Das Bild des Nachbarn in den Medien

Klischees oder aktuelle und seriöse Berichte? Das Bild des Nachbarlandes in den Medien wurde in einer Debatte erörtert, die in der letzten Woche im Tschechischen Zentrum in Berlin veranstaltet wurde. Im Auditorium war auch unser freier Mitarbeiter, Jürgen Siebeck.

Tschechien und Deutschland
Die Rolle und auch die Verantwortung der Medien in der Vermittlung des Bildes über das Nachbarland waren das zentrale Thema einer gut besuchten Diskussionsveranstaltung des Tschechischen Zentrums in Berlin am Donnerstagabend. Frau Dr. Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum hatte die Moderation.

"Da in letzter Zeit man häufiger Medienschelte hört, wollten wir einmal zwei Vertreter der Medien zu Worte kommen lassen."

Georg Pacurar, Mitarbeiter der Deutschen Presseagentur (dpa) in Prag, und Dr. Lubos Sebestík von der tschechischen Presseagentur (CTK) in Berlin berichteten über ihre Arbeit. Presseagenturen liefern den Redaktionen der Printmedien, des Rundfunks oder des Fernsehens eine Dienstleistung - eine möglichst breite Palette von unkommentierten Informationen, Meldungen, Hintergrundberichten oder auch Analysen. An dem Abend war mehrfach von der "Chronistenpflicht" die Rede. Aus der breiten Palette würden die Redaktionen dann auswählen. Da habe dann oft das Normale, das Alltägliche geringere Chancen als die Meldung mit dem besonderen Kick, das Außergewöhnliche, der Skandal, die Emotion.

Nach Dr. Sebestík von CTK werde Deutschland in den tschechischen Medien in der Regel aber ganz normal behandelt, wie andere Nachbarländer auch.

"Wenn wir vielleicht noch einige historische Probleme haben, dann wird darüber auch geschrieben. Aber das gehört auch zu der Normalität zwischen beiden Ländern, auch zu der Normalität der Darstellung in den Medien. Schwierigkeiten sehe ich einfach in den Klischees, die manchmal noch existieren, und manchmal auch in den einseitigen Ansichten oder Meinungen oder Äußerungen."

Diese Klischees oder Einseitigkeiten sowie deren mögliche Instrumentalisierung durch Medien und Politik wurden auch ausgiebig an diesem Abend besprochen: von den betrügerischen Taxifahrern in Prag, den sogenannten Benes-Dekreten, die immer wieder durch die deutsche Presse geistern, bis hin zu den Pfingsttreffen der Sudentendeutschen, die in den tschechischen Medien alte Ängste schüren. Das Vermitteln von Vorurteilen sei in der Vergangenheit allerdings noch intensiver gewesen und auch von der EU-Integration erhoffe man sich einen weiteren Schritt zur Normalität in der Berichterstattung. Ihrer Verantwortung im Umgang mit den Nachrichten seien sich die Journalisten in der Regel bewusst.

In der lebhaften Diskussion wurde dies zum Teil angezweifelt, manchmal auch sehr emotional. Abschließend Georg Pacurar von dpa-Prag:

"Für mich war das Interessanteste an dem heutigen Abend das Interesse. Was mich hier etwas gewundert hat, waren die hochkochenden Emotionen."

Autor: Jürgen Siebeck
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