Zehn Wege zu den Deutschen

Wolfgang Schwarz (Foto: Martina Schneibergová)
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Welche persönlichen Erfahrungen verbinden tschechische Schriftsteller und Künstler heute mit den Sudetendeutschen? Antworten auf diese Frage sucht ein neues Buch mit dem Titel „Mein Weg zu unseren Deutschen. Zehn tschechische Perspektiven“. Die Autorinnen und Autoren schildern darin ihre Erlebnisse und setzen sich ebenso mit der Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Zum ersten Mal wurde der Band beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg vorgestellt. Einer der Herausgeber ist Wolfgang Schwarz, der als Kulturreferent für die böhmischen Länder beim Adalbert-Stifter-Verein in München beschäftigt ist.

Foto: Lichtung-Verlag
Herr Schwarz, Sie sind Herausgeber des Buches „Mein Weg zu unseren Deutschen“ über die Sicht von zehn tschechischen Persönlichkeiten auf die Nachbarn. Wie kamen Sie auf die Idee, das in einem Band zusammenzufassen?

„Da ich in Bayern geboren bin, sehe ich sehr oft über die Grenze nach Tschechien. Mich hat aber schon immer auch der Blick von der anderen Seite auf unser Land interessiert, vor allem was die böhmischen Deutschen oder Sudetendeutschen betrifft. Dafür haben wir zehn Autorinnen und Autoren gewonnen, darunter die renommierten Schriftstellerinnen Radka Denemarková und Kateřina Tučková, aber auch die erfolgreichen Autoren Jaroslav Rudiš und Jiří Padevět, Künstlerinnen und Künstler wie Magdalena Jetelová und Marek Ther sowie Erik Tabery vom Wochenmagazin Respekt. Sie alle schreiben über ihre persönliche Beziehung zu den Deutschböhmen und den Deutschen im Allgemeinen. Dieser Blick fällt unterschiedlich aus, aber doch immer inspirierend.“

Sind die Texte alle speziell für das Buch entstanden, oder haben die Autorinnen und Autoren schon früher etwas in die Richtung verfasst?

Wolfgang Schwarz  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ich weiß nicht, ob sie schon zuvor etwas dazu geschrieben haben. Aber in jedem Fall gibt es viele Interviews und Äußerungen beispielsweise von Kateřina Tučková und Jaroslav Rudiš. Letzter bewegt sich ohnehin in beiden Welten. Alle Beiträge beruhen auf einer Vortragsreihe, die in den Jahren 2016 bis 2018 in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum in München organisiert wurde.“

Nicht alle Texte wurden auf Deutsch geschrieben. Wer hat sie denn aus dem Tschechischen übersetzt?

„In erster Linie geht es um einen verständigungsbedingten Blick dieser Autoren. Es macht Freude, diese Beiträge zu lesen. Ich hoffe, dass diese Freude viele Menschen mit mir teilen. Allen Verfassern ist das Plädoyer für eine vorurteilsfreie Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen gemein. Die Beiträge sind unterschiedlich lang und unterschiedlich strukturiert. Man hat den Autorinnen und Autoren absichtlich keine Vorgaben gemacht bezüglich des Stils. Und das hat sich gelohnt, wenn man die Qualität der Texte betrachtet.“

Haben Sie alle Autorinnen und Autoren schon früher gekannt?

Das Buch „Mein Weg zu unseren Deutschen“ ist im Lichtung-Verlag in Viechtach erschienen.

„Ich kannte sie schon durch die Vortragsreihe, an der sie teilgenommen haben. Aber die Idee, das Buch herauszubringen, entstand erst im vergangenen Jahr. Es hat mich sehr gefreut, dass sich der grenzüberschreitende Lichtung-Verlag bereit erklärt hat, das Buch herauszugeben.“