Abschaffung des Lustrationsgesetzes entzweit die Koalition

Die Kommunistische Partei (KSCM) hat am Mittwoch vorgeschlagen, das so genannte Lustrationsgesetz aufzuheben, das Funktionsträger des kommunistischen Regimes von Tätigkeiten in der Staatsverwaltung ausschließen soll. Premierminister Jiri Paroubek (CSSD) sprach sich für den Vorschlag aus. Das Gesetz habe seine Aufgabe erfüllt und in den ersten Jahren der Demokratisierung die Staatsverwaltung vor dem Einfluss ehemaliger Geheimdienst-Mitarbeiter geschützt, sagte Paroubek. Heute sei es aber bereits überflüssig.

Die Koalitionspartner zeigten sich empört über Paroubeks Äußerungen. Die Sozialdemokraten müssten sich entscheiden, ob sie mit den Christdemokraten oder mit kommunistischen Geheimdienstlern zusammen arbeiten wollten, sagte der Parteichef der KDU-CSL, Miroslav Kalousek. Der Vorsitzende des kleinsten Koalitionspartners, der Freiheitsunion (US-DEU), Justizminister Pavel Nemec, nannte die Äußerungen einige Tage nach dem Jahrestag der Samtenen Revolution eine Verhöhnung für das Streben nach einem demokratischen Staat.

Das Lustrationsgesetz gilt seit dem Jahre 1991, die Geltungsdauer war zunächst beschränkt, wurde im Jahr 2000 aber auf unbefristete Zeit verlängert. Die Kommunisten hatten sich zuletzt im Sommer 2003 um die Aufhebung des Gesetzes bemüht.