Seit 1968 mit Radio Prag

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks
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Wir bedanken uns für Ihre Zuschriften zum August 1968 und bringen ein Interview mit einem unserer Hörer.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks
Liebe Hörerinnen und Hörer, wir haben von Ihnen überwältigend viele Erinnerungen an die Ereignisse von 1968 bekommen. Niemals hätten wir gedacht, dass sich dermaßen viele Menschen bei uns melden würden. Vielen herzlichen Dank dafür! Ihre Beteiligung hat uns enorm dabei geholfen, alle unsere Beiträge zum 50. Jahrestag des Prager Frühlings und seiner Niederschlagung zusammenzustellen. Gemeldet haben sich sowohl treue Hörer von Radio Prag als auch Menschen, die zufällig auf unseren Aufruf gestoßen sind. Interessant ist dabei, dass die Mehrheit der Briefe von Bürgern der ehemaligen DDR gekommen ist.

Illustrationsfoto: Bruno Glätsch,  Pixabay / CC0
Die Erinnerungen, Aufnahmen, Bilder und weitere Dokumente, die wir von Ihnen erhalten haben, werden unter einem speziellen Banner auf unserer Webseite veröffentlicht. Für alle stellvertretend wollen wir nun ein paar Sätze aus dem Brief unseres langjährigen Hörers Bernhard Henze aus Köhra zitieren. Er hat seine persönlichen Erlebnisse vom August 1968 beschrieben, in denen Radio Prag eine wichtige Rolle spielt:

„Ich weiß noch genau, wir saßen bis spät in Nacht an den Radiogeräten und versuchten, mehr zu erfahren. Radio Prag, die alte Redaktion, sendete von einem kleinen Sender aus dem Untergrund, was in Westdeutschland empfangen und auch gleich weiter verbreitet wurde. Ich glaube, es wurden sogar die laufenden Programme ständig unterbrochen. Am nächsten Tag steckte ich mir meinen Radio-Prag-Anstecker ans Revers und trabte zur Oberschule. Ich besuchte damals eine Erweiterte Oberschule mit straffer sozialistischer Prägung, so als Vorzeige-Arbeiterkind! Da hatte ich wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten: Ich sollte doch mal richtig hinhören und dies ein Jahr vor dem Abitur! Vater sagte zuhause nur: Mach den Anstecker ab, was wir denken, geht die gar nichts an. Auch der kleine ‚Untergrundsender‘ war schnell verstummt. Somit war 1968 mein letzter Brief an Radio Prag gegangen, auf den ich natürlich auch eine Antwort erhalten habe. Danach habe ich erst wieder 40 Jahre später an Radio Prag geschrieben, bin aber meinem Hobby weiter treu geblieben!“

Und das freut uns sehr, Herr Henze.

Mehrere Hörer haben auf das Interview reagiert, das unser Kollege Lothar Martin mit Hermann Bubke geführt hat. Wolfgang Bruch aus Schwarzenbach an der Saale hat korrigiert:

„Die Aussage von Herrn Bubke, wonach auch DDR-Truppen einmarschiert sind, ist nicht richtig. Die DDR wollte vermeiden, dass der Zorn der Bevölkerung aus den Jahren 1938/39 nicht wieder aufbricht und entsandte nur eine Nachrichten-Abteilung nach Nordböhmen. Kampftruppen blieben allerdings in Bereitschaft.“

Wir müssen Ihnen Recht geben, Herr Bruch. Auch Rainer Pink hat in Reaktion auf das Interview geschrieben. Als ehemaliger West-Berliner teile er die politische Einstellung von Herrn Hermann Bubke, meint der nun 75-Jährige. Er würde ihn außerdem gerne mal kennenlernen. Der überzeugte Sozialist stellt in seinem Brief auch eine Frage:

„War also der Boden für eine friedliche Reformation des Sozialismus in Gänze in der ČSSR vorhanden? Ich glaube ja und nenne führende Namen: Dubček, Smrkovský, Šik, Goldstücker und auch viele Kunstschaffende waren beteiligt. Aber es war wohl zu schön um wahr zu sein; der ‚große Bruder‘, die Sowjetunion, wollte eine Reform ihres Systems nicht zulassen!“


Foto: Archiv von Peter Vaegler
Verlassen wir nun das Thema Niederschlagung des Prager Frühlings. Am Montag haben wir einen anderen langjährigen Hörer in der Redaktion begrüßen dürfen. Peter Vaegler hat uns auf seiner Reise aus Österreich zurück an die Ostsee besucht. Mehr im folgenden Gespräch mit ihm:

„Ich komme aus Stralsund, das liegt an der Ostsee, und mit auf dem Rückweg aus Österreich. Ich habe mir gesagt, wenn ich schon in der Gegend bin, dann muss ich auch unbedingt mal Radio Prag besuchen.“

Sie sind ein treuer Hörer von Radio Prag. Sie schreiben auch oft an uns sowohl Empfangsberichte als auch längere Briefe. Warum hören Sie Radio Prag?

„Ich höre Radio Prag seit 1968. Das sind jetzt also 50 Jahre. Ich bin an touristischen Informationen interessiert, aber auch an geschichtlichen. Da bietet Radio Prag ein breites Spektrum, und aus dem Grunde höre ich mehrmals im Monat die Sendungen.“

Sie sagen, dass Sie seit 1968 Radio Prag hören. Sie besuchen uns nun gerade an den Tagen, an denen an Ereignisse erinnert wird, die vor genau 50 Jahren passiert hatten. Hat die dramatische Entwicklung in der damaligen Tschechoslowakei Sie dazu gebracht, Radio Prag zu hören?

Illustrationsfoto: YouTube
„Es war mehr oder weniger doch zufällig. Ich war damals fünfzehn, ich habe also diese historischen Ereignisse damals gar nicht einordnen können. Ich habe in meinen Aufzeichnungen auch nachgeschaut, leider habe ich mir zu den Programminhalten damals noch keine Notizen gemacht.“

Sie haben im Alter von 15 Jahren angefangen. Haben Sie sich damals für die Tschechoslowakei interessiert? Oder war das Radio das wichtigste? Viele unsere Hörer sind Hobby-DXer und interessieren sich für die technische Welt des Radios…

„Bei mir war das tatsächlich das DX-Hobby. Ich habe eigentlich schon mit 1967 angefangen, Radio zu hören, habe dann eine kleine Pause gemacht und dann 1968 wieder richtig angefangen, verschiedene Sender in deutscher Sprache und später dann auch in englischer Sprache zu hören. Ich hatte damals einen sehr guten Empfänger, mit dem ich auch Stationen aus Asien und aus Südamerika hören konnte. Das hat sich inzwischen alles relativiert. Heute nur einen kleinen Weltempfänger, der aber gute Empfangsergebnisse zeigt. Mit dem höre ich die wenigen noch vorhandenen Stationen, die überhaupt noch auf Kurzwelle senden. Und natürlich Radio Prag per Internet.“

Karlsbrücke  (Foto: Ondřej Tomšů)
Sie haben dank dem Empfang der Sendungen von Radio Prag viel über die Tschechoslowakei beziehungsweise über Tschechien kennengelernt. Sind Sie mal ins Nachbarland auch gereist?

„Das letzte Mal 1989. Ich hatte damals eine Briefpartnerin hier. Ich bin mit meiner Frau und mit meinen beiden Kindern bei ihr zu Besuch gewesen. Ich war damals auch kurz hier im Sender. Jetzt haben wir Dinge besichtigt, die wir 1989 auch schon mal gesehen haben, beispielsweise die Karlsbrücke. Ich muss sagen, sie hat sich kaum verändert. Diese Maler und Kunsthandwerker sind jetzt wahrscheinlich andere als die, die damals dort gesessen haben, aber auf jeden Fall ist das Angebot noch genau so wie damals.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Was würden Sie in den Sendungen von Radio Prag gerne hören? Haben Sie einen Wunsch?

„Vielleicht Tipps, wie man sich beispielsweise in Prag bestimmte Dinge ansehen kann, welche Möglichkeiten es gibt, wie ich dorthin komme und so weiter. Also das wäre so mein Wunsch.“

Und das war’s für heute. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin. Unsere Adresse lautet: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Und per E-Mail: [email protected]. Alles Gute und auf Wiederhören!