Herz-Jesu-Kirche in Prag: Plečniks Meisterwerk wurde vor 80 Jahren geweiht

Herz-Jesu-Kirche (Foto: Martina Schneibergová)

In Tschechien gibt es verhältnismäßig wenige Kirchen, die erst nach der Entstehung der Tschechoslowakei erbaut wurden. In Prag gibt es jedoch einen Sakralbau aus dem 20. Jahrhundert, der vor allem in den letzten Jahren zu einem Touristenmagnet geworden ist: die Herz-Jesu-Kirche vom slowenischen Architekten Jože Plečnik im Prager Stadtteil Vinohrady. Der ungewöhnliche Sakralbau wurde vor 80 Jahren geweiht. Am Dienstag wurde das Jubiläum in der Kirche auf dem Georg von Podiebrad-Platz gefeiert.

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Herz-Jesu-Kirche
it einem festlichen Gottesdienst, der von Kardinal Miloslav Vlk zelebriert wurde, erinnerte man an das Ereignis, das sich vor genau 80 Jahren an diesem Ort abgespielt hat. Der hiesige Pfarrer Zdenek Wasserbauer las einleitend aus der Chronik der Pfarrei einige Passagen vor, um den Anwesenden die Atmosphäre vom 8. Mai 1932 näher zu bringen:

„Und dann kam der festliche Tag. Schon vor 7 Uhr versammelten sich auf dem Platz Vertreter des Turnvereins Orel sowie anderer Vereine mit ihren Flaggen. Kurz nach Acht kam der Prager Erzbischof Karel Kašpar. Er wurde von den Stadtvertretern begrüßt. (…) Aus der Schulkapelle brachte der Erzbischof mit seiner Begleitung die Reliquien der zwei Märtyrer, des heiligen Wenzel und des heiligen Adalbert. Die Reliquien wurden in den Altarstein hineingelegt. Danach wurde die Kirche für die Gläubigen eröffnet. Nach dem Gottesdienst bedankte sich der Erzbischof bei allen, die sich um den Kirchenbau verdient gemacht hatten.“

Miloslav Vlk
80 Jahre später wandte sich Kardinal Miloslav Vlk während des Gottesdienstes an die Anwesenden. Vlk zufolge kann es auf den ersten Blick vorkommen, 80 Jahre seien für eine Kirche nicht allzu viel.

„Es handelt sich aber um den bedeutendsten Sakralbau des 20. Jahrhunderts bei uns überhaupt. Zudem wollen sich die staatlichen Institutionen um die Eintragung der Kirche in die Weltkulturerbeliste der Unesco bemühen. Anlässlich des heutigen Jahrestags fragen wir neben dem architektonischen und kulturellen Wert auch nach der geistlichen Bedeutung der Kirche für die heutige Wirklichkeit. Diese Kirche wurde übrigens in einer Zeit erbaut, als sich begann in Deutschland der Nationalsozialismus durchzusetzen. Heute wird gerade an die Befreiung unseres Landes von der Nazi-Okkupation erinnert. Aus eigener Erfahrung kennen wir auch das nachfolgende totalitäre Regime, das kommunistische Regime. Wir erlebten aber auch seinen Zusammenbruch. Das heutige Jubiläum dieser Kirche soll uns daran erinnern, dass man Gott und seine Prinzipien aus der Gesellschaft nicht für immer entfernen kann. Darin sehe den Sinn der heutigen Feier.“

Herz-Jesu-Kirche
Die Kirche weckte 1932 ein großes Interesse. Architekt Jože Plečnik beteiligte sich zuvor auf Wunsch von Präsident Tomáš Garrigue Masaryk an der Umgestaltung der Prager Burg. Beim Bau der Herz-Jesu-Kirche aber ließ sich der damals anerkannte Architekt durch alte Sakralbauten im Mittelmeerraum inspirieren.

Anlässlich des Jubiläums werden noch einige Veranstaltungen von der Pfarrgemeinde organisiert, darunter auch ein Vortrag des slowenischen Plečnik-Experten Damjan Prelovšek. Gemeinsam mit Slowenien wird sich Tschechien um die Eintragung der Kirche in die Unesco-Weltkulturerbeliste bemühen.

Fotos: Autorin