Die Sternenforscher und der Weltuntergang: Planetarium Brünn lädt ein

Foto: Zdeňka Kuchyňová

Kraví hora im südmährischen Brünn ist nicht unbedingt für seine historischen Baudenkmäler bekannt. In den malerischen Park in der Nähe des Stadtzentrums zieht es jedoch viele Fans der Astronomie. Auf dem Hügel Kraví hora steht nämlich die Brünner Sternwarte mit dem Planetarium. Nach einem Jahr ist nun der Umbau abgeschlossen und das Gebäude ist wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.

Planetarium und Sternwarte Brünn
Wenn man sich durch den Park der Brünner Sternwarte nähert, stellt man fest, dass sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören ist. Kosmische Töne laden den Besucher in den Tempel der Sternenforscher ein. Die Geräusche aus dem Weltall sind eine der Neuerungen, die es seit der Wiedereröffnung zu bestaunen gibt. Der neue unterirdische Ausstellungssaal ist der Stolz der Anlage: Er wird als das naturwissenschaftliche Exploratorium bezeichnet. Jiří Dušek leitet die Sternwarte mit dem Planetarium:

Jiří Dušek  (Foto: Zdeňka Kuchyňová)
„Es ist ein Mehrzwecksaal, in dem verschiedene interaktive Ausstellungen zu sehen sind. Es sind keine Dauerausstellungen aber auch keine kurzfristige Ausstellungen. Neue Exponate werden wir immer in mehreren Jahren Abstand präsentieren. Das erste, was die Besucher hier besichtigen können, ist eine Präsentation der Geschichte des Sonnensystems. Hier kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie der nächste Kosmos aussieht, wie ihn die Wissenschaftler aufgrund der modernsten Erkenntnisse beschreiben.“

Durch dieses Exploratorium soll die Sternwarte auch ihre neue Rolle erfüllen, fügt Jiří Dušek hinzu:

„Nach der Rekonstruktion ist unser Planetarium zum Zentrum für die Verbreitung neuer wissenschaftlichen Erkenntnisse in Südmähren geworden. Die Bezeichnung ´Sternwarte und Planetarium´ deutet an, dass wir uns vor allem auf die Astronomie konzentrieren. Aber auch andere Naturwissenschaften kommen bei uns nicht zu kurz. Das Interesse der Besucher haben wir getestet, als wir im Programmangebot eine Serie von Experimenten unter dem Titel ´Abenteuerliche Physik´ hatten. Wir haben zunächst daran gezweifelt, ob es für die Besucher attraktiv sein wird. Aber als der Experte physikalische Versuche in Form eines Spiels vorführte und erläuterte, war das Echo unglaublich. Das Programm war ständig ausverkauft, und das Publikum jubelte wie in einem Fußballstadion.“

Foto: Zdeňka Kuchyňová
Naturwissenschaften können also doch das Interesse der Menschen wecken – sie müssten nur klug präsentiert werden, meint der Leiter der Sternwarte.

Im Jahr 2012 wecken die Spekulationen über den Weltuntergang weltweit ein großes Interesse in der Öffentlichkeit. In diesem Zusammenhang wird der 21.12.2012 für ein magisches Datum gehalten. Jiří Dušek hat im Brünner Planetarium extra zu diesem Anlass eine Veranstaltung mit dem Titel „Der Bericht über den Weltuntergang“ initiiert:

Foto: Archiv der Sternwarte
„Im großen Saal des Planetariums präsentieren wir eine multivisuelle Darstellung, in der den Laien das Phänomen des Jahres 2012 sowie die Spekulationen über den angeblichen Weltuntergang erklärt werden. Im ersten Teil der Vorstellung kommentieren wir die neuzeitigen Prophezeiungen, die ohne Grund Befürchtungen wecken. Derartige Prophezeiungen tauchen aber jedes Jahr auf und es wird sie zweifelsohne auch in den nächsten Jahren immer wieder geben. Im Anschluss denken wir seriös darüber nach, ob der Weltuntergang nicht vielleicht wirklich kommen könnte und ob es nicht Ereignisse gibt, die sich bereits in der Vergangenheit abgespielt haben und deren Folgen man mit einem Weltuntergang verbinden könnte.“

Vor 250 Millionen Jahren sei es beispielsweise, so der Experte, zu einem Ereignis gekommen, durch das etwa 90 Prozent sämtlicher Tier- und Pflanzenarten ausgestorben sind.

„Wir beschreiben in der Vorführung diese Ereignisse und sprechen darüber, ob sich ein derartiges Ereignis wiederholen könnte und falls ja, mit welchen Folgen für die Erde. Man muss sich nämlich auch bewusst werden, dass derartige Naturkatastrophen in ihren Folgen durchaus nützlich sein könnten. Denn das Aussterben bestimmter Tierarten führte in der Vergangenheit immer dazu, dass sich neue Tierarten entwickelten. Hätte es nicht schon einige „Weltuntergänge“ gegeben, wären wir heutzutage nicht hier. Die Menschen hätten sich dann schlicht nicht entwickelt.“

Wie erklärt sich der Wissenschaftler das Interesse der Öffentlichkeit an den Spekulationen über den Weltuntergang?

„Ich glaube, das hat einen einfachen Grund: Die Leute fürchten sich einfach gerne, darum ist der Horror so populär. Und darum kursieren auch die Prophezeiungen, dass es die Welt bald nicht mehr geben werde. Unsere Vorführung widerlegt diese Propheten. Allerdings gibt es natürlich Phänomene, die die Zivilisation gefährden könnten: Vulkanausbrüche, ein steigender Meeresspiegel oder Klimaänderungen. In unserem Programm wird darum darüber diskutiert, wie solche Naturereignisse das Leben auf der Erde beeinträchtigen können.“

Multivisuelle Darstellung „Bericht über den Weltuntergang“  (Foto: Archiv der Sternwarte)
Die multivisuelle Darstellung mit dem Titel „Bericht über den Weltuntergang“ spielt sich unter dem künstlichen Himmel des Planetariums ab. Sie wird dreimal in der Woche bis zum 21. Dezember dieses Jahres aufgeführt, also bis zum angekündigten angeblichen Ende der Welt.

Von Kraví hora aus bietet sich übrigens eine herrliche Aussicht auf Brünn, der sich durch die Glaswände am Haupteingang der Sternwarte oder von den Beobachtungsterrassen auf dem Dach genießen lässt. Von dort kann man auch den Nachthimmel beobachten. Das Planetarium lädt auch gerne ausländische Astronomiefans ein, wie Jiří Dušek versichert:

Foto: Zdeňka Kuchyňová
„Es kommen zu uns vor allem deutschsprachige Interessenten. Im Planetarium gibt es eine multimediale Dauerausstellung über das Sonnensystem, die mit Texten in Deutsch und Englisch versehen ist. Zudem arbeiten bei uns Reiseführer, die Englisch oder Deutsch sprechen, sodass es für uns kein Problem ist, ausländische Besucher durch die Ausstellungen zu führen.“

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