Zelezný als TV-Nova-Generaldirektor abberufen - Tschechien muss zahlen

Vladimir Zelezny (Foto: CTK)

Die Tschechische Republik hat im Rechtsstreit mit der Gesellschaft CME auch in der Berufung verloren und muss daher eine Entschädigung in Höhe von 10,5 Mrd. Kronen (ca. 350 Mio. Euro) an die US-Amerikaner zahlen. Dies wurde am Donnerstagvormittag vom Berufungsgericht für Mittelschweden in Stockholm bestätigt. Eine bittere Pille, die einen Tag zuvor endlich auch die ersten Konsequenzen nach sich zog: Vladimír Zelezny, der wegen seiner Machenschaften hauptsächliche Urheber für die gerichtliche Auseinandersetzung wurde mit sofortiger Wirkung als Generaldirektor des privaten Fernsehsenders TV Nova abberufen. Weitere Einzelheiten von Lothar Martin.

Vladimir Zelezny  (Foto: CTK)
Mit den offensichtlich werdenden Differenzen zwischen der amerikanischen Gesellschaft CME, die als Investor auch für die Programmgestaltung des TV-Senders Nova verantwortlich zeichnete, und der tschechischen Gesellschaft CET 21, die nach Zeleznýs Machenschaften einzig und allein die Sendelizenz in ihren Händen hielt, fiel Ende der 90er Jahre auch ein erster Schatten auf den beliebten Fernsehsender. Doch mit der Zuneigung des Fernsehpublikums spielend und die Gunst der Politiker der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) ausnutzend, verstand es Zelezný immer wieder, vom drohenden "Big problem" und dessen Konsequenzen abzulenken und den tschechischen Helden zu spielen. Doch die Amerikaner, die viel Geld in den Aufbau des privaten TV-Kanals gesteckt hatten, wollten sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen und schlugen zurück. Da eine Klage gegen den gewieften Zelezný kaum Aussicht auf Erfolg hatte, legten sie bei europäischen Schiedsgerichten in London und Stockholm Beschwerde ein gegen den tschechischen Staat, da dieser ihrer Meinung nach nicht den vorher vereinbarten Schutz ihrer Investitionen sichergestellt habe. Und im Jahr 2001 gab das Schiedsgericht Stockholm dieser Klage statt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist "Schluss mit Lustig", denn die Niederlage in diesem Rechtsstreit kosten Tschechien nicht nur die erwähnten rund 350 Millionen Euro, sondern auch jede Menge Zinsen für die noch ausstehende Zahlung. Die wollte Tschechien mit Hilfe der Berufung auf jeden Fall vermeiden, was auch Finanzminister Bohuslav Sobotka bestätigte:

"Auf jeden Fall hat die Tschechische Republik bis zuletzt über ihre Rechtsvertreter versucht, die Zahlung dieser Finanzmittel abzuwenden."

Vladimir Zelezny  (Foto: CTK)
Ohne Erfolg, wie nun bekannt wurde. Der Staat und damit die tschechischen Steuerzahler müssen löhnen, die heutigen Eigner des Fernsehsenders, die Gesellschaften PPF und MEF, fürchten um ihren guten Ruf. Daher haben Vertreter der Aktionäre und die beiden Geschäftsführer der Gesellschaften, Jirí Smejc und Petr Dvorák, Vladimír Zelezný mit sofortiger Wirkung vom Posten des Generaldirektors abberufen. Zu den Gründen sagte der Sprecher von TV Nova, Petr Kostka:

"Die Besitzer sind sich dessen bewusst, dass einige Gruppierungen in der tschechischen Gesellschaft einiges daransetzen, den verlorenen Rechtsstreit zum Angriff auf den guten Ruf von TV Nova zu nutzen und daher ist der Direktor abberufen worden."

Bis zur Ernennung eines neuen Generaldirektors wird der Fernsehsender von dessen Programmdirektorin Libuse Smuclerová und Finanzdirektor Petr Chajda geleitet. Die Entwicklungen beim Sender haben sogleich auch wieder unterschiedliche Reaktionen in der politischen Szene des Landes hervorgerufen. Während die Regierungskoalition die Abberufung von Zelezný begrüßt und sie als einen logischen Schritt eines privaten Unternehmens einstuft, sprach die ODS-Abgeordnete Katerina Dostálová von der Entscheidung als "einer Fortsetzung des Trends, die sie als komplette Beherrschung der medialen Szene durch die Regierungskoalition bezeichnet habe."

Jawohl, Fortsetzung folgt in diesem Stück in mehreren Akten. Doch bereits jetzt kann man es als ein "Drama tschechischer Prägung", wenn nicht gar als eine Tragödie bezeichnen.