Covid-19 in Tschechien: Fiebermessen an der Grenze

Fiebermessen an der Grenze (Foto: ČTK / Václav Šálek)

Tschechien reagiert mit Grenzkontrollen und verschärften Quarantäne-Regeln auf die Ausbreitung des Coronavirus. Die Infizierten-Zahlen bleiben aber weiterhin gering. Damit das so bleibt, gibt es laufend neue Maßnahmen.

Fiebermessen an der Grenze  (Foto: ČTK / Václav Šálek)

Mailänder U-Bahn  (Foto: ČTK / AP Photo / Antonio Calanni)
Am Wochenende verkündete Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte einen radikalen Schritt: Die ganze Lombardei sowie 14 weitere Provinzen der umliegenden Regionen stehen wegen des Coronavirus unter Quarantäne. Insgesamt betrifft die Maßnahme rund 16 Millionen Menschen. Jiří Kuděla ist tschechischer Generalkonsul in Mailand:

„Die meisten Läden sind offen, ebenso wie einige Cafés. Es gab jedoch Hamsterkäufe, vor allem sind keine Desinfektionsmittel mehr zu bekommen. Das Sortiment wird in den kommenden zwei Tagen aber sicher wieder aufgefüllt. Für die Mailänder ist die Lage schwer. Denn wie alle Italiener leben sie gerne in vollen Zügen, und die neuen Maßnahmen sind für sie sehr deprimierend.“

Roman Prymula  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Derzeit befinden sich auch rund 12.000 Tschechen in den betroffenen Regionen. Diese können laut dem Außenministerium in Prag ohne weiteres in ihre Heimat zurückkehren. Der zuständige Staatssekretär am Gesundheitsministerium, Roman Prymula, empfiehlt eine Heimfahrt vor allem im eigenen Auto und genug Abstand zu Mitreisenden, sollte man dennoch auf Bus oder Zug angewiesen sein:

„Wenn möglich, sollten sich Betroffene von Angehörigen mit dem Auto abholen lassen. Natürlich kann man nicht vermeiden, dass die Rückreise auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln stattfindet.“

Allgemein gilt aber seit Samstag eine verpflichtende zweiwöchige Quarantäne für alle Italien-Rückkehrer. Diese ist sehr rigoros, denn bei einem Verstoß droht eine Geldstrafe von bis zu drei Millionen Kronen (fast 120.000 Euro). Damit will man eine weitere Ausbreitung des Erregers hierzulande eindämmen. Zuständig seien nun vor allem die Hausärzte, die eine Heim-Quarantäne verordnen können, so Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) am Sonntag:

Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / AP Photo / Virginia Mayo)
„Wenn ein Patient normalen Kontakt mit seinem Umfeld hatte, dann muss man gleich mehrere Dutzend Menschen unter Quarantäne stellen. Dabei wollen wir vor allem den überlasteten Gesundheitsämtern in den Kreisen Arbeit abnehmen.“

Gleichzeitig kontrolliert Tschechien seit Montagmorgen seine Grenzen aus Richtung Österreich, Deutschland und der Slowakei. Dabei wird vor allem Fieber gemessen. Mehr dazu erläuterte Finanzministerin Alena Schillerova (Partei Ano):

„Wenn bei einem Reisenden eine erhöhte Temperatur von mindestens 38 Grad Celsius festgestellt wird, dann informieren wir die Notfallnummer 112 sowie das nächste Gesundheitsamt. Danach wird über die Einweisung in ein Krankenhaus oder Quarantäne entschieden.“

Foto: ČTK / Ondřej Deml
Gleich am Montagmorgen gab es mindestens einen Verdachtsfall in Südböhmen.

Italien ist bisher das am stärksten von Covid-19 betroffene Land in Europa. In Prag beobachtet man deshalb genau, wie dort mit der neuartigen Lungenkrankheit umgegangen wird. Laut den zuständigen Stellen in Rom müssen in den Kliniken ausreichend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen für akute und kritische Fälle. Da sei man in Tschechien besser ausgestattet als Italien, bekräftigt Roman Prymula:

„Bei Bedarf können wir, ohne zu zögern, weitere 150 Beatmungsgeräte bereitstellen. Insgesamt haben wir hierzulande pro Kopf dreimal mehr Apparate als in Italien. Das bedeutet, dass wir uns ohne Probleme um 2000 neue Patienten kümmern könnten.“

Besuchsverbot in einem Krankenhaus  (Foto: ČTK / David Taneček)
Bis zum frühen Montagnachmittag wurde das neuartige Coronavirus hierzulande bei 32 Menschen festgestellt, es wird aber mit weiteren Ansteckungen gerechnet. Am Montag beschloss der Sicherheitsrat des Staates zudem, besonders bedrohte Risikogruppen besser zu schützen. Deshalb hat die Regierung ein Besuchsverbot in Altenheimen und Kliniken angeordnet. Doch es gibt Ausnahmen, die Regelung bezieht sich nicht auf Hospize, Geburts- und Kinderstationen. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch:

„Das hätte keinen Sinn besonders bei frischgebackenen Müttern, die ihre Kinder in stationärer Behandlung besuchen. Allein wegen der Psyche von Mutter und Kind wäre eine solche Maßnahme schlecht, außerdem ist das Risiko für beide eher gering.“

Über beispielsweise flächendeckende Schulschließungen wird derzeit noch nicht diskutiert. Nichtsdestotrotz haben sich vereinzelte Schulen wegen Verdachtsfällen dennoch für außerplanmäßige Ferien entschieden.