Nachrichten Samstag, 30. Mai, 1998

Ahoj und willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei einem neuen halbstündigen Programm in deutscher Sprache auf den Wellen von Radio Prag. Gute Unterhaltung bei unserem Wochenendprogramm wünscht Franz- Josef Balkhausen. Zunächst die Nachrichten:

Tschechische Reaktion auf Äusserungen der Vertriebenenvertreter

Das tschechische Aussenministerium hat die jüngsten Aussagen deutscher Vertriebenenvertreter anlässlich des tradtionellen Pfingsttreffens der Sudetendeutschen in Nürnberg als innenpolitische Angelegenheit der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. "In dieser Angelegenheit ist nur der Standpunkt der deutschen Regierung wichtig", sagte ein Sprecher des Aussenministeriums am Freitag in Prag. Es sei nötig, diese Aussagen im Kontext mit den diesjährigen Bundestagswahlen in Deutschland zu sehen. Führende Vertreter der Vertriebenen-Verbände sowie der bayrische Ministerpräsidnet Edmund Stoiber hatten am Freitag gefordert, vor einer Aufnahme der Tschechischen Repubkik in die Europäische Union müsse Prag jene Dekrete annulieren, die kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs die Grundlage bildeten für die Enteignung und Vertreibung von rund drei Millionen Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei. Der stellvertretende tschechische Regierungschef Josef Lux bemerkte in diesem Zusammenhang, die Dekrete seien unantatstbar. Ähnlich äusserten sich auch andere tschechische Politiker.

Meinungsumfrage zu Wahlen

Der ehemals mehr als 15%ige Vorsprung der Sozialdemokratischen Partei CSSD vor der Klaus-Partei ODS schmilzt immer mehr zusammen. Neuesten Umfragen nach erhielte die CSSD mit 24% derzeit nur noch 5% Stimmen mehr als die ODS, die momentan auf 19% käme. Als drittstärkste Partei gelten momentan die Kommunisten mit 12%, gefolgt von der Rentnerpartei mit zehn und den Christdemokraten mit 9 Prozent der Wählerstimmen. Die Freiheitsunion sowie die rechtextremistischen Republikaner würden mit jeweils sieben Prozent ebenfalls den Einzug ins Parlament schaffen.

Kranzniederlegung in Jachimov

Die Vorsitzenden der Rechtsparteien ODS, Freiheitsunion und DEU, Vaclav Klaus, Jan Ruml und Ratibor Majzlik haben am Sonntag in Jachimov/Joachimstal zum Andenken der dort von den Kommunisten zu Tode geschundenen politischen Häftlingen Kränze niedergelegt. Jachimov gehörte in den fünfziger Jahren zu den härtesten Arbeitslagern in der kommunistischen Tschechoslowakei. In den Uran-Bergwerken von Jachimov, der berühmt berüchtigten Jachimover Hölle, starben 2000 der insgesamt 45.ooo politischen Häftlinge, die dieses Lager im Laufe seiner 15-Jährigen Existenz passieren mussten.

Gewerkschaftskongress in Zdar

Die Gewerkschaftsvertreter der im Gesundheitsdient Beschäftigten haben die Gesundheitspolitik der Regierung einer scharfen Kritik unterzogen. Auf ihrem Landeskongress in Zdar nad Sazavou forderten die Delegierten insbesondere eine Angleichung der Reallöhne. Zudem wurden alle Gewerkschaftsmitglieder zu einem einstündigen Warnstreik am 8. Juni aufgerufen. Die als Gastrednerin geladene Gesundheitsministerin Zuzana Roithova räumte zwar finanzielle Probleme im Gesundheitswesen ein, betonte jedoch, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung sich in den Jahren nach der Wende deutlich verbessert habe.

Havel - Mlynar - Roma

Präsident Vaclav Havel empfängt am Montag den Vorsitzenden der Kommission für die Roma-Problematik, Vladimir Mlynar. Gesprächsthema bilden die in jüngster Zeit zunehmenden rassistisch motivierten Übergriffe auf Roma-Angehörige.

Das Ärztekonzilium des Präsidenten will die Öffentlichkeit am kommenden Dienstag über den aktuellen Gesundheitszustand Vaclav Havels informieren. Havel kuriert auf Schloss Lany zur Zeit eine schwere Darmopertaion aus, der er sich während seines Osterurlaubs im österreichischen Innsbruck hatte unterziehen müssen.

In eigener Sache

Abschliessend noch eine Information in eigener Sache: Am Dienstag, den 2. Juni, werden im Sendezentrum Litomysl notwendige Reparaturarbeiten an den Hochspannungsleitungen durchgeführt. Aus diese Grunde werden die deutschsprachigen Kurzwellensendungen von Radio Prag um 8.30 sowie um 12.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausfallen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Sie hörten die Nachrichten von Radio Prag.