Blumenzucht: Tschechische Farmen im Kommen

Foto: Archiv Loukykvět

Die Blumenläden in Tschechien haben vermehrt auch heimisches Gewächs im Programm. Denn seit einigen Jahren steigt hierzulande die Anbaufläche für Schnittblumen.

Foto: Archiv Loukykvět
Karolína Hábová betreibt zusammen mit ihrem Mann František eine Blumenfarm. Loukykvět heißt sie und liegt vor den Toren von Prag. Seit einigen Jahren liefern sie ihre bunten Sträuße an Kunden in der tschechischen Hauptstadt. Allein 59 unterschiedliche Dahlien haben sie im Angebot und noch vieles mehr. Preislich können die beiden engagierten Züchter zwar nicht mithalten mit den Billigblumen aus den Niederlanden oder Kenia. Doch in der Vielfalt stechen sie die Konkurrenz aus. Kein leichtes Geschäft, wie Karolína Hábová gesteht:

„Uns verschlingt die Arbeit ganz schön, von morgens bis abends. Wie viel Einsatz das erfordert, haben wir am Anfang nicht gewusst.“

Vor fünf Jahren haben sie ihren Betrieb gegründet. Für František Hába war es ein Quereinstieg. Zuvor war er in der IT-Branche beschäftigt, dann sattelte er um. Die Nachfrage ist groß nach den originellen und bunten Sträußen von Loukykvět.

„Zwei oder drei Jahre lang haben wir wirklich jeden Samen von eigener Hand gesetzt. Irgendwann sind wir nicht mehr hinterhergekommen. Deswegen haben wir eine Setzmaschine angeschafft.“

Das Gerät sauge die Samen auf wie ein Staubsauger, diese würden dann durch ein Rohr direkt in die Setzkästen fallen, erläutert František Hába.

Chrysanthemen  (Foto: Couleur,  Pixabay / CC0)
Zwischen den Kriegen war die Tschechoslowakei übrigens eine Blumengroßmacht. Nelken, Chrysanthemen und Dahlien von hier wurden nach ganz Europa geliefert. Die heutigen Flächen sind ein kleiner Fleck im Vergleich zu damals: Auf 236 Hektar wurden vergangenes Jahr in Tschechien Blumen gezüchtet. Immerhin bedeutete dies einen Zuwachs von 30 Hektar gegenüber 2017. Dahinter stehen Geschichten wie die von Daniela Tichá aus Jáchymov / Joachimsthal:

„Begonnen hat das mit einem Hochzeitstrauß für einen Bekannten. In meinem Garten habe ich alle Blumen gepflückt, die ihm gefallen haben. Diese habe ich dann zu einer Blumenhändlerin in Karlsbad gebracht. Diese rieb sich verwundert die Augen, was alles in meinem Garten wächst. Sie sagte, sie wolle alles von mir kaufen. Das sei etwas ganz anderes als die Ware aus Holland und aus den Gewächshäusern. Ich sagte: ‚Abgemacht, ich pflücke dir meine Blumen.‘“

Ludmila Augustinová,  foto: Archiv der Landwirtschaftlichen Hochschule in Prag-Suchdol
Aus der Kooperation ist mittlerweile ein Broterwerb entstanden. Daniela Tichá hat von der Stadt ein kleines Grundstück erworben. Und damit liegt sie im Trend. Dies bestätigt Ludmila Augustinová von der Landwirtschaftlichen Hochschule im Prager Stadtteil Suchdol:

„In den vergangenen fünf, sechs Jahren sind auf dem tschechischen Markt endlich auch eigene Blumenfarmen entstanden. Sie züchten umweltfreundlich. Und die Kunden sind bereit, für lokale Produkte mehr zu zahlen.“

Denn Blumen von den Riesenplantagen in den Niederlanden oder Afrika kommen auch bei tschechischen Liebhabern immer weniger an – ob nun wegen fehlender Nachhaltigkeit oder den dortigen Arbeitsbedingungen.