St.-Peter-und-Paul-Kirche in Poříčí nad Sázavou

Peter-und-Paul-Kirche (Foto: Miloš Turek, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)

Poříčí nad Sázavou liegt etwa sieben Kilometer nördlich der Stadt Benešov / Beneschau. Die Gemeinde am Fluss Sázava / Sasau hat heute rund 1200 Einwohner. Eine Ansiedlung namens Poříčí gab es an diesem Ort schon im 11. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt die romanische Kirche, die zu den ältesten in der Region gehört.

Peter-und-Paul-Kirche  (Foto: Miloš Turek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Die ersten schriftlichen Erwähnungen von Poříčí nad Sázavou stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die heutige Gemeinde entstand durch den Zusammenschluss von drei Dörfern: Poříčí, Kouty und Balkovice im 15. Jahrhundert. Archäologische Funde sowie die romanische Peter-und-Paul-Kirche zeugen aber davon, dass Poříčí nad Sázavou älter ist. In der Gemeinde gibt es zwei Kirchen, eine ist dem Wandermönch Gallus geweiht und die andere, wie erwähnt, den Aposteln Peter und Paul. Die letztgenannte Kirche steht auf einem Hügel über der alten Straße, die einst aus Prag bis nach Linz führte. Der Sakralbau gehört zu den bedeutendsten romanischen Baudenkmälern in Tschechien. Vladislav Mareš ist Chronist und Küster des Ortes. Er führt gerne Besucher durch die St.-Peter-und-Paul-Kirche. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut, sagt der Küster.

„Die Kunsthistoriker bezeichnen die Kirche als eine ‚reduzierte Basilika‘. Denn ursprünglich hatte sie zwei Türme. Zudem hat die Kirche eine Krypta. Sie ist eine von vier Kirchen hierzulande, in denen eine romanische Krypta erhalten geblieben ist. Die andern Krypten befinden sich in St. Georg auf der Prager Burg, in der Kirche in Stará Boleslav / Altbunzlau und in der Kirche von Doksany / Doxan. Die Kirche in Poříčí stand in ihrer ursprünglichen Form bis 1620. Die polnischen Kosaken, die auf der Seite des Kaisers in der Schlacht am Weißen Berg kämpften, plünderten diese Region. Sie zündeten damals zwei Häuser in der Gemeinde sowie die Kirche an.“

Poříčí nad Sázavou  (Foto: Miloš Turek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Das romanische Gewölbe in St. Peter und Paul zeugt davon, dass der Sakralbau durch den Brand nicht zerstört wurde. Wahrscheinlich wurde vor allem die Ausstattung der Kirche in den Flammen zerstört. Deswegen stammt die Kanzel zum Beispiel erst aus dem Jahr 1629. Nach dem Brand wurde die Kirche also weiter genutzt. Dazu sei der Priester aus Benešov einige Mal im Jahr nach Poříčí gekommen, erzählt der Küster. In den Jahren 1745 bis 1750 wurde die Kirche dann umgebaut. Damals gehörte sie zu den Ländereien von Konopiště / Konopischt, die im Besitz der Grafen von Vrtba waren. Die Edelleute hatten ihren Hauptsitz in Křimice / Krimitsch bei Plzeň / Pilsen.

„Die Künstler, die Graf Vrtba mit der Gestaltung der Kirche beauftragte, stammten aus Pilsen. Zu ihnen gehörte der Maler František Brux. Er gestaltete auch die größte Deckenmalerei im Schloss Konopiště. Neben dem Altar der Kirche in Poříčí ist ein Bischof mit einem knienden Sünder abgebildet. Der Bischof ist der heilige Liborius. Auf der anderen Seite ist der heilige Johannes Nepomuk abgebildet, der einem Bettler hilft. Auf der Nordseite steht ein Altar, der dem Prager Jesuskind geweiht ist. Die Figur des Jesuskindes wurde in den 1990er Jahren gestohlen, Kardinal Dominik Duka schenkte der Kirche eine neue Statue.“

Peter-und-Paul-Kirche  (Foto: Miloš Turek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Seitlich befinden sich in der Kirche zwei Nebenaltäre, die dem Heiligen Franziskus von Assisi und dem heiligen Kajetan geweiht sind. Als die Kirche während der Barockzeit umgebaut wurde, wurden ein Oratorium für die Herren der Gegend und die Sakristei errichtet. Zu sehen ist das Wappen der damaligen Besitzer der Grafschaft, die Herren von Vrtba: Es sind drei rote Hirschgeweihe. An der Barockkanzel ist das Gleichnis vom Sämann dargestellt. Und im Kirchturm hängen zwei alte Glocken. Vladislav Mareš:

„Sie stammen vom Ende des 15. Jahrhunderts und wurden von einem deutschen Glockengießer hergestellt, der auf der Prager Burg lebte. Ich habe früher gedacht, dass die ursprünglichen Glocken beim Brand geschmolzen sind. Dies stimmt jedoch nicht, die Glocken hatten durch die Hitze nur Sprünge erhalten. Graf Bernard Ignác Martinic, der Statthalter des Königreichs Böhmen war, ließ an einer der Glocken eine Inschrift eingravieren, dass die Gemeinde 1629 teilweise niedergebrannt wurde.“

1914 wurden Malereien in der Apsis entdeckt. 1935 wurden sie restauriert. Dargestellt sind Episoden aus dem Leben Christi und des heiligen Peter. Der Hauptaltar stammt von 1680. Maler Josef Hellich schuf für die Kirche eine Kopie von Raffaels Madonna di Foligno.

In Poříčí nad Sázavou befindet sich noch eine weitere ursprünglich romanische Kirche. Sankt Gallus steht am Ufer des Sázava-Flusses und ist von einem kleinen Friedhof umgeben.