Sauberes Wasser in Afrika und Solarenergie in Georgien – tschechische Entwicklungshilfe

Lusaka (Foto: Krzysztof Błażyca, CC BY 3.0)

Auch Tschechien unterstützt ärmere Länder. Die Entwicklungshilfe konzentriert sich dabei auf etwa 16 Staaten in Afrika, Asien und Europa. Denn Prag kann nicht die Summen aufbringen wie etwa das reichere Deutschland oder Österreich. Koordiniert werden die Programme durch die Tschechische Entwicklungshilfeagentur. In welchen Bereichen ist sie aktiv, und nach welchen Kriterien geht sie vor?

Lusaka  (Foto: Krzysztof Błażyca,  CC BY 3.0)
Man muss sich beschränken. Rund 500 Millionen Kronen (18,5 Millionen Euro) erhält die Tschechische Entwicklungshilfeagentur pro Jahr. Das erfordert eine genaue Planung, wo, was und wie unterstützt wird.

In Afrika ist es beispielsweise Sambia. Der afrikanische Staat im Süden des Kontinents gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Michal Kaplan leitet seit vier Jahren die Tschechische Entwicklungshilfeagentur:

„Wir haben schon seit tschechoslowakischen Zeiten eine lange Geschichte gemeinsamer Beziehungen mit Sambia. Dort kennt man uns und die Technologie aus unserem Land. Die tschechische Regierung hat auch vor kurzem die Botschaft in Simbabwe aufgegeben und stattdessen eine in der sambischen Hauptstadt Lusaka aufgemacht. Für unsere Landesvertretung wird gerade die Entwicklungshilfe ein wichtiges Aufgabengebiet sein.“

Frauen in Sambia sollen sich emanzipieren

Michal Kaplan  (Foto: Ondřej Tomšů)
Immerhin konnte Sambia im vorvergangenen Jahr ein Wachstum von sechs Prozent verzeichnen. Tschechien hat dort mehrere Projekte realisiert, die gerade auslaufen. Es geht etwa um bessere medizinische Versorgung oder darum, Frauen zu helfen, sich zu emanzipieren und eigenständig Geld zu verdienen.

Zu den armen Regionen der Erde, denen Tschechien hilft, gehören noch Äthiopien und Kambodscha.

„Das meiste Geld investieren wir in den Bereich Wasser und Sanitäranlagen. Denn die Trockenheit und der Mangel an Trinkwasser ist eines der größten Probleme für die Entwicklung in Afrika. Wir Tschechen haben ziemlich gute Geologen. Sie machen geophysikalische Untersuchungen und finden Wasserquellen. Zudem helfen sie beim Schutz vor Naturkatastrophen und Erdrutschen. Eine weitere starke Seite unserer Entwicklungszusammenarbeit sind landwirtschaftliche Projekte. Für Entwicklung- und Schwellenländer ist immer noch gerade die Landwirtschaft die wichtigste Quelle für das Einkommen. Die Landwirtschaftliche Hochschule in Prag oder die Mendel-Universität in Brünn zum Beispiel geben den Menschen vor Ort ein gewisses Knowhow. Dazu kommen spezialisierte staatliche Institutionen wie die Veterinärverwaltung, sie können bei Hygienestandards helfen, damit die Lebensmittel auch sichere Produkte sind. Außerdem engagieren sich NGOs, die direkt mit den Bauern vor Ort zusammenarbeiten“, so Kaplan.

Aber auch europäische Staaten werden von tschechischen Fachleuten unterstützt.

Tuschetien – lauter Schafe, aber kein Arzt

Tuschetien  (Foto: Archiv der Tschechischen Entwicklungshilfeagentur)
Nur mit geländegängigen Wagen kommt man nach Tuschetien. Es ist die entlegenste Gegend von Georgien, und nur eine einzige befahrbare Straße führt über einen 2900 Meter hohen Pass dorthin. Dann kommt man in eine Landschaft mit grünen Weiden und schneebedeckten Bergen mitten im Kaukasus. Natur pur ist das – und genau das bereitet bisher Probleme, wie Michal Kaplan sagt. Er ist vor kurzem aus Georgien zurückgekommen.

„Wir unterstützen die Landwirtschaft dort. Die tuschetischen Bauern haben viele Schafe und verarbeiten die Wolle. Eine weitere Sache ist die medizinische Grundversorgung, die es bisher dort nicht gab. Die Menschen mussten daher 30 Kilometer weit durch die Berge fahren, um zu einem Arzt zu kommen. Und wir haben ihnen geholfen, ein Landschaftsschutzgebiet zu errichten, denn wir sehen großes Potenzial für den Tourismus in der Gegend.“

Tuschetien  (Foto: Archiv der Tschechischen Entwicklungshilfeagentur)
Unter anderem erhalten die Trekkingrouten in Tuschetien mittlerweile die sehr übersichtlichen tschechischen Wegmarkierungen. Dazu kommt beispielsweise die Stromversorgung der Dörfer. Sie muss dezentral sein, deswegen wurden Solarzellen auf den Dächern der Bauernhöfe installiert. Doch die Hilfe in den Bergregionen ist nur ein Teil des Engagements in Georgien, wie Kaplan erläutert:

„Das Land hat vor kurzem ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union unterschrieben. Deswegen geht es bei einem großen Bereich darum, die Vorgaben der EU zu erfüllen und neue Gesetze zu implementieren – beispielsweise in der Abfallentsorgung. Da Tschechien selbst einen ähnlichen Transformationsprozess durchgemacht hat, können unsere Experten da helfen. Ein weiterer großer Bereich ist die medizinische Versorgung, vor allem die Prävention und Behandlung von onkologischen Erkrankungen bei Frauen. Also Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Wir liefern Geräte für die Diagnostik sowie die Behandlung und schulen das Pflegepersonal und die Ärzte.“

In Europa engagiert sich die Entwicklungshilfeagentur auch noch in Bosnien-Herzegowina und Moldawien.

Baumschulen für die Mongolei

Wald in der Mongolei  (Foto: Archiv der Tschechischen Entwicklungshilfeagentur)
Die Mongolei gehört zu den asiatischen Ländern, in denen Tschechien am meisten Projekte umsetzt. Eines davon klingt besonders exotisch – und zwar geht es um die Aufforstung der Wälder. Da wird man stutzig: In der Mongolei? In der Steppe? Forstwirt Richard Slabý betreut das Projekt:

„Mich fragt fast jeder, was denn bitte ein Forstwirt in der Mongolei macht. Da sei doch nur Wüste. Das stimmt aber nicht. Im Norden, an der Grenze zu Russland, gibt es ausgedehnte Waldgebiete. Sie reichen bis zur Hauptstadt Ulan Bator, wo die Steppe beginnt. Je nach Zählung hat die Mongolei 10 bis 14 Millionen Hektar Wald. Das ist so viel wie alle Bestände in Tschechien, der Slowakei und Polen zusammen.“

Die tschechischen Forstwirte helfen beim Aufbau von zwei Baumschulen, denn die Waldbestände gehen zurück. Und die mongolische Regierung möchte gerne wieder aufforsten. Zudem bringen die Tschechen den Einheimischen bei, nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben.

Foto: Archiv der Tschechischen Entwicklungshilfeagentur
Auch im Fall der Mongolei reichen die Kontakte weit in die kommunistische Vergangenheit zurück. Das hilft sogar sprachlich, wie Richard Slabý erzählt:

„Zwei Prozent der Mongolen können Tschechisch. Auch deswegen ist es in jüngerer Vergangenheit eines der Zielländer für unsere Entwicklungshilfe geworden. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist das jedoch wenig. Tschechische Energiewissenschaftler sind dort tätig, Hydrogeologen helfen bei der Suche nach Wasser. Aber damals waren auch viele Geologen hier beschäftigt. Kaum jemand weiß, dass Tschechoslowaken dereinst die größten Kupfervorräte in der Mongolei gefunden haben. Heute helfen sie, die ökologischen Altlasten zu beseitigen.“

Die Augen des kambodschanischen Mädchens

Die Gelder und das Engagement sind selbstverständlich Hilfe zur Selbsthilfe. Sie sollen also auch zum Umdenken bewegen. Dennoch erinnert sich Michal Kaplan an einen Fall, wie er und seine Mitarbeiter das Leben eines konkreten Menschen positiv verändern konnten. Es handelt sich um ein kleines Mädchen im südostasiatischen Kambodscha:



Illustrationsfoto: DFAT photo library via Foter.com / CC BY
„Das Mädchen war schlecht in der Schule, es wurde von den anderen Kindern deswegen gehänselt. Unsere tschechischen Experten haben geholfen, ein System inklusiver Bildung aufzubauen. Der Lehrer war schon ein bisschen in dieser Richtung geschult. Er stellte dann fest, dass das Mädchen wohl einen Sehfehler hat. Wir haben es in eine Klinik geschickt, wo ein leichter Eingriff genügte, damit es wieder besser sah. In ihrer Klasse kam die Kleine dann in die erste Reihe, und der Lehrer hat sich mehr um sie gekümmert. Uns hat sie dann gesagt, dass ihre Noten sich gebessert hätten, dass sie sich nun immer auf die Schule freue und auch zu Hause selbst Bücher lese. Das war eine liebe Begegnung mit jemandem, dem wir aus der Tschechischen Republik helfen konnten.“