Wirtschafts-Wochenrückblick: 27. April bis 3. Mai

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Die Europäische Kommission hat die Wachstumsprognose für Tschechien gesenkt. Und noch eine negative Meldung: Die Tschechische Bahn hat im vergangene Jahr Milliardenverluste eingefahren, trotz einer Umsatzsteigerung. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 27. April bis 3. Mai.

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Die Tschechische Bahn (ČD) hat im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von 1,4 Milliarden Kronen (51 Millionen Euro) erlitten. Als einen Grund für die Verluste nannte die Geschäftsleitung zahlreiche Bauarbeiten an den Strecken. Rund eine halbe Milliarde Kronen (18,5 Millionen Euro) fielen für die Baumaßnahmen an. Zusätzlich setzte ein Schiedsgerichtsbeschluss im Fall Škoda Transportation den Tschechischen Bahnen zu. Die ČD musste an das Unternehmen eine Nachzahlung in Höhe von 700 Millionen Kronen (26 Millionen Euro) leisten. Der Grund war eine unbezahlte Preissteigerung wegen verspätet zugestellter Lokomotiven.

Ohne diese ungeplanten Ausgaben hätte das Unternehmen ein ausgeglichenes Budget vorweisen können, sagt Generaldirektor Pavel Krtek. Insgesamt könne die ČD nämlich auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurückblicken. Die Umsätze beliefen sich auf 33 Milliarden Kronen (1,2 Milliarden Euro). Das stellt ein Plus von 47 Millionen Kronen (1,7 Millionen Euro) gegenüber dem Vorjahr dar.


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Die Milliardenverluste, die sich bei der Bahn schon in Zahlen zeigen, werden im Bauwesen gefürchtet: Laut dem Unternehmerverband Bauwesen (SPS) droht der Branche nach zwei Jahren Aufschwung ein Einbruch, und zwar in Höhe von zwei bis drei Prozent. Die Umsätze im Bauwesen sanken seit 2008 sechs Jahre in Folge, erst 2014 wurde ein Wachstum von 4,3 Prozent erreicht.

Für die prognostizierte Rezession macht der Vize-Verbandschef Milan Mašek die schlechten Gesetzesregelungen verantwortlich: Nach Forderung der EU solle bei allen Bauprojekten die Umweltverträglichkeitsprüfung wiederholt werden, da sie vorher auf Grundlage eines Gesetzes von 1992 stattgefunden hat, so Mašek. Laut dem Verband hat die Regierung nicht alle Möglichkeiten genutzt, um mit der Europäischen Kommission zu einem Kompromiss zu kommen. Die Ausarbeitung von neuen Umweltverträglichkeitsgutachten könnte dem Verbandsvorsitzenden Václav Matyáš zufolge drei bis vier Jahre dauern.


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Das Bauwesen ist von der Rezession bedroht. Auch die Wachstumsprognose für Tschechien wurde von der Europäischen Kommission gesenkt. Laut der Europäischen Kommission wird Tschechiens Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr um 2,1 Prozent wachsen. Noch im Februar lag die Wachstumsprognose bei 2,3 Prozent. Das Jahr 2017 sieht man in Brüssel jedoch positiver. Demnach soll das tschechische BIP um 2,6 Prozent wachsen.

Die Gründe für das geringere Wachstum sieht die Kommission in der liberalen Ausrichtung der tschechischen Wirtschaft. Durch die Offenheit seines Marktes ist das Land unvorhersehbaren externen Risiken ausgesetzt. Zudem werden niedrigere Investitionen von Seiten des Staates erwartet. Diese waren im vergangenen Jahr außerordentlich hoch. Brüssel sieht aber auch positive Entwicklungen in Tschechien. So erreichte die Arbeitslosigkeit ein niedriges Niveau. Laut dem tschechischen Arbeitsamt werden in diesem Jahr nicht mehr als 4,5 Prozent der Tschechen ohne Beschäftigung sein. Das Statistikamt schätzt die Arbeitslosigkeit bereits jetzt nur auf 4,1 Prozent. Auch das Verhalten der tschechischen Verbraucher stimmt die Kommission optimistisch.


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Und zum Schluss noch weitere Zukunftsaussichten: Das Regierungskabinett hat am Montag einen strategischen Plan für die tschechische Landwirtschaft bis 2030 gebilligt. Das Landwirtschaftsministerium möchte die Fläche, auf der Raps angebaut wird, um mehrere Zehntausend Hektar reduzieren. Zudem sollen die Zahlen der Nutztiere erhöht werden, und es soll mehr Gemüse produziert werden. Allgemein soll Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) zufolge Ackerboden künftig besser geschützt werden. Der strategische Plan sei ausgearbeitet worden, um den Landwirten zu versichern, dass ihnen der Staat bei ihren Problemen helfen werde, so Jurečka.

Außerdem soll der Anteil ökologischer Landwirtschaft steigen. Bis 2030 will man 18 Prozent Anteil an der gesamten Agrarfläche in Tschechien erreichen.