Zeman warnte vor Zugeständnissen / Einzigartige Ausstellung zum 60. Jahrestag des Attentats auf Reinhard Heydrich eröffnet

Milos Zeman (links) und Jaroslav Tvrdik (in der Mitte) nahmen an der Eröffnung der Ausstellung teil (Foto: CTK)

Das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich am 27. Mai 1942 stellt die bedeutendste Tat des tschechoslowakischen Widerstandskampfes während des Zweiten Weltkriegs dar. Unter Teilnahme ranghoher Politiker, ehemaliger Widerstandskämpfer und Zeitzeugen wurde im Militärmuseum in Prag eine einzigartige Ausstellung eröffnet, die sich mit diesem historischen Ereignis befasst. Martina Schneibergová nahm an der Eröffnung der Ausstellung teil.

Heydrichs Wagen  (Foto: CTK)
Die vom Historischen Institut der Armee vorbereitete Ausstellung bietet dem Besucher die Möglichkeit, beinahe zum Teilnehmer an dem historischen Geschehen zu werden. Anhand von Dokumenten erlebt man die Anreise des stellvertretenden Reichsprotektors Reinhard Heydrich nach Prag. Dann verfolgt man die Ausbildung der beiden Mitglieder der sogenannten "Operation Anthropoid" - Jan Kubis und Jozef Gabcik - in Großbritannien sowie deren geheimen Absprung über dem Protektorat Böhmen und Mähren. Anhand von zeitgenössischen Filmdokumenten und anderen authentischen Materialien kann sich der Besucher das Alltagsleben im Protektorat vorstellen. Ausführlich sind die Vorbereitungen auf das Attentat, dessen Durchführung und schließlich auch der Tod der Täter in der Krypta der St. Cyrill-und-Methodius-Kirche in Prag dokumentiert. Von der Gestapo gestellt begingen die Attentäter dort am 18. Juni 1942 Selbstmord.

Auf das Attentat reagierten die Nazis mit bis dahin nie da gewesenen Repressionen:

Im Rundfunk wurden täglich Namen der Hingerichteten verlesen, die Gemeinden Lidice und Lezaky wurden dem Boden gleichgemacht.

Milos Zeman  (links) und Jaroslav Tvrdik  (in der Mitte) nahmen an der Eröffnung der Ausstellung teil  (Foto: CTK)
Premier Milos Zeman, der an der Eröffnung der Ausstellung im Prager Militärmuseum teilnahm, würdigte das Attentat als Tat mutiger Männer. Er betonte, dass er die Widerstandskämpfer sowie deren stille Helfer ehren möchte. Zeman erinnerte an die Existenz der sogenannten "Grauzone" in der Geschichte des Landes, in der viele Tschechen mit deutschen oder später mit sowjetischen Okkupanten kollaborierten. Daher dürfe kein Staat der "Salamitaktik" eines Aggressors nachgeben, meinte Zeman und fuhr fort:

"Die Geschichte wiederholt sich im bestimmten Sinne des Wortes. Wenn man anfangs mäßige Erklärungen hört und diesen nachgibt, wird man später mit gesteigerten und rasanten Forderungen konfrontiert. Die Antwort auf Erpressung dürfen keinesfalls Zugeständnisse an die Erpresser sein."

Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik betonte bei der Eröffnung der Ausstellung, von der Bedeutung der Tat der tschechoslowakischen Widerstandskämpfer zeugen auch die Reaktionen, die das Attentat im Ausland hervorrief. Es sei - so Tvrdik - traurig, dass die Öffentlichkeit auf eine entsprechende Ausstellung 60 Jahre lang warten musste:

"Das totalitäre Regime nach 1948 hat verhindert, dass das Andenken der Attentäter und ihrer Mitarbeiter würdig geehrt wurde. Es wurden nur leere Phrasen gedroschen."

Einer der Widerstandskämpfer erklärte in diesem Zusammenhang, dass der jetzige Kommunistenchef Grebenicek immer noch Verleumdungen über den tschechoslowakischen Widerstandskampf in Westeuropa verbreitet, indem er u.a. behauptet, der Widerstandskampf sei nicht gegen die Nazi-Okkupanten, sondern gegen die Kommunisten gerichtet worden.

Premier Zeman erklärte vorher am Rande einer anderen historischen Ausstellung, dass man sich heute der Zerbrechlichkeit des Mutes und der Gefahr der Feigheit bewusst sein sollte. Er spielte damit auf den Streit um die Vertreibung der Sudetendeutschen an und verglich den bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mit dem - wie er sagte - "Bösen des Dritten Reiches".