Nachrichten Sonntag, 19. Juli, 1998

Willkommen bei Radio Prag, den Auslandssendungen des Tschechischen Rundfunks in deutscher Sprache. Hören Sie zu Beginn die Nachrichtenmeldungen. Am Mikrophon begrüsst Sie Andrea Kopelentová.

Totenmesse für Olga Havlová und den Schwiegervater des Präsidenten

Der katholische Priester und Direktor der Christlichen Akademie, Tomas Halik, wird am Sonntag abend eine gemeinsame Messe für die verstorbene erste Frau von Staatspräsident Havel Olga sowie den kürzlich verstorbenen Vater seiner zweiten Frau Dagmar in der Kirche des Heiligen Salvatore in Prag lesen. Laut ctk wird die Messe über Internet übertragen. Neben dem Präsidentenpaar werden auch Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens anwesend sein.

Hilfe für Gemeinde im hochwasserbetroffenen Gebiet

Staatspräsident Václav Havel erklärte am Samstag auf einer Pressekonferenz zu seiner Benefiz- und Stiftungstätigkeit, dass die im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastophe vom vergangenen Jahr von seiner Frau Dagmar gegründete Stiftung Vize 97 und die von ihm nach dem Tode von Olga Havlova gegründete Stiftung mit den Namen des Ehepaars zusammengelegt wurden, da ihre Aufgaben identisch seien und Verwechslungen mit der Olga-Havlova- Stiftung des guten Willen ausgeschlossen würden. Bereits 1990 hatte Präsident Havel auch eine Stiftung zum Erhalt der Prager Burg gegründet. Unter mehreren geplanten Projekten ist eines zur Hilfe für das vom Hochwasser betroffene Gebiet geplant. So erhält eine Gemeinde auch Zuschüsse u.a. für den Bau eines für die Roma- Kommunität gedachten Wohnhauses.

Sozialdemokraten verteilen Parteifunktionen neu

Wie der neue Premier und Chef der Sozialdemokraten Milos Zeman am Samstag erklärte, werde man auf der nächsten Sitzung des Zentralen Exekutivausschusses der Partei über die Neubesetzung von Parteiämtern sprechen, die durch die Übernahme von Ministerämtern bzw. Abgeordnetenmandaten frei würden. Man wolle aber nicht die Fehler der Demokratischen Bürgerpartei ODS wiederholen, die ihre Funktionäre der Doppelbelastung von Partei- und Ämtern in der Exekutive, bzw. Legislative ausgesetzt hätte. Konkrete Namen nannte Zeman nicht. Unter den Parteifunktionären der Sozialdemokraten gibt es derzeit vier (ctk: Spidla, Svoboda, Buzkova), die auch ausserhalb der Partei hohe Ämter innehaben, einschliesslich Milos Zeman.

Rücktrittsmöglichkeit der CSSD

Wie der sozialdemokratische Kandidat für das Wirtschaftsressort Pavel Mertlik am Sonntag in einer Fernsehdebatte (Prima) erklärte, werde die sozialdemokratische Minderheitsregierung zurücktreten, werde sie daran gehindert, ihr Programm durchzusetzen.

Nato-aussenpolitische Priorität

(ctk) Wie der zukünftige sozialdemokratische Verteidigungsminister Vladimir Vetchy am Samstag nach der Sitzung des Exekutivausschusses seiner Partei erklärte, stelle der Beitritt in die Nato die höchste Priorität seines Ressorts dar. Er räumte gleichzeitig ein, dass es sich um einen langfristigen Prozess handle, der zehn Jahre dauern könne. Er werde sich mit dem Konzept der vorangegangenen Regierung befassen und rechne für die Zukunft mit rund 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für sein Ressort. Sein für das Auswärtige Ressort zuständige Parteikollege Jan Kavan erklärte Samstag Abend im Privatfernsehen Prima die Integration in die EU zur aussenpolitischen Priorität.

Opposition quittiert Kandidatur von Motej mit Wohlwollen

Erste Reaktionen zur personellen Besetzung der sozialdemokratischen Regierung aus den Reihen der Opposition fallen bezüglich der Nominierung des parteilosen Otakar Motejl für das Justizministerium durchweg positiv aus. Motejl, Vorsitzender des Obersten Gerichts, gilt als Garant für objektive Durchführung der von Premier Zeman angekündigten "Aktion der sauberen Hände" gegen jede Art der Korruption. Kritisch dagegen wird noch immer die Kandidatur von Jan Kavan zum Aussenminister bewertet.

Asyl- und Flüchtlingsproblematik der EU-Kandidaten muss an EU- Normen angepasst werden

In Prag endete am Sonntag eine zweitägige Konferenz zur Asyl- und Imigrationsproblematik im Zusammenhang mit der angestrebten Integration der mitteleuropäischen Staaten in die Europäische Union. Vorbereitet und durchgeführt wurde sie von der Organisation für Flüchtlinge und dem Europarat für Flüchtlinge und Exulaten. Die Teilnehmer, die überwiegend aus nicht Regierungsorganisationen West, Mittel- und Osteuropas kommen, wollen in einem sog. Positionsdokument ihren gemeinsamen Standpunkt zur Problematik darlegen.

Republikaner bilanzieren Misserfolg der Wahlen

Die rechtsradikale Partei der Republikaner hat am Samstag auf einer Tagung von rund vierzig Vertretern der Lokalorganisationen aus Nord-, West- und MIttelböhmen in Tanvald bei Jablonec die Ergebnisse und den Misserfolg bei den diesjährigen vorzeitigen Wahlen in die Abgeordnetenkammer ausgewertet. Nach Worten des Parteisprechers und ehemaligen Abgeordneten Ivo Vik kam es zwar nach mehrstündiger Debatte zu einer Beschlussfassung, diese sei aber so umfangreich, dass die Gefahr der Entstellung durch die Medien bestünde. Sie werde daher erst am Montag in vollem Wortlaut in den Medien veröffentlicht.

Hochwasserproblematik wieder aktuell

In einer Fernsehdebatte am Sonntag meinte der sozialdemokratische Abgeordnete Lubomir Zaorálek, dass der grösste Fehler bei der Beseitigung der Hochwasserschäden im vergangenen Jahr das vorzeitige Abbrechen der Arbeit der Zentralen Hochwasserkommission bereits im Juli und die gleichzeitige Auflösung des Krisenstabs gewesen sei. Weiter bemängelte er, dass Tschechien nicht Teil des Sozialfonds des Europarats ist, der der Förderung schwächerer Euro-Regionen diene. Einer der Gesprächspartner, der Vizechef der ODS, Ivan Langer, hielt entgegen, dass die Sozialdemokraten aus vielerlei Gründen die Freimachung von rund 5 Milliarden Kronen im Abgeordnetenhaus blockiert hätten.

Kurz zum Wetter:

Die Aussichten für den Beginn der Woche sind gut. Es wird warmes bis heisses Sommerwetter mit Temperaturen bis zu 34 Grad Celsius erwartet, das bis Mittwoch anhält. Niederschläge und örtliche Gewitter sind erst für Mitte kommender Woche angesagt. Bis dahin bleibt der Himmel überwiegend heiter.

Tourismus im Hochwassergebiet wieder voll im Gange

Auf dem Fluss Morava im Hochwassergebiet wurde an diesem Sonntag der Wassertourismus wieder erfolgreich eröffnet. Insgesamt 38 Kilometer Wasserweg konnten seit der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer zur Benutzung freigegeben werden.

Das waren die Nachrichten. Guten Empfang für die nun folgende Sendung Schauplatz und das Kulturmagazin.