Zizkov wird 125

L'émetteur Zizkov de Prague
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Feiern können die Zizkover. Das beweisen sie jedes Jahr aufs Neue, wenn an Karneval, auf Tschechisch Masopust, der Umzug stattfindet und anschließend die Verwaltungsangestellten von Prag 3 selbst die Kochlöffel schwingen und die "Amtsschimmel" für die Jecken auftischen. Am Montag hat Zizkov seinen 125. Geburtstag. Und wie gewohnt nutzen die Zizkover die Gunst der Stunde, um wieder einmal kräftig zu feiern, diesmal vier Tage lang. Renate Zöller berichtet.

Vom 22. bis zum 25. Mai gibt es ein Programm mit einer Rundfahrt in einer historischen Straßenbahn, der Besichtigung des Fernsehturms, einer Ausstellung und vielem mehr. Petr Blazer, der Pressesprecher des Prager Stadtteils erklärt:

"Am 15. Mai 1881 wurde die damalige Gemeinde Zizkov zu einer Stadt erhoben. Diese eigenständige Existenz von Zizkov als Stadt dauerte lediglich 40 Jahre an. Im Jahr 1922 wurde Zizkov zu einem Bestandteil der größeren Stadt Prag, zum Unmut vieler Ortsansässiger. Und so hat dieser gesunde Patriotismus bis zum heutigen Tag überdauert."

Überdauert hat auch der leicht morbide Charme des Viertels. Ende des 19. Jahrhunderts war die Siedlung, die ursprünglich vom Weinanbau an den Vitkov-Hängen gelebt hatte, rapide zu einem verwinkelten, eng bebauten Ort gewachsen. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte es unter den Kommunisten zeitweilig Überlegungen gegeben, die engen und steil abfallenden Gassen zu verbreitern und die Mietshäuser aus dem 19. Jahrhundert durch Plattenbauten zu ersetzen. Aber letztlich schliefen die Pläne wieder ein. Nach der Wende wiederum gab es gerade hier zu wenig Geld für große Renovierungsaktionen, und so hat sich auch in den letzten Jahren Zizkovs Aussehen nicht grundlegend verändert.

Nicht nur bei Pragern, sondern auch bei Zugezogenen ist das Viertel recht beliebt. Statistiken stellen zwar immer wieder fest, dass hier das Lebensniveau am niedrigsten und die Diebstahlquote am höchsten ist, aber Zizkov hat dafür auch einiges zu bieten: Vom Prager Fernsehturm hat man die vielleicht beste Aussicht über die Stadt. Das Kino Aero ist eines der umtriebigsten Programmkinos Prags und eigentlich schon mehr ein Kulturzentrum. Ein breites Angebot hat auch der Musikclub Palac Akropolis. Für Stadtmüde gibt es zur Abwechslung den Parkhügel Vitkov mit dem Gottwaldmausoleum und dem einsamen Reiterdenkmal von Jan Zizka. Und die an seinem Fuß liegende Kneipe "Zum ausgeschossenen Auge", die auf den verletzten Feldherrn anspielt, hat längst Kultstatus.

Wer das Stadtteilfest vom 22.5. bis zum 25.5. besuchen will, findet das Programm auf den Seiten des Stadtrats unter www.praha3.cz.