Wirtschafts-Wochenrückblick vom 12. bis 18. Oktober

Foto: Ivana Vonderková

Bier und Karpfen aus Böhmen sowie Lkw aus Mähren – das sind nur einige der letzten Wirtschaftsthemen. Vor allem aber sind die Tschechen immer zufriedener am Arbeitsplatz. Dies und mehr im Wirtschafts-Wochenrückblick vom 12. bis 18. Oktober.

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Rund drei Viertel der Tschechen sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Dies zeigt eine neue Umfrage unter den tschechischen Arbeitnehmern. Das liegt vor allem an der guten Lage am Arbeitsmarkt und den immer weiter steigenden Löhnen. Doch das allein reicht den meisten Angestellten in Tschechien nicht mehr. Die Forderungen nach weiteren Zuwendungen werden immer lauter. Und das betrifft nicht nur den Wunsch nach finanziellen Boni, wie zum Beispiel einem 13. Monatsgehalt.



Home-Office  (Foto: Stubacca,  CC BY-SA 3.0)
Die Tschechen wünschen sich demnach mehr Flexibilität, was die Arbeitszeiten betrifft. Vor allem Mütter, ältere Bewerber und Menschen, die sich um einen pflegebedürftigen Familienangehörigen kümmern, würden gerne mehr Angebote für Teilzeitjobs sehen. Diese sind nach wie vor Mangelware auf dem tschechischen Markt. Bereits jetzt bieten jedoch einige Firmen den Eltern unter ihren Mitarbeitern eigene Kindertagesstätten oder Kindergärten.

Bereits fest beschäftigte Arbeitnehmer sehen hingegen den traditionellen Acht-Stunden-Tag als Auslaufmodell. Immer mehr würden auch gerne vom Home-Office aus zu Hause arbeiten oder generell Gleitzeitmodelle in Anspruch nehmen.


Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Die Wohnungspreise in Prag weisen die größte Spanne auf im Vergleich zu anderen Großstädten in Mitteleuropa. In der Moldaumetropole sind neue Wohnungen im Stadtzentrum um mehr als das Dreifache teurer als jene im neunten Stadtbezirk, die am preiswertesten sind. Die zweitgrößte Differenz in den Preisen für Neubauwohnungen gibt es in Budapest, am geringsten ist der Unterschied bei den acht miteinander verglichenen Städten in München.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Beratungsfirma KPMG ČR und der Bauträgerfirma Central Group, die am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde. Anhand dieser Analyse liegen die Wohnungspreise im Stadtzentrum um bis zu 140 Prozent über dem Durchschnittswert für alle Neubauten in Prag. Am teuersten sind die Wohnungen in den zentralen Stadtbezirken Prag 1 und Prag 2, wo sich der gemittelte Preis um 140.000 Kronen (ca. 5200 Euro) pro Quadratmeter bewegt. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 90 Quadratmetern liegt der Kaufpreis einer Innenstadtwohnung daher bei über 12,5 Millionen Kronen (ca. 463.000 Euro). „Der Grund für die hohen Wohnungspreise im Prager Stadtzentrum ist das verschwindend geringe Angebot an neuen Wohnungen“, erklärt der Besitzer der Central Group, Dušan Kunovský.

Nach dem Stadtzentrum die höchsten Wohnungspreise haben der achte und der sechste Stadtbezirk. Am anderen Ende der Skala liegt der neunte Stadtbezirk, wo das Angebot an neuen Wohnungen relativ groß ist. Die Wohnungspreise erreichen dort nicht einmal 80 Prozent des Prager Durchschnittswertes.


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Der Zusammenschluss der Brauerei-Riesen ist vollkommen: Am Montag vergangener Woche übernahm Anheuser-Busch InBev den Rivalen SABMiller. Das ändert auch auf dem tschechischen Biermarkt die Kräfteverhältnisse.

Durch die Übernahme wird künftig jedes dritte Bier weltweit bei Anheuser-Busch hergestellt. Das gilt jedoch nicht für Tschechien. Denn die Europäische Kommission hat für die Fusion von AB InBev und SABMiller strikte Auflagen erteilt. So müssen die neuen belgischen Eigner die SABMiller-Brauereien in Mittel- und Osteuropa verkaufen.

Foto: ČT24
In Tschechien gehört bisher Plzeňský prazdroj (Pilsner Urquell) zu SABMiller, dem Brauhaus sind noch Gambrinus, Velkopopovický kozel und Radegast angeschlossen. Konkurrent Anheuser-Busch betreibt wiederum nur noch die Brauerei Samson im südböhmischen České Budějovice / Budweis.

Wirtschaftsanalytiker halten derzeit die japanischen Bierhersteller Asahi und Kirin für aussichtsreise Bewerber um den Kauf von Plzeňský prazdroj. Im Spiel sei aber auch Heineken, berichtete der Tschechische Rundfunk in seinen Inlandssendungen. Die Niederländer würden bei einer Übernahme des Pilsener Traditionsbrauhauses mit 55 Prozent Anteil zum größten Anbieter auf dem tschechischen Markt. Bisher besitzt Heineken hierzulande Krušovice und Starobrno.

Dem tschechischen Biertrinker dürfte es nach den bisherigen Erfahrungen allerdings egal sein, welchem Konzern die Brauereien gehören.


Foto: Ivana Vonderková
In Südböhmen hat am vergangenen Freitag die Abfischung des größten tschechischen Fischteichs Rožmberk begonnen. Vertreter des Fischzuchtverbandes in Třeboň / Wittingau erwarten für diesen Herbst eine Fangquote von zirka 2300 Tonnen Fische für alle ihre Teiche.

Die Karpfenzüchter in Třeboň planen, rund 250 Teiche in den nächsten Tagen und Wochen abzufischen. Sie rechnen mit einer durchschnittlichen Fangquote. Dies teilte der Vorstandsvorsitzende von Rybářství Třeboň, Josef Malech, am Freitag mit. Rybářství Třeboň ist der größte Fischzuchtverband des Landes sowie europäischer Marktführer in der Zucht von Süßwasserfischen. „Die Saison wurde durch den Wassermangel in den vergangenen Jahren beeinflusst. Ungünstig waren für uns auch die kalten Frühlingsmonate. Nach den Kontrollabfischungen schätzen wir ein, dass uns dieses Jahr eine durchschnittliche Fischproduktion bringt“, so Malech.

Karpfen  (Foto: Dako99,  CC BY-SA 3.0)
Die Karpfen werden in Tschechien vor allem zu Weihnachten verspeist. Da die Saison erst jetzt beginnt, sind die Vertreter des Fischzuchtverbands nicht imstande, die Preise für den Weihnachtsmarkt bereits anzugeben. Im vergangenen Jahr wurde der Karpfen aus Wittingau für 77 bis 87 Kronen (2,90 bis 3,20 Euro) pro Kilo verkauft.


Martin Bednarz  (Foto: Archiv von Martin Bednarz)
Der Lastkraftwagen-Hersteller Tatra meldet nach einer langen Krisenperiode wieder einen Aufstieg. In den ersten drei Quartalen 2016 wurden im mährischen Kopřivnice insgesamt 876 Fahrzeuge produziert. Das ist um 26 mehr als im gesamten Jahr 2015.

„Wir sind auf dem besten Weg, unser Produktionsziel von 1300 Fahrzeugen in diesem Jahr zu erreichen. Im kommenden Jahr liegen unsere Ambitionen noch deutlich höher: Wir planen, 1700 Fahrzeuge herzustellen und zu verkaufen.“ So kommentierte der Generaldirektor von Tatra Truck, Martin Bednarz, die aktuellen Produktionszahlen. Das Unternehmen Tatra hat zuletzt im Jahr 2008 mehr als 1000 Wagen hergestellt. Angesichts der steigenden Produktion habe das Unternehmen zwei, in manchen Betrieben auch drei Produktionsschichten eingeführt, teilte Jaroslav Martínek von der Firma mit.

Foto: Archiv Tatra
Tatra hat seit Jahresbeginn mehr als 300 neue Arbeitnehmer angestellt. Das Unternehmen bietet aktuell über 1300 Arbeitsstellen. Der Durchschnittslohn in der Fabrik liegt bei über 30.000 Kronen (1100 Euro) monatlich. Das Durchschnittseinkommen in Tschechien erreicht knapp 1000 Euro.

Tatra ist ein traditioneller Lkw-Hersteller, der bis zur Wende 1989 im damaligen Ostblock einen Großteil des Marktes im Bereich der Schwerlastfahrzeuge abdeckte. Über 15.000 Maschinen pro Jahr wurden damals in Kopřivnice hergestellt.