Wirtschafts-Wochenrückblick: 17. bis 23. August

Foto: Stuart Miles

Enttäuschung bei den neuesten Konjunkturdaten und eine Diskussion über den Zuwachs des tschechischen Reallohns. Das tschechische Ministerium für Industrie und Handel wird der Maschinenbaufirma Kovosvit Mas bei der Suche nach neuen Märkten helfen. Dieses und mehr sind die Themen im Wirtschaftsrückblick von 17. bis 23. August.

Foto: Stuart Miles
Die neuesten Wirtschaftsdaten haben in Tschechien bei einigen Politikern Ernüchterung hervorgerufen. Am Dienstag hatte das Statistikamt eine Schätzung zur Konjunkturentwicklung für die erste Hälfte dieses Jahres veröffentlicht. Demnach hat sich das Wachstum verlangsamt.

Die Schätzung der Statistiker liegt bei einem Plus von 2,5 Prozent für das Bruttoinlandsprodukt. In der ersten Hälfte 2015 konnte ein Zuwachs von 4,5 Prozent zu Buche geschlagen werde. Wirtschafts- und Handelsminister Jan Mládek (Sozialdemokraten) kommentierte die Zahlen mit den Worten: „Ich würde dies eine leichte Enttäuschung nennen.“

Finanzminister Andrej Babiš (Partei Ano) zeigte sich hingegen zufrieden mit den Konjunkturdaten. „Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr lagen außergewöhnlich hoch“, so Babiš. Zugleich wies der Finanzminister auf einige Probleme der tschechischen Wirtschaft hin. Hauptproblem ist demnach der Mangel an Arbeitskräften. Andrej Babiš bezichtigte zudem den Staat, bei Investitionen unflexibel vorzugehen.


Das tschechische Ministerium für Industrie und Handel wird dem verschuldeten Unternehmen Kovosvit Mas Sezimovo Ústí hilfreich unter die Arme greifen. Das ist das Ergebnis eines Treffens zwischen dem Ministerium und dem Management der südböhmischen Firma am Freitag. Dem Ministerium sei bewusst, dass der Außenhandel von Kovosvit allzu abhängig sei von Russland. Deshalb soll der Maschinenbaufirma bei der Suche nach neuen Märkten geholfen werden, sagte Industrie- und Handelsminister Jan Mládek (Sozialdemokraten) gegenüber den Medien.

Am Treffen der beiden Seiten nahmen auch Vertreter der staatlichen Exportagentur Czech Trade teil. „Gemeinsam sind wir darauf vorbereitet, Kovosvit bei der Diversifizierung der Exportmärkte zu helfen. Denn es ist doch ganz offensichtlich, dass eines der Probleme von Kovosvit die große Abhängigkeit vom russischen Markt ist“, bemerkte Mládek. Das Ministerium wolle nun unter anderem dafür sorgen, dass Kovosvit stärker auf internationalen Messen präsent ist, um neue Absatzmärkte zu gewinnen. Gegenwärtig hat die Firma Schulden von fast 700 Millionen Kronen (ca. 26 Millionen Euro).


Die tschechischen Waffenexporte haben im vergangenen Jahr einen historischen Höchststand erreicht. 2015 wurde Militärmaterial im Wert von umgerechnet fast 555 Millionen Euro (15 Milliarden Kronen) verkauft. Der Erlös war um 118 Millionen Euro höher als im Vorjahr. Dies geht aus dem Jahresbericht des Industrie- und Handelsministeriums hervor, der diese Woche dem Regierungskabinett vorgelegt werden soll.

Der Gesamtwert der ausgeführten Schusswaffen lag bei 122 Millionen Euro. Die tschechischen Rüstungsfirmen exportierten insgesamt 86.736 Revolver und Selbstladepistolen im Wert von 31 Millionen Euro, und zwar hauptsächlich in die USA, gefolgt von Südafrika und Kanada. Der Wert der 71.533 ausgeführten Langwaffen lag bei 22 Millionen Euro.

Im Gesamtwert von 52 Millionen Euro wurde wiederum Militärmaterial importiert. Das Industrie- und Handelsministerium erteilte im vergangenen Jahr 228 Lizenzen für den Handel mit Militärmaterial.


In Tschechien wird über die Frage des Reallohnzuwachses zwischen 2007 und 2015 diskutiert. Die Beratungsgesellschaft und Personalagentur Trexima hat nun den des britischen Gewerkschaftsdachverbandes widersprochen.

Der britische Trade Unions Congress hatte angegeben, dass der tschechische Reallohn im angegebenen Zeitraum nur um 1,1 Prozent gestiegen wäre. Laut Trexima ist das viel zu wenig. Nach den Berechnungen der Gesellschaft lag der nominale Lohnzuwachs bei durchschnittlich 26,3 Prozent. Nach Abzug inflationärer Einflüsse mit Hilfe eines Verbraucherpreis-Indexes kommt Trixema auf ein Plus beim Reallohn von 7,7 Prozent.

2007 lag der durchschnittliche Nominallohn bei knapp 21.000 Kronen. Bis 2015 stieg er auf 26.467 Kronen (etwa 980 Euro). Würde noch die null Prozent Inflation zugrunde gelegt werden, wäre der Reallohn im vergangenen Jahr nur bei 22.586 Kronen gewesen.