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Tschechien wird sich beim EU-Gipfel für wechselseitige Kompetenz-Übertragung einsetzen

Die tschechische Regierung wird beim bevorstehenden EU-Gipfel die Position vertreten, dass Kompetenzen der Nationalstaaten nicht nur an die EU-Zentrale in Brüssel abgetreten, sondern auch in die andere Richtung weitergegeben werden. Nach Meinung des Kabinetts sollte ein genau definierter Mechanismus für die Übertragung von Kompetenzen aus der Europäischen Union zurück in die Mitgliedsstaaten gefunden werden. Ein solcher Mechanismus sei aber noch nicht in den EU-Dokumenten verankert, so die Beanstandung aus Prag. Auf diese Position haben sich heute die Parteichefs der drei Koalitionsparteien in Prag geeinigt. Bereits für dieses Wochenende hat die EU-Ratspräsidentin und deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel unter anderem Premierminister Mirek Topolanek zu letzten Sondierungsgesprächen über die möglichen Änderungen der EU-Verträge nach Brüssel eingeladen. Am kommenden Donnerstag und Freitag steht dann der EU-Gipfel an, bei dem die 27 EU-Staaten versuchen müssen, die Verfassungskrise zu beenden. "Sollte dabei kein Kompromiss möglich sein, gerät die Europäische Union in eine Krise, wie sie bisher keine erlebt hat", schreibt dazu am Freitag die dpa.

Außenministerin Plassnik ruft im Streit um AKW Temelin zum Dialog auf

Zu gegenseitigem Respekt und zur Abkühlung der Emotionen im Streit um das südböhmische Atomkraftwerk Temelin hat am Freitag die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik aufgerufen. Über das umstrittene AKW, das die österreichisch-tschechischen Beziehungen belastet, sprach Plassnik heute mit dem tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg am Rande eines Symposiums in Znojmo / Znaim. Plassnik verurteilte die Blockaden der österreichisch-tschechischen Grenze durch österreichische Atomkraftgegner. Sie sagte wörtlich, wer Grenzen blockiere, rolle sich zusammen wie ein Igel und es sei nicht verwunderlich, dass der Nachbar dann nur die Stacheln sehe. Plassnik sagte weiter, dass es beim AKW Temelin um die Sicherheit von Österreichern und Tschechen gehe. Wien fordere daher die Einhaltung der vereinbarten Sicherheitsvereinbarungen, hieß es.

"Fall Cunek" wird zur ernsten Belastungsprobe für Regierungskoalition

Die Affäre um Vizepremier und Christdemokratenchef Jiri Cunek, gegen den wegen Korruptionsverdachts ermittelt wird, wird für die Mitte-Rechts-Koalition in Prag immer mehr zu einer ernsten Belastungsprobe. Heute setzte die linke Opposition im Parlament für kommenden Mittwoch eine Vertrauensabstimmung gegen das Bündnis durch, das nur mit den Stimmen von zwei Überläufern regiert. Dementsprechend wird ein knapper Ausgang erwartet. Die Regierungskoalition hatte am Morgen zunächst verhindern können, dass der "Fall Cunek" in die Tagesordnung der heutigen Sitzung aufgenommen wird. Doch der gebilligte Auftritt von Cunek vor den Abgeordneten habe sich als Fehler erwiesen, sagte Regierungschef Topolanek. Der Senat hat dem unter Korruptionsverdacht stehenden Regierungspolitiker bereits die parlamentarische Immunität entzogen. Außenminister Karel Schwarzenberg wiederum sagte, dass er wegen der Affäre seinen Rücktritt erwäge.

Paroubek: Koalitionsregierung kommt binnen drei Monaten zu Fall

Der tschechische Oppositionsführer, Sozialdemokratenchef Jiri Paroubek, ist der Meinung, dass die Prager Koalitionsregierung binnen eines Vierteljahres gestürzt werden wird. "Falls die Regierung nicht kommende Woche bei der Vertrauensabstimmung zu Fall kommt, dann fällt sie in zwei oder drei Monaten bei einer anderen Streitfrage", sagte Paroubek heute gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. In diesem Fall könnten vorgezogene Neuwahlen entweder im Juni kommenden Jahres oder noch besser im Herbst dieses Jahres stattfinden, ergänzte Paroubek.

Prager Regierung will Standort der geplanten US-Radaranlage überdenken

Nach dem Widerstand vieler tschechischer Kommunen gegen das geplante US-Raketenabwehrsystem in Mitteleuropa will die Regierung in Prag den möglichen Standort einer US-Radaranlage neu überdenken. Ein bisher ins Auge gefasster Truppenübungsplatz in Mittelböhmen sei den USA auch wegen mehrerer negativer Abstimmungen der örtlichen Bevölkerung noch nicht offiziell angeboten worden, wurde heute aus dem Umfeld von Ministerpräsident Mirek Topolanek verlautbart. Tschechien wolle den USA im Juli seine Bedingungen für die Stationierung eines US-Radars mitteilen, hieß es. Die bereits begonnenen Verhandlungen sollen im August fortgeführt werden.

Tschechiens Präsident für Referendum über US-Radaranlage in Böhmen

Im Streit um ein mögliches US-Raketenabwehrsystem in Mitteleuropa hat sich Staatspräsident Vaclav Klaus für eine Volksabstimmung in Tschechien ausgesprochen. Der tschechische Wahlkampf hätte sich im vergangenen Jahr gut zur Diskussion über eine geplante US-Radaranlage in Böhmen geeignet, wurde Klaus am Donnerstag von der Tageszeitung "Pravo" zitiert. Da das Thema dort aber keine Rolle gespielt habe, wäre ein Referendum nun durchaus ein gangbarer Weg. Umfragen zufolge lehnen zwei Drittel der Tschechen den Bau des US-Radars ab. Das Abgeordnetenhaus hatte am Mittwoch einen Gesetzentwurf für ein Referendum in erster Lesung gebilligt.

Tschechiens Verteidigungsministerin muss nicht im Parlament singen

Die tschechische Regierungskoalition hat Verteidigungsministerin Vlasta Parkanova vor dem Vorsingen eines umstrittenen Liedes im Parlament bewahrt. Die leidenschaftliche Musikerin hatte vergangene Woche US-Präsident George W. Bush eine CD mit einer selbst gesungenen Hymne auf eine mögliche US-Radarstation in Böhmen überreicht. Darin singt die Christdemokratin unter anderem: "Guten Tag, Fahne mit Sternen und Streifen, guten Tag, Radar, sei willkommen". Die linke Opposition hatte daraufhin gefordert, dass die 55-Jährige im Parlament ihre Motive offen legt und das Lied vorsingt. Dies wies die Regierungskoalition gestern jedoch mit seiner Mehrheit im Abgeordnetenhaus zurück.

Tschechische Krone schloss Woche mit Kurs von 28,55 CZK/Euro ab

Die tschechische Währung hat heute um 17 Uhr die aktuelle Geschäftswoche mit einem stabilen Wechselkurs von 28,55 Kronen je Euro abgeschlossen. Gegenüber der US-Währung hat sie dagegen am Freitag noch einmal zugelegt. Sie wurde zur gleichen Zeit mit einem Wechselverhältnis von 21,36 Kronen je US-Dollar notiert. Das geht aus Veröffentlichungen des Internetservers Patria Online hervor.

Radeberger Gruppe verkauft tschechische Brauerei Krusovice an Heineken

Die Radeberger Gruppe verkauft die tschechische Brauerei Krusovice an den niederländischen Brauereikonzern Heineken. Das internationale Potenzial der Marke Krusovice könne besser in einem internationalen Verbund erschlossen werden, teilte Radeberger am Donnerstag in Frankfurt mit. Über die Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Vertrieb der Marke Krusovice in Deutschland bleibe bei der Radeberger Gruppe. Krusovice hat den Angaben zufolge einen Bierabsatz von 700 000 Hektolitern und kommt auf einen nationalen Marktanteil von drei Prozent. Die Brauerei westlich von Prag, die 1994 von der Frankfurter Binding Brauerei gekauft worden war, hat 300 Mitarbeiter.

U-21-EM im Fußball: Tschechien unterliegt Serbien mit 0:1

Die tschechische U-21-Fußballnationalmanschaft hat am Donnerstagabend bei der Europameisterschaft in den Niederlanden ihr zweites Spiel verloren. In der Nachspielzeit schoss Serbien das entscheidende Tor zum 1:0-Endstand. Damit muss die Tschechische Republik das letzte Gruppenspiel am Sonntag gegen Italien unbedingt gewinnen, um ihre Minimalchance auf das Halbfinale und die Olympia-Qualifikation auch wahrnehmen zu können.

Tschechiens Fußballverband bestätigt Kontakt zu Lothar Matthäus

Der Böhmisch-Mährische Fußballverband (CMFS) hat Gespräche mit dem deutschen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus über ein mögliches Engagement als Nationaltrainer bestätigt. Falls für Tschechien das EM-Qualifikationsspiel gegen Irland im September in Prag "nicht erfolgreich ausgehe", müsse der jetzige Trainer Karel Brückner wohl gehen, sagte CMFS-Vizepräsident Vlastimil Kostal am Donnerstag in Prag. Damit revidierte er seine vorherige Aussage, dass der Posten des Nationaltrainers in der EM-Qualifikation nicht zur Disposition stehe. Matthäus könnte durchaus ein Kandidat für die Nachfolge sein, hieß es. Bereits vor einigen Wochen habe man sich in Prag zu einem allgemeinen Gespräch getroffen, sagte Kostal. Ein Angebot sei aber nicht unterbreitet worden.

Fußball: Wechsel von Cech zum FC Chelsea war Gegenstand von Ermittlungen

Der Wechsel des tschechischen Fußball-Nationaltorhüters Petr Cech 2004 vom französischen Club Stade Rennes zum FC Chelsea in London stand nicht ganz im Einklang mit den Vorschriften. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Abschlussbericht der Ermittlungen über vermutlich illegale Zahlungen bei Wechseln in der Premier League hervor, die vom ehemaligen Londoner Polizeichef Lord Stevens geführt wurden. In dem Bericht wird beim "Kapitel Cech" angeführt, dass der Club, der Spieler und weitere handelnde Personen bei den Untersuchungen kooperativ mit den Ermittlern zusammengearbeitet hätten. Der Eintrag von Cechs Namen im Verzeichnis der Ermittlungen bedeute laut Stevens nicht, dass Beweise für illegale Zahlungen vorlägen. Vielmehr würden zwei Spielerberater auf ihre Seriosität hin überprüft, hieß es am Freitag in einer Meldung der Nachrichtenagentur CTK.

Heftige Gewittergüsse überschwemmten Häuser in der Region Kromeriz

Kräftige Gewittergüsse haben am Donnerstagabend in neun Ortschaften der mährischen Region Kromeriz / Kremsier zu Überschwemmungen in Hunderten von Häusern geführt. Bis in die heutigen Abendstunden waren Feuerwehrleute damit beschäftigt, das Wasser aus den Gebäuden zu pumpen. Auch die Einwohner halfen stundenlang, um Wasser, Schlamm und Geröll aus den Gebäuden und ihrer Umgebung zu entfernen. In einigen Häusern hat das Wasser die Statik der Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Die materiellen Schäden werden ersten Schätzungen zufolge mehrere Dutzend Millionen Kronen betragen.

Das Wetter

Am Samstag ist es in Tschechien zunächst bewölkt und regnerisch, im Verlauf des Tages nimmt die Bewölkung ab. Nach den heutigen starken Gewittern erreichen die Tageshöchsttemperaturen morgen nur noch 22 bis 26 Grad Celsius.