Wirtschafts-Wochenrückblick: 22. bis 29. Juni

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In der vergangenen Woche war der Brexit das bestimmende Thema – tschechische Reisebüros haben vorerst jedoch keine Angst vor dem Austritt des Vereinigten Königreichs. Außerdem stärkt Tschechien seinen Export – im Fokus sind dabei vor allem Waffen und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Dies und mehr sind die Themen im Wirtschaftsrückblick vom 22. bis 29. Juni.

Foto: Björn Laczay,  CC BY 2.0
Der EU-Austritt Großbritanniens und der damit verknüpfte Einbruch des britischen Pfunds werden dafür sorgen, dass ab sofort weniger britische Touristen ihren Urlaub in Tschechien verbringen. Für die Tschechen aber bedeutet dies, dass für sie ein Urlaub in Großbritannien nun billiger wird. Die Reisebüros werden diesen Effekt aber frühestens in zwei Jahren spüren, wenn die Austrittsverhandlungen von Großbritannien mit der Union abgeschlossen sein sollten, heißt es.

„Tschechische Urlauber werden meiner Meinung nach keine Hürden überspringen müssen, um nach Großbritannien zu reisen“, sagte der Vizevorsitzende des Reisebüro-Verbandes, Jan Papež. Seiner Meinung nach müssten tschechische Reisende in den nächsten Jahren nicht befürchten, dass sie für den Besuch des Vereinigten Königreichs nun wieder ein Visum bräuchten. Und es sollte auch keine anderen Maßnahmen an den Grenzen von Großbritannien geben, zumal das Land bis heute kein Teil des Schengen-Raumes ist, so Papež.


Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Tschechien schickt Landwirtschafts-Diplomaten in drei weitere Länder. Dies hat das Landwirtschaftsministerium am Donnerstag angekündigt. Die Diplomaten sollen dort den Boden bereiten für den Export von Agrarprodukten aus Tschechien.

Die drei neuen Länder sind die Vereinigten Staaten, der Libanon und Japan. Seit vergangenem Jahr sind tschechische Landwirtschafts-Diplomaten bereits in Russland, China, Saudi-Arabien und in Serbien (zuständig auch für Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Makedonien) tätig. Auf den Agrarmärkten dieser und der drei neuen Länder sei Raum für tschechische Produkte, begründete Landwirtschaftsminister Marian Jurečka die Auswahl.

Marian Jurečka  (Foto: ČT24)
Laut dem Christdemokraten ließe sich im Falle der USA die Ausfuhr von Bier, Hopfen und Süßwaren, aber auch von Bioprodukten oder etwa koscheren Lebensmitteln erhöhen. Der Libanon biete wiederum deutliche Steigerungsmöglichkeiten bei Milchprodukten. Japan bezeichnete Jurečka als weltweit größten Lebensmittelimporteur und einem Sprungbrett für weitere asiatische Märkte.


Foto: ČT24
Der tschechische Export von Waffen und Verteidigungsmaterial hat im vergangenen Jahr einen Rekordwert von über 15 Milliarden Kronen (555 Millionen Euro) erreicht. Im Jahr davor (2014) wurde militärisches Gerät im Wert von 11,8 Milliarden Kronen (437 Millionen Euro) ausgeführt. Dies gab der Verband der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie am Dienstag in Prag bekannt.

Jiří Hynek  (Foto: Archiv der tschechischen Armee)
Im vergangenen Jahr hätten sich die Zielgebiete des tschechischen Exports wesentlich verändert. Dies sagte der Vorsitzende des Verbands der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie, Jiří Hynek, am Dienstag in Prag. Der Anlass dafür war ein Wirtschaftsforum zum Thema „Armee, Sicherheit und die Rolle der Rüstungsindustrie im Kontext zur gegenwärtigen internationalen Lage“. „Die Ausfuhr in die USA und in die EU ist deutlich gestiegen. Der Zuwachs bei den USA war so stark, dass die Vereinigten Staaten schon bald zu unserem größten Handelspartner werden könnten“, sagte Hynek. Im Jahr 2014 war noch Saudi-Arabien der wichtigste Handelspartner Tschechiens im Rüstungsbereich.

Insgesamt 90 Prozent der Produktion tschechischer Rüstungsfirmen sind für den Export bestimmt. In anderen EU- und Nato-Ländern liegt der Anteil der Exportgüter in dieser Branche bei nur zehn bis dreißig Prozent des Gesamtproduktionsvolumens.


Tomáš Havryluk  (Foto: Archiv von Tomáš Havryluk)
Der größte tschechische Internethändler, Alza.cz, expandiert weiter – und das sowohl im In- als auch im Ausland. Die Umsätze sollen dieses Jahr über 20 Milliarden Kronen (740 Millionen Euro) liegen, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Tomáš Havryluk am Montag im Gespräch für die Presseagentur ČTK sagte.

Demnach erwartet das Unternehmen bis Ende 2016 insgesamt eine Umsatzsteigerung von rund einem Viertel. Keinen geringen Anteil haben daran die Geschäfte im Ausland. Ende 2014, Anfang 2015 begann der Online-Shop seine Produkte auch in weiteren 26 EU-Staaten anzubieten. Laut Havryluk liegen die Zuwächse im Ausland bei 100 Prozent je Monat. Schon bald werde man die Grenze von einer Milliarde Kronen (37 Millionen Euro) durchbrechen. Neben der Slowakei sind Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien die erfolgreichsten Länder.

Zur Expansion beitragen sollen zudem Investitionen in weitere Verteilungszentren und in die Kundenbetreuung sowie eine Ausweitung des Angebots. In Prag beispielsweise entsteht eine 24-Stunden-Warenausgabestelle. Zum Sortiment sollen dieses Jahr Sportartikel hinzukommen, nachdem seit vergangenen Jahr auch Drogeriewaren verkauft werden.