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Genügend Personen und Mittel zur Bewältigung der Hochwasserfolgen

An der Beseitigung der Folgen der Hochwasserkatastrophe werden sich bis zu fünf Tausend Soldaten beteiligen. Das tschechische Kabinett hat darüber am Donnerstagnachmittag entschieden. Premier Vladimir Spidla sagte am Donnerstag vor Journalisten, das integrierte Rettungssystem schaffe es trotz einiger Schwierigkeiten gut, die Naturkatastrophe zu bewältigen. Die Regierung habe die Lage unter Kontrolle und der Staat verfüge über genügend Personen und Mittel, um sich mit den Folgen auseinander zu setzen. Er würdigte aber ebenso die Hilfsangebote aus dem Ausland.

Hochwasserlage an der Elbe

Die Hochwasserlage in Nordböhmen, wo man einen weiteren Wasseranstieg erwartet, bleibt dramatisch. In Mittelböhmen kulminierte der Fluss am Donnerstagnachmittag. Die Flutwelle riss in den Morgenstunden um dreißig Familienhäuser in Zalezlice bei Melnik hinweg. In Litomerice/Leitmeritz wurde eine Gasleitung beschädigt. In Roudnice musste die einzige noch funktionierende Elbe-Brücke im Landkreis Usti nad Labem /Aussig/ gesperrt werden. In der ganzen Region kann die Elbe daher nicht mit dem Auto überquert werden.

Gefahr durch Chemiewerk in Neratovice - dritte Alarmstufe ausgerufen

Im mittelböhmischen Neratovice wurde die dritte Alarmstufe ausgerufen. Aus dem dortigen unter Wasser stehenden Chemiewerk Spolana entwicht giftiges Chlor. Die entwichene Menge ist nach der Information der Feuerwehr nicht lebensgefährlich. Trotzdem schloss der Hauptmann des Landkreises Mittelböhmen, Petr Bendl, eine Evakuierung der Stadtbewohner nicht aus.

Hochwasserlage in Prag

Im Prager Stadtteil Karlin sind am Donnerstag zwei Wohnhäuser eingestürzt. In Prag 8 wurde die Evakuierung der Bewohner am Donnerstag fortgesetzt. Die Rückkehr der Bewohner in die evakuierten Stadtviertel ist noch nicht möglich. Die Häuser müssen zunächst von Statikern, Energetikern und Gaswerkmitarbeitern untersucht werden.

Das Leben in Prag wird durch einen beschränkten Stadtverkehr kompliziert. Die Schäden in der Prager U-Bahn, in der wahrscheinlich 17 Stationen vom Wasser beschädigt wurden, werden sich wohl auf zwei Milliarden Kronen belaufen. Die Renovierung soll einige Monate dauern.

Herrenlose Schiffe auf der Elbe

Auf der Elbe hatten sich am Donnerstag nachmittag 12 steuerlose Schiffe von den Ufern losgerissen. Der Krisenstab von Nordböhmen weiß von 118 Schiffen, die in verschiedenen Häfen ankern. Der Hauptmann des Landkreises Usti nad Labem /Aussig/ Jiri Sulc bat daher die Armee um die Bereitstellung von schwerer Technik, die bei der Verankerung der Schiffe helfen könnte.

Bei der Sprengung eines Schiffes auf der Elbe in Decin wurde ein Mann, der die Aktion beobachtete, tödlich verletzt. Er folgte der Aufforderung der Polizei nicht, den Ort zu verlassen. Es handelt sich um das elfte Opfer der Überflutungen.

Brücke in Usti

Die Eisenbahnbrücke in Usti nad Labem (Aussig), die die einzige Verbindungsmöglichkeit zwischen den beiden Ufern der Elbe darstellt, soll auch bei dem Höchstwasserstand des Flusses passierbar bleiben. Der Scheitelpunkt der Elbeflutwelle wird hier am Freitag mit einem Pegel von 12,5 Metern erwartet.

Hilfe aus der Europäischen Union

Die Europäische Union wird eine ziemlich großzügige Hilfe der Tschechischen Republik anbieten. Sie wird fast 58 Millionen Euro direkt und weitere 200 Millionen Euro in Form eines günstigen Darlehens zur Verfügung stellen, informierte am Donnerstag der tschechische Botschafter bei der EU Libor Secka. Als Soforthilfe wird die EU 48 Millionen Euro aus dem ISPA-Fonds zur Erneuerung der Verkehrinfrastruktur und der Umwelt zur Verfügung stellen. Die Projekte sollten sich vor allem auf die Renovierung und Reinigung der Trinkwasserleitungs- und Kanalisierungssysteme sowie zur Erneuerung wichtiger Verkehrswege beziehen, teilte die Delegation der Europäischen Kommission in Prag mit. Am Freitag wird der Vorsitzende der Europäischen Kommission Romano Prodi Prag persönlich besuchen.

In den Krisengebieten sind 4.000 Soldaten im Einsatz

In den überfluteten Gebieten Tschechiens sind derzeit fast viertausend Soldaten und zivile Armeemitarbeiter im Einsatz. Nach Informationen des Prager Verteidigungsministeriums stehen ihnen derzeit fast 500 Autos und weitere Maschinen sowie 15 Hubschrauber zur Verfügung.

Gesundheitsministerin verlangt 110 Millionen Kronen

Gesundheitsministerin Marie Souckova verlangt von der Regierung 110 Millionen Kronen für die Bekämpfung der Hochwasserfolgen. Diese sollen vor allem für die Impfung der Kinder gegen Hepatitis A in den überfluteten Gebieten, Untersuchung des Trinkwassers und Desinfektionsmittel genutzt werden.

Schäden in der Lebensmittelindustrie

Die Schäden, die der Lebensmittelindustrie in Folge der Überflutungen entstehen, werden sich auf etwa 100 Millionen Kronen belaufen. "Wir sind der Meinung, dass keine negativen Folgen hinsichtlich der Versorgung der Bewohner und der Produktion zu erwarten sind. Es wird nicht heißen, das es keine Lebensmittel geben könnte," sagte der Präsident der Lebensmittelkammer Jaroslav Camplik der Nachrichtenagentur CTK.

Lieferungen von Treibstoff an Rettungsmitarbeiter

Die Regierung hat angeordnet, Treibstoffe aus staatlichen Reserven kostenlos an Rettungsmitarbeiter zu liefern. Diese Anordnung betrifft Regionen, in denen Notstand ausgerufen wurde. "Es gibt genug Brennstoff, mancherorts funktionieren jedoch Tankstellen während des Stromausfalls nicht," begründete Premier Vladimir Spidla die Entscheidung des Kabinetts.