich das Riesenrad noch auf dem Gebiet des geschützten Prager Stadtzentrums befinden würde. Dort wo das Projekt geplant sei, sehe er keine Hoffnung für seine Zustimmung, sagte der Prager Chef-Denkmalschützer Ondřej Šefců gegenüber der Tageszeitung „Hospodářske noviny“.

Das Projekt sei absolut größenwahnsinnig, meint auch der Oppositionspolitiker im Stadtrat des fünften Prager Bezirks, Lukáš Budín (Grüne). Ihm stößt bei dem geplanten Riesenrad aber besonders eine Tatsache sauer auf:

„Es ist doch sehr merkwürdig: Für den Auftrag hat sich nur eine einzige Firma gemeldet. Und noch dazu eine GmbH, die es seit genau zwei Monaten, ich betone, zwei Monaten gibt. Der Bezirk hat sich sicher bestätigen lassen, dass das ein ganz solider Partner mit Erfahrung ist. Ganz zufällig baut dieser Partner dann auch noch genau so ein Riesenrad, das der Bürgermeister bereits vor zwei Jahren an einem anderen Ort aufstellen wollte. Die ganze Angelegenheit wirft ganz viele Fragezeichen auf. Und bei mir ruft sie das Gefühl hervor, dass da nicht alles mit ganz sauberen Dingen zugehen kann.“

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Radek Klíma  (Foto: Archiv Top 09)
ürgermeister Radek Klíma lässt diese Kritik indes nicht gelten. Das Riesenrad berge viele wirtschaftliche Vorteile. Immerhin soll es durch den veranschlagten Mietvertrag monatlich 56.500 Kronen (2000 Euro) in die Rathauskasse spülen. Die Kritik an seinem Projekt sei fortschrittsfeindlich und nichts anderes als typisch tschechischer Neid, so Klíma:

„Wenn irgendwo etwas geplant und gebaut wird, treten immer dieselben Menschen auf den Plan: die, die Angst vor dem Neuen haben. Das ist aber völlig normal. Auch als das ´Tanzende Haus´ gebaut wurde, gab es eine Menge an Kontroversen und viele Leute haben sich dagegen gewehrt. Jetzt ist es aber eine der Hauptattraktionen unserer Stadt, die viele Touristen anlockt.“