Nachrichten Dienstag, 27. Juli, 1999

Headlines:

Kuzvart über Öko-Schäden auf dem Balkan

Die Tschechische Republik ist den Worten des Umweltministers Milos Kuzvart zufolge bereit, sich an der Beseitigung der durch den Krieg verursachten ökologischen Schäden auf dem Balkan zu beteiligen. Ausser finanzieller Hilfe in Höhe von cca 2 Milliarden Kronen wird die Tschechische Republik auch ihre Experten und Firmen zur Verfügung stellen, die Erfahrungen mit der Beseitigung von Öko-Schäden haben. Minister Kuzvart informierte darüber am Sonntag nach seiner Rückkehr aus Helsinki, wo er an einem inoffiziellen Treffen der Umweltminister der EU-Mitgliedsstaaten sowie der EU- Beitrittskandidaten teilnahm. Kuzvarts Worten zufolge, wurde bei dem Treffen im Zusammenhang mit den Kosten für den ökologischen Wiederaufbau über ungefähr drei Milliarden Euro gesprochen. Als ein Beispiel für ökologische Schäden nannte Kuzvart die Verseuchung der Donau, die durch die Vernichtung von Chemiefabriken verursacht worden war. Der Minister betonte die Rolle, die bei Beseitigung der Ursachen der ökologischen Risiken die Zeit spielt. Er erklärte: "Auch hier gilt: wer schnell gibt, gibt doppelt so viel - und dies ist auch unsere moralische Pflicht. Der Balkan ist Bestandteil Europas, und wir sind verpflichtet, uns darum zu kümmern."

Grulich: Rückkehr der Kosovo-Flüchtlinge beginnt im September

Die Kosovo-Flüchtlinge, die während des Kriegs auf dem Balkan aus Mazedonien in tschechische humanitäre Zentren gebracht wurden, werden nach Schätzungen des Innenministers Vaclav Grulich ab September in ihre Heimat zurückkehren. Die Flüchtlinge werden - so Grulich - mit Flugzeug in ihre Heimat befördert. Der Innenminister rechnet damit, dass mehr als 75% der Kosovo-Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren wollen. Im Rahmen des humanitären Programms wurde 824 Kosovo-Albanern in Tschechien ein vorübergehendes Asyl gewährt.

Oppositionsvertrag - Meinung

Genau die Hälfte der tschechischen Bürger bewertet den mehr als ein Jahr alten Oppositionsvertrag der ODS und der CSSD negativ. 20% der Bürger sind dagegen der Meinung, dass der Vertrag nützlich sei. 30% der Bürger vertritt keine eigene Meinung, was den Oppositionsvertrag betrifft, der den Sozialdemokraten den Weg zur Regierung geöffnet hatte. Dies geht aus den am Montag veröffentlichten Ermittlungen des Instituts für die öffentliche Meinungsforschung hervor. 23% der Befragten sind der Meinung, dass der Vertrag eben das gebracht habe, was man davon erwartet hatte, und zwar politische Stabilität. 32% der Befragten meinen, dass der Oppositionsvertrag nichts Positives gebracht habe.

Kabinett - wenig Vertrauen

Das Vertrauen der Bürger gegenüber der Regierung ist erneut gesunken, jetzt vertrauen dem Kabinett nur noch 27% der Bevölkerung. Nach einem Jahr der sozialdemokratischen Regierung ist das Vertrauen der Bürger um 17% gesunken. 69% der Bürger glauben dem Kabinett nicht. Dies geht aus den am Montag veröffentlichten Resultaten der Meinungsuntersuchungen hervor, die vom Institut für die öffentliche Meinungsforschung durchgeführt wurden. Der Analytiker des Instituts Daniel Kunstat stellte fest, bei Beobachung langfristiger Trends sei es offensichtlich, dass das Milos-Zeman-Kabinett mit der Zeit von den Bürgern schlechter bewertet werde. Ein geringes Anwachsen des Vertrauens der Bürger verzeichnete Staatspräsident Vaclav Havel. Jetzt vertrauen dem Staatsoberhaupt 49% der Bürger, was um ein Prozent mehr als vor einem Monat ist. 47% der Befragten vertrauen dem Präsidenten nicht, sie werfen ihm meistens vor, dass er oft Fehler mache, seine Versprechen nicht erfülle und keine Probleme löse. Ausserdem kritisieren sie auch den angeblich negativen Einfluss seiner Gattin Dagmar.

80% Roma arbeitslos

Die Arbeitslosigkeit der Roma ist in Tschechien rasant angestiegen. Darüber informierte die wirtschaftlich orientierte Tageszeitung Hospodarske noviny in ihrer Montagsausgabe. Die Zeitung geht von einem Bericht des tschechischen Helsinki-Kommittees aus, wonach fast 80% der Roma im arbeitsfähigen Alter arbeitslos seien. Als Ursachen für diesen Zustand bezeichnet die Hospodarske noviny die "demotivierende" Praxis sozialer Zuschüsse und das Versagen des Kabinetts.

Kolumbianer zu elf Jahren verurteilt

Zu elf Jahren Haft wegen Drogenschmuggels hat das tschechische Oberste Gericht am Montag den Kolumbianer Alfonso Calderon Ramirez verurteilt. Den Informationen der Nachrichtenagentur CTK zufolge sahen es die Richter als erwiesen an, dass der 62jährige Kolumbianer im Herbst 1997 sechzig Kilogramm als Kaffee deklariertes reines Kokain nach Tschechien gebracht hat. Calderon behauptete, den Inhalt der Sendung nicht gekannt zu haben. Dieser Darstellung schenkte das Gericht keinen Glauben und bestätigte das Urteil einer früheren Instanz.

Terezin - Nutzung der ehemaligen Militärobjekte

Nach einer neuen Nutzung der Militärobjekte in Terezin/Theresienstadt, die 1997 die Armee verlassen hatte und die seitdem leerstehen, haben Studenten und junge Experten aus Europa und Israel in den vergangenen zehn Tagen bei einem internationalen Arbeitstreffen mit dem Titel "Locating Terezin" gesucht. Ihre Ideen, Projekte und Pläne, die sie unter der Führung von Professoren Daniel Mintz und H. Schwartz aus Jerusalem ausgearbeitet hatten, stellten die jungen Experten am Sonntag Abend in der ehemaligen Reitschule in Terezin vor. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1860 inspirierte eine Gruppe schwedischer Seminarteilenehmer zum Entwurf für eine Mehrzweckeinrichtung, wo Konferenzen, Vorträge sowie Filmfestivals veranstaltet werden könnten. Die Koordinatorin der Stiftung Terezin, Vera Zemanova, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, dass die von den jungen Menschen ausgearbeiteten Projekte auf keinen Fall in einer Schublade landen werden, sondern dass die Mehrheit der Projekte dem Stadtrat von Terezin vorgelegt wird. Das internationale Treffen wurde vom österreichischen Bundeskanzleramt, dem Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds und aus dem Programm PHARE finanziert.

Harfenisten

Der 7. Weltkongress der Harfenisten ist am Sonntag mit einem Konzert im Prager Hotel Hilton beendet worden. An dem Kongress nahmen an 300 Harfenistinnen und Harfenisten sowie einige Hundert weitere Musikexperten teil. Während des Kongresses fanden 80 Veranstaltungen statt. Das Ziel des Kongresses war der Erfahrungsaustausch, die Propagation junger Interpreten sowie Aufklärungsarbeit, da die Harfe immer noch kein übliches Konzertinstrument ist.

Zum Abschluss der Wetterbericht:

Am Dienstag wird es in Tschechien heiter bis bewölkt sein, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 21 und 25 Grad.

Soweit die Nachrichten.