Das Ende eines Privatsenders

Dass ein Fernsehsender sein Programm abbricht und statt dessen ein Text auf der ansonsten schwarzen Mattscheibe erscheint, das kennt man in Tschechien bereits seit der Krise um das öffentlich-rechtliche Fernsehen CT Ende des vergangenen Jahres. Und so hatten einige Tausend tschechische TV- Zuschauer am Sonntag ein "Deja vu" - Erlebnis. Olaf Barth berichtet.

Kurz nach 21:00 Uhr am Sonntagabend unterbrach nämlich der Privatfernsehsender "TV 3" sein Programm. Auf dem Bildschirm stand die Ursache schwarz auf weiß zu lesen: Aufgrund der Entscheidung des Rundfunk- und Fernsehrates vom 20.11. 2001 sei man gezwungen, seinen Programmbetrieb mit Wirkung zum 6.12. 2001 einzustellen. Man vertraue allerdings darauf, dass es sich noch nicht um eine definitive Lösung handle. Und so erklärte Jiri Hrabovsky, Sprecher von TV 3:

"Man hat uns auferlegt, den Sendebetrieb bis zum 6. Dezember einzustellen, andernfalls droht uns eine Strafe in Höhe von 10 Millionen Kronen. Der Text, der nun eingeblendet ist, bedeutet noch nicht das Ende unseres Sendebetriebs, wir haben lediglich das reguläre Programm durch diese Nachricht ersetzt."

Der Vorsitzende des Rundfunk- und Fernsehrates, Martin Muchka, sieht die Verantwortung allerdings bei den Betreibern des Senders (ZITAT): "Sie haben genug Zeit gehabt, alle Probleme zu lösen. Wir haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Sender sich nicht im Einklang mit dem Gesetz befindet. Ihre jetzige Entscheidung betrachte ich als übereilt. Schließlich läuft die Frist erst am Mittwoch aus."

Die Probleme des Senders TV 3 scheinen aber so groß zu sein, dass sie sich nicht auf die Schnelle lösen lassen. Es herrscht nämlich bereits seit längerem ein Streit zwischen Martin Kindernay, dem Rechteinhaber von TV 3, und seinem Investor EMV. Als Grund für diesen Hader gilt die Ablehnung des Rundfunk- und Fernsehrates, die Sendelizenz der Luxemburger Gesellschaft KTV, deren Alleineigentümer Kindernay ist, zu übertragen.

Auf die derzeitige Situation von TV 3 angesprochen, unterstreicht der stellvertretende Vorsitzende des Rundfunk- und Fernsehrates, Petr Stepanek, jedoch:

"Das ist keineswegs das Ergebnis der Entscheidung des Rates, sondern das Resultat der unternehmerischen Praktiken einiger Herren hierzulande. Der Rat hat lediglich eine Sache festgestellt: Auch ausländische Investoren müssen sich an unsere Gesetze halten."

Es steht also zu befürchten, dass die Mattscheibe auf dem Kanal von TV 3 demnächst gänzlich schwarz bleibt.

Autor: Olaf Barth
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