Aufstehen gegen Zwangssterilisation

Elena Gorolová, photo: ČT
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Die BBC stellt alljährlich eine Liste von starken Frauen zusammen, die in irgendeiner Weise die Gesellschaft inspiriert oder beeinflusst haben. In diesem Jahr ist auch eine Tschechin vertreten.

Elena Gorolová  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Elena Gorolová war 21 Jahre alt, als es passierte: Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes wurde sie in einem Krankenhaus in Ostrava / Ostrau sterilisiert. Dies geschah ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen. Seitdem sind mittlerweile 30 Jahre vergangen, doch die Narben sind immer noch tief:

„Es gab viele schwierige Momente und auch Streit mit meinem Ehemann. Er unterstellte mir oft, dass ich mich absichtlich habe sterilisieren lassen. In der Roma-Community gilt es als Schande, keine Kinder haben zu können. Viele Frauen wurden von ihren Männern verlassen, weil sich diese für die Unfruchtbarkeit ihrer Frauen geschämt haben oder mehr Kinder haben wollten. Mein Mann hat meine Lage irgendwann aber begriffen, und er hat mich bei meinem Kampf unterstützt.“

Zwischen 1979 und 2001 war es gängige Praxis in der Tschechoslowakei und später in Tschechien, vor allem Roma-Frau ohne ihr Wissen zu sterilisieren. Wie viele Frauen davon betroffen waren, ist unbekannt, niemand führte Buch über die Eingriffe.

Elena Gorolová wollte sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Deswegen gründete sie 2005 die NGO Vzájemné soužití, also Zusammenleben. Die heute 49-Jährige wollte den betroffenen Romni eine Stimme geben und eine offizielle Entschuldigung einfordern. Tatsächlich wurden der Europarat und die Vereinten Nationen auf sie und das ganze Problem aufmerksam.

Jan Fischer  (Foto: Jana Šustová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Schließlich konnte Elena Gorolová einen Erfolg verbuchen, 2009 entschuldigte sich Premier Jan Fischer für das Unrecht gegenüber den Roma-Frauen. Doch die Kampf der Sozialarbeiterin endet damit nicht:

„Keine von uns wurde bisher entschädigt, aber wir haben in den vergangenen Jahren trotzdem viel geleistet. ZU Anfang wollte keine der Frauen offen darüber reden, später sagten aber viele vor Gericht aus oder nahmen an Demonstrationen vor den Geburtskliniken teil, die solche Eingriffe ausgeführt haben. Hinter uns liegt eine Menge Arbeit – man hat sich bei uns entschuldigt, und es gibt keine Zwangssterilisierungen mehr. Hätten all die Frauen nicht ihre Stimme erhoben, hätte niemand von diesen Dingen erfahren.“

Mittlerweile arbeitet Elena Gorolová mit Kindern zusammen, die aus Heimen zu ihren Familien zurückkehren. Auch das ist in Tschechien ein Problem, das hauptsächlich Roma betrifft.

Teil der BBC-Liste mit Elena Gorolová  (Nr. 37). Foto: Archiv BBC
Auf die BBC-Liste der am meisten inspirierenden und einflussreichsten Frauen haben es in diesem Jahr Persönlichkeiten aus insgesamt 60 Ländern geschafft. Darunter sind auch bekannte Namen wie die der New Yorker Börsenchefin Stacy Cunningham, der chilenischen Schriftstellerin Isabell Allende oder der stellvertretenden UN-Generalsekretärin Amina Mohammed aus Nigeria. Einzige Deutsche auf der Liste ist die junge Theologin Jacqueline Straub, die sich für das katholische Priesteramt für Frauen einsetzt.