Gegen den Leerstand: Bürgerinitiative will verlassene Häuser beleben
Das Problem springt jedem aufmerksamen Fußgänger ins Auge: Im Stadtzentrum von Prag, besonders auch in den attraktivsten Lagen, befinden sich schon jahrelang verlassene Häuser. Sie haben schmutzige oder eingeschlagene Fenster, die Wände sind durch Graffitis verunstaltet. Die verlassenen Gebäude ziehen Obdachlose, Drogendealer und andere Kriminelle an. Eine Bürgerinitiative namens „Prázdné domy“ (Leere Häuser) will auf diesen Missstand aufmerksam machen und mit allen zuständigen Stellen eine Lösung finden.
Dokumentieren und Aufmerksam machen
Das Schicksal des Hauses in der Jungmannova Straße bewegte Petr Zeman dazu, eine Datenbank leerer und vom Abriss bedrohter Häuser anzulegen. Mit seinen Kollegen erstellte er ein Facebook-Profil, dort können Menschen solche Objekte melden. Die Resonanz sei groß, die Tipps kommen aus dem ganzen Land. An dem Projekt arbeiten ehrenamtlich aktuell acht Menschen, sagt der Initiator:„Aus öffentlich zugänglichen Quellen stellen wir fest, wem das Haus gehört, wo es sich genau befindet und wenn möglich, auch etwas aus seiner Geschichte. Diese Angaben tragen wir in unsere Webseite prazdnedomy.cz ein. Gerade entwickeln wir eine App, die das alles noch vereinfacht. Man kann uns dort ein Foto des Hauses samt GPS Koordinaten schicken, und das Objekt wird automatisch in der Datenbank gespeichert. Dies ermöglicht es dann auch, die Häuser nach Ort, Eigentümer oder anderen Kriterien nachzuschlagen. Unser Hauptziel aber ist natürlich, dass es mit den betroffenen Häusern etwas geschieht.“
Die Ergebnisse der Initiative sind schon sichtbar geworden: als erste kommunale Verwaltung, ließ die des siebten Prager Stadtbezirks von sich hören. Sie beauftragte die Aktivisten, eine vollständige Liste der ungenutzten Gebäude auf ihrem Gebiet zu erstellen. Die Beamten sind bereit, mit den Eigentümern der Objekte in Kontakt zu treten und mit ihnen eine Lösung zu finden. Gute Beispiele gibt es schon: Aktivisten haben in einer ehemaligen Fabrik in diesem Stadtbezirk ein Kaffeehaus, eine Sporthalle und eine Galerie aufgemacht. Das Projekt realisierte Lukáš Žďárský mit seinem Team.„Ich habe einfach ein leeres Haus entdeckt. Alles kaputt, überall Abfälle, Obdachlose haben dort ihr Lager aufgeschlagen. Wir hatten aber Glück: die Eigentümerin ließ sich überreden, uns das Objekt vor seinem eigentlich beabsichtigten Abriss symbolisch zu vermieten. Unser Konzept war, dort nicht eigene Veranstaltungen zu organisieren, sondern verschiede Gruppen ihre Ideen realisieren zu lassen. Das lockte viele Menschen an und machte unseren Club weit und breit bekannt. Dann konnten wir verlassene Räume für weitere Projekte suchen.“
Mit Verwaltung und Maklern reden
In bestimmten Fällen war es auch nützlich, mit Immobilienbüros zusammenzuarbeiten. Beispielweise hat sich ein Makler bei den Aktivisten gemeldet, der sich vergeblich bemühte, eine Jugendstil-Villa bei Prag zu verkaufen. Er ermöglichte ihnen, das Haus für die Webseite „Prázdné domy“ abzulichten und brachte sie mit dem Eigentümer zusammen. Nun wird über eine mögliche kurzfristige Nutzung des Gebäudes gesprochen, bevor ein Käufer auftaucht. Dieses Model kann auch in anderen Fällen funktionieren, meint Petr Zeman.„Auf die gleiche Weise funktioniert heute das Prager Palais Orco. Es handelt sich um ein funktionalistisches Gebäude aus den 1930er Jahren, den ehemaligen Sitz der Elektrizitätswerke. Dort ist eine Komplett-Sanierung geplant, daher wurden alle Mietverträge gekündigt. Der Beginn der Bauarbeiten steht noch in den Sternen, das nur minimal gepflegte Haus lebt aber trotzdem. Es gibt dort kleine Start-up Firmen, Projektierungsbüros, verschiedene Workshops und so weiter. Alle ziehen einfach weg, sobald der Termin des Baubeginns bekannt ist. Beim Palais Alfa auf dem Wenzelsplatz ist die Lage ähnlich, trotzdem ist es leer. Das ist doch schade. Das Haus könnte mit geringem Aufwand genutzt werden, bis eine Renovierung auf die Tagesordnung kommt.“