Die Geschichte von Radio Prag

Anfang 1937 wurde in der Programmzeitschrift "Radiojournal" erstmals ein Schema der Kurzwellensendungen gedruckt, die damals noch als Versuchssendungen bezeichnet wurden.

In der Tabelle wurden die Sendungen in eine "europäische" und eine "amerikanische Sendereihe" unterteilt. Üblich war aber die Bezeichnung "Sendungen für Amerika" bzw. "Sendungen für Europa". Nach Amerika wurde dienstags und freitags von 1 bis 3 Uhr auf der Frequenz 25.34m gesendet, für Europa täglich von 20.25 bis 22.30 Uhr auf der Frequenz 31.41m. Aus der Tabelle geht hervor, dass das Programm auch Sendungen der Inlandsstationen übernahm. Interessant ist, dass in der Tabelle auch die Zeiten weiterer europäischer Rundfunkstationen angeführt wurden, die auf Kurzwelle sendeten: Brüssel, Kopenhagen, Moskau, Oslo und Wien.

Im Mai 1937 ging der Kurzwellensender in Podebrady von Probe - auf regelmäßigen Betrieb über. Bereits zuvor hatte man Sendungen für den (Nahen und Fernen) Osten aufgenommen (täglich von 13.55 bis 16 Uhr).

Wochenzeitung 'Radiojournal', Januar 1937Wochenzeitung 'Radiojournal', Januar 1937 Ein wichtiger Bestandteil der Auslandssendungen waren die Nachrichten. Diese dauerten in den Sendungen für Amerika 10 Minuten und wurden neben tschechisch/slowakisch und englisch einmal wöchentlich auch auf Ruthenisch und nach 1937 auch auf Spanisch ausgestrahlt. In den Sendungen für Europa wurden fünfminütige Nachrichten ausgestrahlt und zwar auf Tschechisch/Slowakisch, Englisch, Deutsch und Französisch, manchmal auch in anderen Sprachen wie Russisch, Italienisch, Flämisch oder Rumänisch. Die Hauptsprache der Wortbeiträge blieb vorerst Tschechisch. Einige Vorlesungen wurden aber auch englisch, deutsch und französisch gesendet. An ihrer Vorbereitung und Präsentation beteiligten sich, ähnlich wie bei den Nachrichten, auch Ausländer.

1937 begann Bozena Danesová, verheiratet Trojanová, für die Kurzwellensendungen zu arbeiten: "Zu den Kurzwellensendungen kam ich nach einem Vorstellungsgespräch. Damals war das eine kleine, neue Abteilung, in der etwa 8 Leute arbeiteten, darunter drei Ausländer. Ich wurde für die Korrespondenz eingestellt, aber bald begann ich auch als Sprecherin zu arbeiten. Ich machte Ansagen in Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch, später auch in Spanisch. Ich bin in Wien geboren, also konnte ich Deutsch, alle anderen Sprachen musste ich lernen. Ich habe vor allem in Sendungen für Asien und den Fernen Osten gesprochen. Wir haben unsere Hörer aufgefordert, uns zu schreiben, wie sie unser Programm hören und was sie gerne hören würden. Wir erhielten Hunderte von Briefen mit den verschiedensten Wünschen. Einige Hörer wollten Photos von uns. Auf die Briefe haben wir sowohl schriftlich als auch im Rahmen der Sendungen, der sog. Briefkästen, geantwortet. Jeder Sprecher hatte die Verantwortung für den Briefkasten seiner Region. Ich habe die Sendung am Samstag gemacht, die "Mailbag" hieß."

Davon, dass der Arbeit mit Hörern große Wichtigkeit zukam, zeugt eine Anordnung des Chefs der Kurzwellensendungen, Bohuslav Tvrdý: "Ziel der "Briefkästen" ist es, einen vertrauensvollen Kontakt zu den Hörern im Ausland zu gewinnen sowie Sympathie für unseren Staat. Keinerlei Politik sollte in diesen Sendungen auftauchen. Die beste Propaganda sind häufige Ansagen sowie Hinweise an passenden Stellen. Die Sprecher für Amerika können auch für den für England bestimmten "Briefkasten" Reklame machen. Ich forderte von den Sprechern schöpferische Arbeit - je mehr Geschmack und Gefühl, desto größer der Erfolg!"

Im Jahr 1937 trafen 14.000 Briefe bei Radio Prag ein. Etwa zwei Drittel kamen von englisch sprechenden Hörern. Das restliche Drittel kam aus allen Winkeln der Erde, es überwogen aber Briefe von in Nordamerika lebenden Tschechen und Slowaken. Dazu beigetragen hat sicher auch die sog. "Landsleute-Ecke", eine Rubrik, die gerade für die in den USA lebenden Tschechen und Slowaken bestimmt war. Beliebt waren auch diverse Hörerwettbewerbe, deren Gewinner vom Tschechoslowakischen Rundfunk kleine Preise erhielten.

 
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