Amnesty international kritisiert Tschechien für Roma-Diskriminierung

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat am Dienstag ihren neuen Jahresbericht vorgestellt. Er dokumentiert Menschenrechtsverletzungen in 150 Ländern der Welt. Amnesty wirft darin zahlreichen Regierungen vor, im Kampf gegen Terrorismus juristische Grundprinzipien über Bord zu werfen und appelliert an die Einhaltung des Folterverbots. Silja Schultheis hat sich erkundigt, wie Tschechien in dem Bericht abschneidet.

Diskriminierung der Roma-Minderheit, Missbrauch von Polizeigewalt, insbesondere gegenüber Roma, Gitterbetten in sozialen Einrichtungen und Zwangssterilisierungen von Frauen - das sind die wesentlichen Menschenrechtsverletzungen, die amnesty international 2005 in Tschechien beobachtet hat. Alles keine neuen Themen. Vor allem für die Situation der Roma steht Tschechien seit Jahren international in der Kritik. Eva Dobrovolna, Sprecherin von amnesty internatinonal Tschechien:

Svatopluk Karasek  (Foto: CTK)
"Wir müssen feststellen, dass es hier nach wie vor zu Diskriminierung kommt, und sei sie häufig auch sehr versteckt. Besonders im Bildungsbereich können wir das beobachten und bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz oder der Anmeldung in Schulen. Hier gibt es nur äußerst geringe Fortschritte."

Eine berechtigte Kritik, findet der Menschenrechtsbeauftragte der tschechischen Regierung, Svatopluk Karasek. Allerdings, so Karasek, müsse man auch bedenken, dass die Lösung für die genannten Probleme nicht einfach sei und eben Zeit erfordere. Die Regierung sei zwar die entscheidende Instanz, die zur Verbesserung der Roma-Situation beitragen könne, meint amnesty-Sprecherin Eva Dobrovolna:

"Aber sehr sehr wichtig ist natürlich auch, dass die tschechische Gesellschaft über das Problem nachdenkt. Denn sehr häufig spielt sich das unausgewogene Verhältnis gerade zwischen zwei Einzelpersonen, zwischen Bürger und Bürger, ab. Also, jeder von uns ist aufgerufen, sich Gedanken darüber zu machen."