Abschied von der großen Věra Bílá

Věra Bílá (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Tschechien hat eine große Stimme verloren. Anfang der Woche ist die Roma-Sängerin Věra Bílá gestorben. Sie hatte sich bereits vor einigen Jahren von der Bühne verabschiedet. Für die kommenden Wochen war jedoch eine Comeback-Tour geplant.

Věra Bílá  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Ella Fitzgerald des Ostens – so nannten britische Zeitungen Věra Bílá. Allein die Wucht ihrer Stimme zeigt, dass sie sich ohne weiteres mit der amerikanischen Jazzlegende messen konnte. Der Osten schwang in den Liedern Věra Bílás durch das Unkonventionelle, ja sogar Wilde jedoch immer mit.

1954 wurde Věra Bílá als Věra Giňová im westböhmischen Rokycany geboren. Ihre Familie gehörte zu den Roma, die nach dem Krieg aus der Slowakei nach Böhmen gekommen sind. Die Armut, die alltäglichen Leiden, aber auch der fatalistische Lebensoptimismus der Gemeinschaft der Roma haben Bílás Werk beeinflusst. Familientragödien, Alkoholismus und Spielsucht gehörten zu den üblichen Themen ihrer Lieder, genauso aber die kleinen Freuden des Lebens.

Věra Bílá  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Als Star hätte sich Věra Bílá nie bezeichnet, sogar den Begriff Musikerin lehnte sie für sich ab. Sie machte die Musik einfach, ganz ohne darüber nachzudenken. Am Anfang ihrer Karriere war sie Teil der Roma-Band Kale. Im Streit verließ sie die Gruppe aber und widmete sich der Musik im Kreis ihrer Familie. International wurde Věra Bílá bekannt durch die Zusammenarbeit mit der tschechischen Liedermacherin Zuzana Navarová. Věra Bílá lässt sich von allen Seiten beeinflussen: Von der Musik der spanischen Gitanos, über die Töne des Balkan bis zu ihrem ganz eigenen Stil.

In den letzten Jahren mied Bíla die Öffentlichkeit und blieb den Bühnen fern. Ihre Probleme mit der Spielsucht bekam sie bis zuletzt nicht in den Griff, dazu kamen ernste gesundheitliche Beschwerden. In diesem Frühling sollte es aber zu einem Comeback kommen, denn schon in den kommenden Wochen sollte die Sängerin im Rahmen einer neuen Tournee wieder auf der Bühne stehen. Zu den Vorbereitungen dazu entstand sogar ein Dokumentarfilm, der unlängst zu sehen war. Die Ella Fitzgerald des Ostens starb am Dienstag im Alter von 64 Jahren.