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Keine wesentliche Entspannung in bedrohten Hochwassergebieten Tschechiens

Auch am Sonntag hielt an vielen Orten Tschechiens die Hochwassergefahr an. In Ostböhmen wurde in einem Fluss der Körper eines ertrunkenen alten Mannes gefunden. Damit ist die Zahl der Hochwasseropfer auf sieben gestiegen. Die Zahl der Hochwassergebiete, in denen die höchste Notstandstufe ausgerufen wurde, ist im Laufe des Tages von 58 auf 53 gesunken. Besonders dramatisch entwickelte sich am Sonntag die Lage an der Morava / March in Mittelmähren. In der Nähe von Olomouc /Olmütz kam es zum Dammbruch. Eine Flutwelle überschwemmte anschließend einen Stadtteil von Olomouc. Der Bürgermeister der Stadt hat die Evakuierung mehrerer Tausend Einwohner angeordnet.

Tausende Menschen in den betroffenen Hochwassergebieten haben ihre Wohnungen bereits verlassen. Im Landkreis Usti nad Labem / Aussig besteht die Gefahr, dass in der Nähe von Litomerice / Leitmeritz wie schon beim Hochwasser 2002 eine großflächige Lagune am Zusammenfluss der Elbe und der Eger entstehen könnte. Hunderte Haushalte sind in der Region ohne Strom. Die tschechische Landeshochwasserzentrale präzisierte die Prognose für die nächsten 60 Stunden. Danach wird für den Pegel der Elbe in Usti am Montag ein Wasserstand von 8,90 bis 9,00 Meter erwartet. Beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 hatte in der Stadt der Höchststand 11,85 Meter betragen, normal sind 2 Meter.

Die nordböhmische Gemeinde Hrensko an der tschechisch-deutschen Grenze steht im Wasser. Jede Bewegung ist nur noch im Boot möglich. Die meisten Einwohner haben ihre Häuser bereits verlassen.

Um 9.00 Uhr am Sonntagvormittag belief sich der Pegelstand der Elbe in Melnik auf 715 cm, was laut Experten dem so genannten 5- bis 10-jährigen Hochwasser entspreche. Am Montag dürfte in Melnik der Hochwasserscheitelpunkt erreicht werden, ca. 2000 Menschen müsstem dannn evakuiert werden.

Die Pegelstände einiger Flüsse haben sich am Sonntag stabilisiert. Der Pegel am südböhmischen Fluss Luznice, der bis Samstag hunderte Häuser überschwemmt hat, fing an einigen Orten an zu sinken.

In Prag wird die Durchflussmenge der Moldau dicht unterhalb der Überschwemmungsgrenze gehalten. Sollte sie erreicht werden, müsste die höchste Stufe der Alarmbereitschaft ausgerufen werden.

Der Vorsitzende der südmährischen Landkreisregierung Stanislav Juranek hat die Evakuierung von ca. 4000 Bewohnern mehrerer Gemeinden in der Nähe von Breclav angeordnet. Bereits am Donnerstag überschwemmte das Flutwasser in ihrer Umgebung etwa 500 Hektar Felder und Wiesen und der dadurch entstandene See gefährdete zunehmend die Anwohner aus unmittelbarer Nähe.

Krisenberatung des Kabinetts einberufen

Ministerpräsident Jiri Paroubek hat für Sonntagabend eine Krisenberatung des Kabinetts einberufen und schloss auch eine Sondersitzung des Parlaments nicht aus. Am Samstag traf er zu Konsultationen mit den Chefs der zuständigen Wasserwirtschaftsbetriebe in den vom Hochwasser betroffenen Regionen. Oppositionelle Politiker werfen Paroubek vor, er nutze die Hochwassersituation für seine politischen Ziele aus. Dies weist der Sozialdemokrat entschieden zurück. Landwirtschaftsminister Jan Mladek will auf der der Kabinettssitzung einen Vorschlag vorlegen, der Hilfeleistungen für die vom Hochwasser betroffenen Landwirte vorsieht. Auch Industrie- und Handelsminister Milan Urban kommt mit einem Vorschlag. Ihm zufolge sollte der staatlich beherrschte Stromproduzent CEZ Sonderdividenden in einer Höhe von zwei Milliarden Kronen auszahlen. Mit diesen Geldern könnte die Regierung die Beseitigung der durch das Hochwasser angerichteten Schäden finanzieren, sagte Urban am Sonntag in einer Fernsehdebatte.

Sechster Vogelgrippefall in Tschechien

Am Teich Novovrbensky in der Nähe von Ceske Budejovice / Budweis ist am Sonntag ein toter Schwan gefunden worden, der an der Vogelgrippe erkrankt war. Es handelt sich um den bereits sechsten Fall des am Vogelgrippevirus verendeten Vogels in Tschechien. Die Fundstelle befindet sich in der Nähe der Orte, an denen bereits in den letzten Tagen die ersten fünf toten Schwäne gefunden wurden. Aus diesem Grunde wird die Schutzzone nicht erweitert, informierte der Sprecher der Staatlichen Veterinärverwaltung.