Das kleine Lourdes im Böhmerwald wird wieder belebt

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Nur ein Haufen von Steinen, die unter Ästen fast nicht mehr zu sehen waren - das war das Einzige, was von der Hauswaldkapelle geblieben war. Sie stand einst unweit der Gemeinde Srni / Rehberg. Nach fünfzig Jahren Verwüstung wurde der Platz auf dem die Kirche stand und der aufgrund der dortigen Heilquelle früher "das kleine Lourdes des Böhmerwaldes" genannt wurde, neu gestaltet. Martina Schneibergova war bei der Wiedereinweihung der Quelle dabei.

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Nicht nur aus der Umgebung, sondern auch aus Tirol und aus Italien sind Pilger im 19. Jahrhundert hierher gekommen, um die Heilquelle auszuprobieren. Die erste Kapelle wurde über dem Schwemmkanal 1820 von der Gemeinde Srni erbaut. Ein neuer größerer Sakralbau entstand am selben Ort vierzig Jahre später. Diese Kapelle wurde 1902 umgebaut, und es sind noch einige Fotos erhalten geblieben, auf denen sie zu sehen ist. Sie erfuhr jedoch dasselbe Schicksal wie alle andere Bauten in dieser Grenzregion. Auf dem recht geräumigen Militärsperrgebiet, das hier von den Kommunisten errichtet wurde, wurden sämtliche Bauten, bis auf einige Ausnahmen, die von den Grenzschutzsoldaten genutzt wurden, dem Erdboden gleichgemacht. Die Hauswaldkapelle wurde 1957 von der tschechoslowakischen Armee in die Luft gesprengt.

Der Bürgerverein, der den Namen des tschechischen Böhmerwald-Dichters Karel Klostermann trägt, kam - durch Erinnerungen des Schriftstellers inspiriert - auf die Idee, den Ort mit der legendären Quelle neu zu gestalten. Der Vorsitzende des Vereins Vaclav Sklenar, der in Srni lebt, sagte:

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"Ich kenne Deutsche, die aus dieser Region stammten, die vertrieben wurden, und die dieses Wasser, das vor allem für die Augen heilende Wirkung hatte, gekannt haben. Wir dachten, dass es notwendig wäre, hier das Phänomen des Wassers hervorzuheben. In Holzrinnen wird das Quellwasser bis in stilisierte gläserne Handflächen geführt, aus denen es in einen steinernen Behälter fließt. Es geht dabei um das Erlebnis."

Der Bürgerinitiative war von Anfang an klar, dass sie keine neue Kapelle erbauen will. Mit der künstlerischen Gestaltung des Ortes wurde der Bildhauer Vaclav Fiala aus Klatovy / Klattau beauftragt. Das durch handgemachte Rinnen aus Eichenholz fließende Wasser soll seinen Worten zufolge an eine Rosenkranzschnur erinnern. Anstelle von Perlen liegen unter der seltsamen Wasserleitung Steine, die aus verschiedenen Flüssen im Böhmerwald stammen. Das Rosenkranzsymbol wurde deshalb gewählt, weil die früheren Kapellen der Jungfrau Maria geweiht worden waren. Anstelle der vernichteten Kapellen kann man heute nur die Umrisse der ursprünglichen Bauten besichtigen.

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An der Erneuerung des Ortes beteiligte sich auch die Verwaltung des Nationalparks Böhmerwald. Sein Leiter Alois Pavlicko erklärte:

"Die geistige Erneuerung des Böhmerwaldes ist eines der Ziele des Nationalparks und es ist auch mein persönliches Ziel. Diese Erneuerung besteht in der Wiederbelebung der vergessenen Orte sowie der Naturressourcen, zu denen, wie hier, auch das Wasser gehört. Es handelt sich um Quellen, die Energie enthalten. Das soll jeder selbst ausprobieren. Wir werden froh sein, wenn hier Menschen einen schönen Tag mit der Naturquelle an einem spirituellen Ort erleben, den die Hauswaldkapelle darstellt."

Die Hauswaldkapelle ist am einfachsten auf einem Wanderweg zu erreichen, der vom Parkplatz Mosau bei Srni bis zu der legendären Quelle führt.