Eishockey-WM: Trainer Jandač will mit jungem Kader für frischen Wind sorgen

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Am Freitag beginnt die Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark. Für Coach Josef Jandač ist es das letzte große Turnier als Trainer der tschechischen Nationalmannschaft.

Josef Jandač  (Foto: ČTK)
Als Eishockeyspieler hat es Josef Jandač nicht sehr weit gebracht. Er spielte für Beroun in einer mittleren Liga, doch aus gesundheitlichen und familiären Gründen beendete er seine aktive Karriere schon mit knapp 25 Jahren. Umso erfolgreicher profilierte sich Jandač als Eishockeytrainer. 2002 gelang ihm mit Liberec/ Reichenberg der Aufstieg in die Extraliga, 2005 schaffte er das gleiche Kunststück in České Budějovice / Budweis. Mit den Südböhmen wurde er drei Jahre später Dritter und gewann Bronze, dasselbe Edelmetall holte er mit Pardubice und Sparta Prag. Mit den Hauptstädtern stand er 2016 dann auch im Play-off-Finale, verlor es aber gegen seinen Ex-Verein aus Liberec. Den größten Erfolg aber feierte der heute 49-Jährige im Jahr 2010: Als Co-Trainer von Vladimír Rúžička war er beteiligt am überraschenden WM-Titel der tschechischen Nationalmannschaft.

Seit knapp zwei Jahren ist er Cheftrainer der Landesauswahl. In dieser Zeit hat er die Mannschaft in drei großen Turnieren geführt. Bei den olympischen Winterspielen in Pyeongchang erreichte er mit ihr das Halbfinale, doch den seit 2012 anhaltenden Medaillentraum konnte auch er nicht verwirklichen. Richtig unzufrieden war Jandač indes nur mit einem Turnier:

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„Was die Spiele in Südkorea betrifft, da habe ich ein reines Gewissen. Beim Weltcup 2016 in Toronto hatten wir leider viele Verletzte. Doch was die WM 2017 anbelangt, da würde ich heute wohl einiges anders machen. Ich würde nicht mehr Spieler aus der nordamerikanischen NHL berufen, die mit ihrem Team in der zweiten Runde des Stanley Cups ausgeschieden sind. Denn sie füllen den Kader erst während der WM auf. Stattdessen würde ich die Mannschaft formieren und sich für das Viertelfinale einspielen lassen mit den Spielern, die ich vorher nominiert habe.“

Der Vertrag von Jandač läuft nach der WM in Dänemark aus, und der Trainer wird ihn nicht mehr verlängern. Zwar sei die Nationalmannschaft für ihn das Höchste, das man als Coach trainieren könne, doch dazu bräuchte man auch die Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Und gerade der vierte Platz bei Olympia habe diese etwas ins Wanken gebracht, gesteht Jandač:

„Wenn wir bei Olympia die erhoffte Medaille errungen hätten, dann wäre bestimmt auch meine Position etwas gefestigter. Dann hätte ich wohl auch noch ein Jahr weitergemacht, wenn der Verband daran interessiert wäre. Aber weil wir sie nicht erkämpft haben, spüre ich eine gewisse Ablehnung. Das Umfeld ist nicht ideal, vor allem die Medienberichterstattung ist nicht gerade motivierend. Da hat man keine sonderliche Lust mehr auf die Arbeit.“

Jandač: „Wenn wir bei Olympia die erhoffte Medaille errungen hätten, dann wäre bestimmt auch meine Position etwas gefestigter. Dann hätte ich wohl auch noch ein Jahr weitergemacht, wenn der Verband daran interessiert wäre. Aber weil wir sie nicht erkämpft haben, spüre ich eine gewisse Ablehnung.“

Josef Jandač wollte ursprünglich nach der Weltmeisterschaft eine schöpferische Pause einlegen. Doch von seinem Können ist man anderswo überzeugt, und so hat er mittlerweile bereits einen Vertrag beim russischen KHL-Club in Magnitogorsk unterschrieben.

Bei den Winterspielen in Pyeongchang habe er seiner Meinung die besten tschechischen Spieler nominiert, die ihm für dieses Turnier zur Verfügung standen. Darunter seien mehrere Spieler mit viel Erfahrung gewesen, die auch alles für den Erfolg gegeben hätten, so Jandač. Im Gegensatz zur WM in Dänemark aber konnte er im Februar noch nicht auf die Cracks aus der NHL-Profiliga zurückgreifen. Jetzt biete sich ihm sogar die Chance, viele neue Gesichter im das Nationalteam einzubauen:

„Jetzt rückt Gott sei Dank eine neue Generation von Spielern nach, die nicht nur sehr jung sind, sondern in Zukunft auch eine große Rolle in der NHL spielen könnten. Ich glaube daher, dass sich unsere Lage damit auch zum Besseren wenden kann.“

Beim vorletzten Vorbereitungsturnier auf die Weltmeistershaft, den Carlson Hockey Games im heimischen Pardubice, setzte Jandač eine Vielzahl dieser jungen Spieler ein. Und siehe da, der frische Wind zahlte sich aus. Die tschechische Mannschaft gewann alle drei Partien gegen Finnland, Schweden und Russland und damit das zweite Mal in Folge auch das Heimturnier. Mit diesem Ergebnis konnte der Nationalcoach also zufrieden sein. Doch Jandač verwies in seinem Resümee ebenso auf die Schwächen, die es zu beheben gilt:

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„Ausgezeichnete Leistungen haben alle drei Torhüter geboten, die wir eingesetzt haben. Ihnen sind die Siege in erster Linie zu verdanken. Denn in der Defensivarbeit müssen wir uns verbessern. Hier haben wir noch zu viele dumme Fehler gemacht. Auf der anderen Seite war ich sehr angetan vom Einsatz und dem großen Kampfeswillen der Jungs.“

Und so ganz nebenbei hat ihm die junge Mannschaft mit dem 2:1-Sieg über Russland auch noch ein schönes Abschiedsgeschenk in seinem letzten Spiel vor heimischer Kulisse gemacht:

„Dass dies mein Abschied als Nationaltrainer vor eigenem Publikum war, ist mir erst bewusst geworden, als der Hallensprecher es verkündet hat. An der Reaktion der Zuschauer habe ich es dann auch gemerkt. Deshalb bin ich froh, dass ich vor ihnen die zuletzt ziemlich schlechte Bilanz gegen Russland noch etwas aufbessern konnte.“

Jandač: „Jetzt rückt Gott sei Dank eine neue Generation von Spielern nach, die nicht nur sehr jung sind, sondern in Zukunft auch eine große Rolle in der NHL spielen könnten. Ich glaube daher, dass sich unsere Lage damit auch zum Besseren wenden kann.“

Doch auch mit den neuen, jungen und erfolgshungrigen Spielern wachsen die Bäume nicht so schnell in den Himmel. Das musste Josef Jandač in den zurückliegenden Tagen beim letzten WM-Vorbereitungsturnier erfahren. Bei den Sweden Hockey Games, die im schwedischen Södertälje ausgetragen wurden, trat seine Mannschaft zwar gegen die gleichen Kontrahenten an. Diese waren jedoch im Vergleich zur Vorwoche stärker besetzt. Und dem war die junge tschechische Mannschaft nicht gewachsen. Sie verlor alle drei Spiele und wurde mit null Punkten folglich nur Turnierletzter.

Andrej Nestrašil ist einer von 15 Neulingen, die Jandač in seinen erweiterten WM-Kader nominiert hat. Mit 27 Jahren ist er kein heuriger Hase mehr und weiß nur zu gut, dass man mit jungen Spielern Geduld haben muss:

Pavel Francouz  (Foto: ČTK)
„Ich möchte unsere Leistungen in Södertälje nicht zu hoch bewerten. Wenn in einem Team wie dem unseren viele junge Spieler stehen, dann passieren halt Fehler. Wir sollten froh sein, dass das jetzt passiert ist und alle daraus lernen können. Denn die nächsten Begegnungen gehören bereits zur WM, und dort wird es ernst.“

Ähnlich sieht es Torhüter Pavel Francouz, der seine fünfte WM bestreitet. Trotz der vielen Neuen im Kader reist er optimistisch nach Dänemark:

„Natürlich wird es darauf ankommen, wie wir das Turnier beginnen und wie wir die Vorgaben des Trainers umsetzen. Wichtig ist auch die Regeneration, denn bei der WM bestreitet man fast im Tagesrhythmus die Spiele. Wenn wir aber gut beginnen, würde das unser Selbstvertrauen stärken, das zudem dann noch wachsen kann.“

Andrej Nestrašil: „Wenn in einem Team wie dem unseren viele junge Spieler stehen, dann passieren halt Fehler. Wir sollten froh sein, dass das jetzt passiert ist und alle daraus lernen können. Denn die nächsten Begegnungen gehören bereits zur WM, und dort wird es ernst.“

In sein WM-Aufgebot hat Trainer Jandač 14 Spieler berufen, die maximal 25 Jahre alt sind. Doch er weiß auch, dass es ohne Erfahrung nicht gut geht. Deshalb ist er froh, dass NHL-Profi Tomáš Plekanec zugesagt hat, in Dänemark seine elfte WM zu bestreiten:

„Plekanec wird eine mehr defensive Rolle übernehmen und dabei gegen die besten Spieler des Gegners auflaufen. Vor allem aber soll er mit seiner Erfahrung und seinen Ratschlägen auf die jungen Spieler im Team einwirken, sowohl auf dem Eis als auch in der Kabine. So wird er dem Team helfen.“

Schließlich aber hat Jandač für seinen Nachfolger, der noch nicht feststeht, noch einen Wunsch parat:

„Dem nächsten Trainer wünsche ich, dass er sich auf seine Spieler verlassen kann. Wenn er nämlich den jungen Spielern eine Chance gibt und sie erklären, was es für eine Ehre sei, im Nationaltrikot zu spielen, dann sollten sie auch möglichst oft kommen, wenn der Trainer sie ruft. Und dies auch gerade dann, wenn sie zu guten Cracks gereift sind und in der KHL oder NHL unter Vertrag stehen. Denn so sollten sie ihm das Vertrauen zurückzahlen.“

Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Mehrfach mussten Jandačs Vorgänger damit zurechtkommen, dass gestandene Spieler ihre mögliche WM-Teilnahme kurzfristig absagten. Und wer weiß, vielleicht wird ja Jandačs Mut, den Kader stark zu verjüngen, schon in Dänemark belohnt.

Autor: Lothar Martin
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