Mibrag-Geschäftsführer: Wir sind froh, ČEZ und J&T als neue Anteilseigner zu haben

In der gegenwärtigen Krise sind potente Geldgeber mehr denn je gefragt. Egal, in welcher Währung sie zahlen und investieren. Zu ihnen gehören der tschechische Energiekonzern ČEZ und die slowakische Finanzgruppe J&T. Beide haben Ende Februar die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft gekauft.

Wir haben bereits darüber berichtet, was seit Ende Februar amtlich ist: Der tschechische Energiekonzern ČEZ und die slowakische Finanzgruppe J&T haben die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft, kurz: Mibrag, im anhaltinischen Theißen gekauft. Beide Unternehmen haben einschlägige Erfahrungen in der Braunkohleförderung, und beide Firmen wollen auch investieren – zum Beispiel in ein neues Kraftwerk der Mibrag. ČEZ verfolgt zudem das Ziel, die führende Position auf dem mittel- und südosteuropäischen Strommarkt zu erlangen. Über diese und weitere Gesichtspunkte sprach Radio Prag mit dem Geschäftsführer der Mibrag, Joachim Geisler:

Herr Geisler, warum stand die Mibrag eigentlich erneut zum Verkauf?

„Der Grund ist sehr einfach: Die amerikanischen Inhaber haben im regelmäßigen Turnus ihr Portfolio überprüft und haben die Entscheidung getroffen, dass die Mibrag nicht mehr im Fokus ihrer weiteren Entwicklung steht. Beide Unternehmen konzentrieren sich jetzt mehr auf andere Geschäftsbereiche und -felder, und das hat den Verkauf der Mibrag ausgelöst.“

Mittlerweile ist die Entscheidung gefallen, neue Eigentümer werden der Energiekonzern ČEZ und die Finanzgruppe J&T. Wie hat man diese Nachricht in Theißen und unter der Belegschaft der Mibrag aufgenommen?

„Das, was ich bisher gehört und gesehen habe, war sehr positiv. Wir sind jetzt im Besitz von Anteilseignern, die unser Geschäft verstehen, weil sie aus einem gleichen Umfeld kommen. Insofern sind wir hier sehr positiv gestimmt über die neuen Gesellschafter.“

Was weiß man in Theißen noch über die neuen Eigentümer, außer dem, dass sie aus Tschechien und der Slowakei kommen?

„Der Energiekonzern ČEZ ist in unserem Hause recht gut bekannt, weil es schon früher enge Kontakte zwischen dem tschechischen Braunkohlebergbau und der Mibrag in den Vorgängergesellschaften gegeben hat. Zum Teil kennt man die handelnden Personen noch. Neu für uns ist der Investor J&T. Aber auch da haben die Gespräche, die wir bisher geführt haben, durchaus Anlass gegeben, sehr positiv gestimmt zu sein.“

Bis zum Dezember vergangenen Jahres waren ČEZ und J&T ja eigentlich noch Konkurrenten im Bieter-Verfahren um die Mibrag. Wie hat man es in Theißen wahrgenommen, dass beide nun als Konsortium auftreten?

„Die Bildung des Konsortiums ist hier in Theißen ganz gut aufgenommen worden, weil sich damit gleich zwei große Konzerne an der Mibrag beteiligt haben. Meines Wissens nach sind ihre Anteile im Verhältnis 50:50 aufgeteilt.“

Foto: Europäische Kommission
Was erwartet man denn nun von den neuen Besitzern?

„Die Erwartung ist die, dass die Strategie der Mibrag im Wesentlichen so weitergeführt werden kann, wie sie bisher entwickelt wurde. Das heißt ganz konkret, dass wir uns sehr intensiv mit einem Kraftwerk-Neubau am Standort Profen beschäftigen werden. Die Belegschaft hat natürlich die Erwartung, dass die Arbeitsplätze am Standort Theißen für die Mibrag so erhalten bleiben, wie sie sind.“

Die Voraussetzungen dafür sind, so war zu lesen, ziemlich gut: Die Mibrag fördert jährlich 18 Millionen Tonnen Braunkohle, die Vorkommen aber sollen bei über 500 Millionen Tonnen liegen. Ist das richtig?

„In den zugelassenen Betriebsplänen für unsere Tagebaue sind knapp 600 Millionen Tonnen verzeichnet. Darüber hinaus haben wir noch weitere Vorräte von weit über einer Milliarde Tonnen Braunkohle in Tagebauen, die wir noch erschließen wollen.“

Ist denn die Heizkrafttechnik noch modern?

„Aus unserer Sicht hat Braunkohle nach wie vor eine stabile Lage in der Bundesrepublik Deutschland und wird auch weiterhin am Energiemix teilnehmen müssen. Zumal wir hier über einen Rohstoff reden, der uns gehört und der frei ist von irgendwelchen politischen und finanziellen Spekulationen. Also ich sehe Braunkohle nach wie vor als wirkliche Alternative im Energiemix.“

Foto: Archiv Radio Prag
Das bedeutet, bei der Energiegewinnung durch Kohleverbrennung muss man sich jetzt weit mehr als bisher neuen Technologien zuwenden. Technologien, dank derer die Luftverschmutzung begrenzt wird und die daher nicht billig sind. Aber dafür hat man ja nun zwei finanzstarke Gesellschafter gefunden…

„Neue Technologien muss man da einführen, wo sie Sinn machen. Alles steht dabei natürlich immer unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit. Es wird heute niemand ein Kraftwerk bauen, wenn es wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen ist. Das ist die Rahmenbedingung, unter der wir jetzt unser großes Kraftwerksprojekt angehen.“

Haben die beiden neuen Mibrag-Inhaber Ihnen auch zugesagt, dass sie alle ihre Beschäftigten übernehmen werden?

„Über dieses Thema sind wir im Gespräch. Wir stehen bei der Mibrag vor der Situation, dass wir alle unsere mehr als 2100 Mitarbeiter brauchen, weil die jährliche Förderung von 18 Millionen Tonnen im nächsten Jahr noch um 1,5 Millionen Tonnen nach oben gefahren werden soll. Das heißt, wir brauchen jede Hand, die im Moment bei der Mibrag arbeitet.“

Ein Mitbewerber im Bieter-Verfahren war auch der Konzern EnBW aus Baden-Württemberg. Gab es daher nicht doch ein paar Stimmen, die gesagt haben: Warum denn schon wieder Eigentümer aus dem Ausland?

„Es hat sicher immer wieder Mutmaßungen über die Teilnehmer an diesem Bieter-Verfahren gegeben. Ich glaube aber von der Meinung der Mehrheit der Mibrag-Mitarbeiter sprechen zu können, wenn ich sage: Wir sind froh, dass wir die beiden Gesellschafter aus Tschechien und der Slowakei gefunden haben.“


Pavel Řežábek  (Foto: ČTK)
Der Euro als Zahlungsmittel in Tschechien ist weiterhin noch nicht in Sicht. Stattdessen wird die Krone weiter aufpoliert. Am Mittwoch, und das ist kein Aprilscherz, hat die Tschechische Nationalbank (ČNB) neue 500-Kronen-Scheine in Umlauf gegeben. Und zwar Banknoten, die aufgrund verbesserter Sicherheitsmerkmale fälschungssicherer sind als ihre Vorgänger. So ist zum Beispiel der eingebettete Sicherheitsfaden breiter als der beim alten 500-Kronen-Schein. Das Wasserzeichen mit dem Porträt der Schriftstellerin Božena Němcová wiederum ist mit den weißen Ziffern 500 und mit drei Blumen ergänzt worden.

Der neue 500-Kronen-Schein ist nicht die erste auf diese Weise verbesserte Banknote. Im April vorigen Jahres hat die Zentralbank einen neuen 1000-Kronen-Schein und im Juli 2007 die verbesserte Version des 2000-Kronen-Scheins herausgebracht. Alle drei Banknoten tragen die Unterschrift des ČNB-Generalgouverneurs Zdeněk Tůma. Dank ihrer Eigenschaften gehören sie zu den fälschungssichersten Banknoten in der Welt, meint jedenfalls ČNB-Bankenratsmitglied Pavel Řežábek:

„Das größte Lob kam von einer bedeutenden Zentralbank. Sie teilte uns mit, ihr sei es nicht gelungen, unsere Sicherheitsmerkmale auszuspionieren.“