Brücken: Prager TU entwickelt Kontrollvorrichtung

Foto: Filip Jandourek, ČRo

Wissenschaftler aus Prag wollen Brücken sicherer machen. Deswegen arbeiten sie an einem Monitoring-Verfahren. Das wird derzeit in Südböhmen getestet.

Morandi-Brücke in Genua  (Foto: Paolo Bubici,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Jan Včelák  (Foto: ČT)
Das tragische Unglück in Genua hat auch in Tschechien einige Fragen aufgeworfen. Zum einen wird derzeit der Zustand der Straßenbrücken kontrolliert. Zum anderen wurde an der Technischen Hochschule in Prag ein Projekt gestartet. Dabei wird ein Glasfaserkabel ins Tragwerk der Brücke eingelassen. Über sogenannte optische Dehnungssensoren wird gemessen, wie stark diese tragende Konstruktion belastet ist, wenn zum Beispiel ein Lastwagen darüberfährt. Die technischen Details nennt Jan Včelák von der TU, der das Projekt leitet:

„Die Glasfaserkabel werden vom Hersteller an einigen spezifischen Punkten mit künstlichen Brüchen versehen. Das nennt sich Faser-Bragg-Gitter, dadurch entsteht an den Messstellen ein optischer Interferenzfilter. Dann verbindet man das Ende des Kabels mit einem Laser. Und man schaut sich an, wie die Wellenlängen reflektiert werden.“

So entstehen Amplituden wie durch einen Seismographen.

Kristýna Čápová  (Foto: ČT)
Ein solches Kabel haben Včelák und seine Kollegen in eine neue Brücke in Südböhmen integriert. Über die Brücke nahe der Gemeinde Staré Hobzí führt eine Straße über die Mährische Thaya. Alle zehn Minuten werden die Daten der Sensoren an ein Büro der Universität in Mittelböhmen übermittelt. Kristýna Čápová wertet die Daten aus:

„Derzeit verfolgen wir vor allem die Intensität des Verkehrs. Weil der Bau neu ist, gehen wir nicht von irgendwelchen Schäden aus. Zugleich hatten wir die Möglichkeit, die Erschütterungen der Brücke bereits bei der Betonierung zu messen.“

Foto: ČT
Jetzt geht es vor allem darum festzustellen, welche Fahrzeuge die Brücke wie stark in Schwingung bringen. Kristýna Čápová hat ein Papier mit den Aufzeichnungen vor sich liegen…

„Hier ist zum Beispiel zu sehen, dass drei Autos hintereinander über die Brücke gefahren sind. Man sieht, dass eines größer gewesen sein muss, eines kleiner und das dritte wohl ein Transporter.“

Das aber wollen die Wissenschaftler genau wissen, deswegen haben sie noch eine weitere Vorkehrung getroffen.

„Wir haben zusätzlich eine Kamera installiert. So können wir die Ausschläge jeweils einem konkreten Auto beziehungsweise der Größe des Fahrzeugs zuordnen“, sagt Jan Včelák.

Troja-Brücke in Prag  (Foto: Filip Jandourek,  ČRo)
Die Glaskabel sind nicht sonderlich teuer, die Kosten liegen zwischen 10.000 und 20.000 Kronen (rund 400 bis 800 Euro), wie Jan Včelák versichert. Mehr investieren muss man hingegen in die Auswertungs-Vorrichtungen. Deswegen glaubt der Projektleiter, dass sich die Technik vor allem für Brückenneubauten anböte. Dann könne der Preis schon in die Bau-Ausschreibung einberechnet werden.

Prinzipiell ist aber auch eine Anbringung an bestehende Brücken möglich. Allerdings sind die Sensoren dann den Umwelteinflüssen ausgesetzt, außerdem besteht die Gefahr des Diebstahls.