Bittere Bilanz für Tschechiens Fußball: Vier Pleiten und nur ein Happy End

Skënderbeu Korçë - FK Mladá Boleslav (Foto: ČTK)

Noch vor Tagen herrschte großer Optimismus im tschechischen Vereinsfußball. In der ersten Liga haben Meister Slavia Prag und Erzrivale Sparta Prag kräftig eingekauft, der Titelträger der neuen Saison darf in der kommenden Spielzeit in der Champions League spielen. Doch wie sieht es in der laufenden Saison auf internationaler Bühne aus? Dazu passt nur ein Wort: trostlos.

Milan Škoda  (links). Foto: ČTK
Als der Kollege von den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks dieses Tor bejubelte, ahnte er noch nicht: Es sollte das einzige bleiben, das einer tschechischen Mannschaft das Weiterkommen im Wettbewerb bescherte. Es war der Ausgleichstreffer von Stürmer Milan Škoda zum 1:1 in der Begegnung Bate Borissow gegen Slavia Prag. Die Prager hatten im Hinspiel vor eigener Kulisse 1:0 gesiegt, das Rückspiel in der weißrussischen Großstadt gewannen die Gastgeber mit 2:1. Das Auswärtstor von Škoda sowie der verwandelte Elfmeter des Stürmers im Hinspiel aber sicherten den Pragern den Einzug in die Playoff-Runde zur Champions League. Der Doppeltorschütze musste jedoch nach der Partie in Borissow erst einmal kräftig durchschnaufen:

„Das war ein sehr schweres Spiel für uns. Wir haben schlecht begonnen und schon nach wenigen Minuten ein Gegentor bekommen. Danach haben wir die Zügel in die Hand genommen, Chancen herausgespielt und kurz vor der Pause das wichtige 1:1 erzielt. Dass wir aber gleich nach dem Seitenwechsel das zweite Gegentor kassieren, das hat uns Kopfweh bereitet. Zum Glück haben wir das Ergebnis dann gehalten.“

Viktoria Pilsen  (Foto: ČTK)
Eine gute Ausgangsposition für das Erreichen der Playoffs in der Champions League hatte auch Vizemeister Viktoria Pilsen. Nach dem 2:2 im Hinspiel beim FCS Bukarest hätte den Westböhmen bereits ein 1:1 zum Weiterkommen gereicht. Und so stand es auch nach 64 Spielminuten, als Angreifer Michael Krmenčík die Führung der Gäste ausglich. Doch dann kassierte Viktoria binnen acht Minuten nach groben Patzern noch drei Tore zum Endstand von 1:4. Dies war ein Einbruch, den selbst Pilsens Trainer Pavel Vrba von seiner erfahrenen Mannschaft so nicht erwartet hatte.

Einiges erwartet wurde auch von Sparta Prag. Der tschechische Rekordmeister hatte sich vor der Saison am deutlichsten verstärkt. Dank der dicken Geldbörse von Vereinsboss Daniel Křetínský wurden gleich zehn neue Spieler verpflichtet – allesamt Ausländer. Das „neue Babylon“ bei den Hauptstädtern erwies sich allerdings noch als zu großes Hemmnis, bestätigte nach der 0:1-Heimniederlage gegen Roter Stern Belgrad der österreichische Sparta-Stürmer Marc Janko:

Sparta Prag - Roter Stern Belgrad  (Foto: ČTK)
„Wir haben viele neue Spieler im Team. Von daher vermissen wir noch ein bisschen die Automatismen und die Struktur in unserem Spiel. Es braucht einfach Zeit. In diesem Geschäft hat man diese Zeit leider nicht, deshalb ist es umso fataler, wenn man diese Dinge in der frühen Saisonphase noch nicht abrufen kann. In Europa muss man zu 100 Prozent da sein, das waren wir heute leider nicht, und so kam unsere Niederlage zustande.“

Die Prager hatten bereits das Hinspiel in der Qualifikation zur Europa League 0:2 verloren, folglich sind sie nun ohne einen einzigen Torjubel aus dem Rennen. Die sehr enttäuschten Sparta-Fans erhielten deshalb nur einen klitzekleinen Trost, und den gab es in der 66. Spielminute: Es war die Einwechslung von Tomáš Rosický, der zuvor monatelang verletzt war.

Skënderbeu Korçë - FK Mladá Boleslav  (Foto: ČTK)
Die Krönung beim schwachen Auftritt auf europäischer Bühne lieferte schließlich der FK Mladá Boleslav. Die Autostädter gaben nach dem 2:1-Heimsieg und einer 1:0-Führung im Rückspiel das Weiterkommen gegen das albanische Team Skënderbeu Korçë noch aus der Hand: Sie verloren 1:2 nach Verlängerung und danach auch das Elfmeterschießen.

Nur zwei von fünf tschechischen Vereinen haben damit die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben schon sicher: Slavia Prag und Pokalsieger FC Fastav Zlín, der direkt für die Europa League qualifiziert ist. Viktoria Pilsen kann den Sprung dorthin noch schaffen, muss aber in der Playoff-Runde der Qualifikation nun AEK Larnaka bezwingen. Meister Slavia Prag hat als einziger die Chance auf die Champions League, doch dazu müssen die Prager mit Apoel Nikosia ebenfalls einen zypriotischen Verein ausschalten. Die Hinspiele finden vom 15. bis 17. August statt, die Rückspiele eine Woche später.

Autor: Lothar Martin
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