Nachrichten Mittwoch, 26. Juli, 2000

Aussenminister Kavan zu Entschädigungsfragen

Aussenminister Jan Kavan gab an einer Pressekonferenz am Dienstag bekannt, dass man davon ausgehe, dass tschechische ehemalige Zwangsarbeiter durch Österreich mit der gleichen Summe entschädigt werde, wie das durch Deutschland geschehen sei. Die Verhandlungen über die Entschädigung habe man ganz im Interesse der Opfer geführt und damit keine diplomatischen Pluspunkte erzielen wollen, sagte Kavan des weitern.

Tschechien will Beobachterstatus beim EU Regionen Ausschuss

Die Tschechische Republik möchte den Status des Beobachters beim EU - Ausschuss der Regionen bekommen. Dieses Ansuchen teilte der tschechische Außenminister Jan Kavan dem Präsidenten des Ausschusses, Jos Chabert mit, der seit Montag auf Besuch in Tschechien weilt. Chabert hat am Dienstag Nachmittag nach dem Treffen mit der Senatspräsidentin Libuse Benesova vor Journalisten gesagt, dass der Jahresbericht der Europäischen Kommission im Herbst für die Tschechische Republik positiv ausfallen sollte. Als Grund dafür hat er die gute Entwicklung der Regionen sowie die niedrige Inflation und Arbeitslosigkeit in Tschechien angegeben. Vertreter des tschechischen Verbandes der Städte und Gemeinden haben den EU-Gast bereits am Montag mit dem aktuellen Stand der laufenden Reform der Staatsverwaltung vertraut gemacht.

Britischer Aussenminister besucht Tschechien

Einen neuen britisch tschechischen Plan für die Unterstützung des EU - Beitritts Tschechiens wird im Rahmen seines Mittwochbesuches der britische Außenminister Robin Cook gemeinsam mit seinem tschechischen Amtskollegen Jan Kavan vorstellen. Sein Entstehen verdankt das Dokument den jahrelangen freundschaftlichen Beziehungen beider Politiker, als Jan Kavan der Labour Party angehörte. Bei den Gesprächen der beiden Politiker Anfang des Jahres in London bezeichnete Cook Tschechien als führenden Kandidaten bei der EU Erweiterung.

Internationale Roma Kongress in Prag

Anlässlich des Kongresses der Internationalen Roma Union in Prag, gab der tschechische Romaaktivist Emil Scuka in einem Interview mit der französischen Tageszeitung Liberation bekannt, dass die Situation der Roma zehn Jahre nach dem Fall des Kommunismus in Ostmitteleuropa schlecht, wenn nicht gar schlechter sei. Laut Scuka ginge es wirtschaftlich den Roma aus Rumänien am schlechtesten, da rund 90 Prozent ohne Arbeit seien, aus institutioneller Sicht sei die Lage am besten in der Slowakei, wo sich die Regierung sehr im Kampf gegen Diskriminierung bemühe. In Tschechien sei die ökonomische Situation der Roma ein der besten in Ostmitteleuropa, andererseits seien die Skinhead Bewegung und fremdenfeindliche Übergriffe in Tschechien stark.

Demonstration gegen IWF Jahrestagung

Die größten Demonstrationen gegen die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, die Ende September in Prag stattfindet, werden sich am 26. September abspielen. Dies schrieb am Dienstag die Tageszeitung Lidove Noviny mit Hinweis auf die Internetseiten der Antiglobalisierungsaktivisten. Laut der zweiseitigen Erklärung der Aktivisten werden an diesem Tag im Prager Stadtzentrum große Demonstrationen stattfinden, bei denen mit 10 000 Menschen gerechnet wird. Weiter soll es zur Blockade verschiedener Ämter und luxuriöser Geschäfte kommen. Kleinere Protestaktionen sind ab Mitte September geplant.

Äußerung von Jubilee 2000 unannehmbar

Als unannehmbar bezeichnete der tschechische Beauftragte für die Durchführung der Jahresversammlung des Internationalen Währungsfonds in Prag, Zdenek Hruby die Äusserung der Leiterin von Jubilee 2000 Ann Pettifor, der zufolge die Versammlung im September von grossen Demonstrationen von Globalisierungsgegner begleitete würde. Laut Hruby stünde diese Aussage unvereinbar mit der eigentlichen Berufung dieser christlichen, gewaltlosen internationalen Organisation. Über die Art und Weise der Protestaktionen will Hruby mit den Vertretern von Jubilee 2000 Ende August sprechen. Tomas Tozicka vom Kooperationsforum Most, das Mitglied der Kampagne Jubilee 2000 ist, sagte diesbezüglich dass man in Prag nur ein alternatives Forum plane, welches sich unter anderem in der Stadtbibliothek präsentieren wird.

USA - Stellungnahme zum jüdischen Friedhof in Prag

Der US Botschafter in der Tschechischen Republik John Shattuck teilte dem tschechischen Kulturminister Pavel Dostal mit, dass die Nichterfüllung der Forderungen der Juden, die mit dem mittelalterlichen jüdischen Friedhof in der Vladislavova Strasse in Prag zusammenhängt, für Tschechien negative internationale und wirtschaftlichen Folgen haben könnte. Der Kulturminister Dostal ist der Meinung, dass die Ceska pojistovna, auf deren Grundstück sich der Friedhof befindet, die Gesetze der Tschechischen Republik nicht verletzt. Ferner sei nach Dostal der Regierungsbeschluss über die Anerkennung des Friedhofs als Kulturdenkmal und 45 Millionen Kronen für die Anfertigung von einem Sarkophag mehr als entgegenkommend. Außenminister Jan Kavan respektiert die Äußerung der USA, hält allerdings die Lösung der Auseinandersetzungen um den Friedhof für eine innere Angelegenheit der Ceska pojistovna, der Prager Jüdischen Gemeinde und der Regierung.

Theaterstück über die Brüder Capek

Mit einer literarisch - dramatischen Collage will man das Leben und Werk der Gebrüder Capek auf dem Prager Vysehrad Friedhof in Szene setzen. Die gestrige Premiere wurde nicht einmal durch das regnerische Wetter getrübt und der Theaterabend trägt den Titel "Die Gräber öffnen sich". Die Autoren des Projektes wollen durch die geheimnisvolle Atmosphäre des Friedhofs die literarischen Arbeiten der Gebrüder Capek näher bringen.

Musikfestival Janacek in Luhacovice eröffnet

Das Musikfestival Janacek und Luhacovice wurde am Montag von Parlamentspräsidenten Vaclav Klaus in dem größten mährischen Kurort Luhacovice beim Denkmal des Komponisten feierlich eröffnet. Bei dem Eröffnungskonzert stellte sich das Kammerorchester aus der südmährischen Metropole Brno / Brünn vor, das Janaceks Räuberballaden Pisne detvanske aufführte. In Luhacovice sind viele Werke von Janacek entstanden, der sich dort zur Behandlungen seiner Stimmbändern aufhielt und sich von der Natur inspirieren ließ.

Theaterschiff der Gebrüder Forman auf der Moldau

Als eine der größten Attraktionen des Programms "Prag - Europäische Kulturstadt 2000 ist am Montag das Theaterschiff "Geheimnis" (Tajemstvi) in der tschechischen Hauptstadt vor Anker gegangen. Bis Ende September wird das 70 Meter lange Segelboot jeden Abend vom Moldau- Ufer los gemacht und während einer vierstündigen Fahrt Theaterstücke und Tanzvorführungen bieten. Im kommenden Jahr soll das Schiff auch in Dresden und Berlin einlaufen. Das von einem 22-köpfigen Team um die Regisseure Matej und Petr Forman entworfene Boot bietet etwa 170 Zuschauern Platz. Das Brüderpaar will in einigen Jahren mit der Geheimnis" auch Theater auf hoher See verwirklichen.