Bio-Monitoring: Böhmerwald erneuert sich selbst

Foto: ČT24

Gut zehn Jahre lang wird im Nationalpark Böhmerwald schon beobachtet, wie sich der Wald erneuert. Das Projekt geht nun langsam zu Ende, und die Ergebnisse haben auch die Fachleute überrascht. Denn der Wald weiß sich wohl selbst am besten zu helfen.

Plöckensteinsee im Jahr 2013  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Ein Beispiel ist der Plešné jezero / Plöckensteinsee im südlichen Böhmerwald. Nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 kam der Borkenkäfer. Der Schädling fraß sich durch den Baumbestand um den See. Letztlich ragten fast nur noch abgestorbene Stämme empor. Zehn Jahre später ist es dort wieder grün. Dabei wurde an diesem Ort – wie auch an vielen weiteren – nicht von Menschenhand eingegriffen. Pavel Hubený leitet den Nationalpark.

„Wir haben jetzt die Beweise. Mittlerweile wissen wir, dass es fast besser ist, den Wald sich selbst zu überlassen, als ihm irgendwie zu helfen.“

Das belegen auch konkrete Zahlen. Dazu muss man den Laka / Lackensee besuchen. Er liegt auf knapp 1100 Meter Höhe zwischen Železná Ruda / Markt Eisenstein und Prášily / Stubenbach. Die Nationalparkverwaltung hat dort 22.000 Baumsetzlinge gepflanzt. Der tatsächliche Bestand sind aber 140.000 neue Bäume. Rechnet man die Setzlinge ab, die nicht überlebt haben, dann dürften mehr als 80 Prozent des Bewuchses von selbst entstanden sein.

Foto: ČT24
Vor allem das Totholz hilft dabei, dass sich neues Grün entwickeln kann. Es schützt die kleinen Pflanzen vor Wind und Wetter. Zudem siedeln dort weiter viele Arten an Pilzen und Insekten. Und irgendwann steht wieder neuer Wald, wie Tomáš Svoboda sagt. Er führt Besucher durch den Nationalpark:

„In fünf bis zehn Jahren werden die Baumstümpfe verschwunden sein. Denn die neuen, kleinen Bäume verdecken diese Relikte dann.“

Diese Erneuerung des Waldes finden auch die Besucher spannend, so etwa dieser Mann:

Plöckensteinsee im Jahr 2015  (Foto: Vojtěch Ruschka)
„Ich bin zum wiederholten Mal bei solch einem Gang in die Wildnis. Mich bestärkt das nur in meiner Ansicht, dass sich die Natur selbst helfen kann.“

Im Übrigen ist es die viel gescholtene Fichte, die sich im Neu-Wald festsetzt. Sie macht fast 80 Prozent auch dieses Bewuchses aus. Erst dahinter kommen Buche, Tanne oder etwa Eberesche.

Im Fall des Plöckensteinsees konnten die Ranger vom Nationalpark noch ein weiteres interessantes Phänomen beobachten. Denn die toten Bäume halfen, das Wasser zu reinigen. Durch den Sauren Regen war der pH-Wert auf 4,5 gesunken. Fische und Amphibien starben. Nach der Borkenkäferkatastrophe wurde aber Phosphor aus dem Boden gespült. Und der pH-Wert im See stieg wieder auf 6 wie in den 1960er und 1970er Jahren.

Autor: Till Janzer
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