Zeckenalarm: erste FSME-Fälle in diesem Jahr, aber Impfstoff weiter knapp

99 Prozent ihres Lebens verbringt sie mit dem Warten und Lauern. Dann kommt ein Mensch oder Tier vorbei und - schwupps - wird sie aktiv. Die Rede ist von der Zecke. Sie gilt als Parasit und sie überträgt leider auch Infektionskrankheiten. Das sind vor allem die Borreliose und eine Form der Hirnhautentzündung, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Tschechien gehört weltweit zu den Gebieten mit dem höchsten Infektionsrisiko dieser Krankheiten. Besonders betroffen sind Urlaubsziele wie der Ostrand des Böhmerwaldes, aber auch das Prager Stadtgebiet. In diesem Jahr fehlt es aber seit März landesweit an Impfstoff.

Zecke  (Foto: Barbora Kmentová)
Hier fühlen sie sich am wohlsten: In den Gräsern und Sträuchern am Waldrand und in der Nähe von Gewässern, aber auch im Stadtpark. Die Zecken warten hier auf ihre Opfer, oder besser ihren Wirt, auf den sie krabbeln können. Einmal auf dem Wirt angelangt, fräsen sie dort mit ihrem Maul die Haut auf und stechen dann ihren Saugrüssel in die Quelle des Blutes. Das klingt martialisch, geschieht aber auf einer Fläche, die mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen ist. Das Gefährliche ist hingegen, was dem Menschen dabei passieren kann: Krankheitserreger gelangen in sein Blut. Auf diese Weise ist im vergangenen Jahr in Tschechien eine Rekordzahl von 1028 Menschen an der Hirnhautentzündung FSME erkrankt. Und die Aussichten für dieses Jahr sind keinesfalls besser.

Denn wegen des milden Winters wurden die ersten Zecken bereits im Februar registriert. Normal ist April. Eine Folge davon: Bis Anfang Juni wurden bereits 23 FSME-Fälle gemeldet, und die Nachfrage nach Impfstoff gegen die Erkrankung hat zugenommen. Zugleich hat man beim Hersteller, der österreichischen Firma Baxter, augenscheinlich die Nachfrage unterschätzt, wie die Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Motol in Prag, Jirina Hobstova, sagt:

"Während des ersten Quartals in diesem Jahr hat die Firma praktisch den gesamten geplanten Jahresbedarf verkauft. Nichtsdestotrotz hat sie versucht, das aufzufangen. Jetzt im Juni soll es wieder genug Impfstoff gegen Meningoenzephalitis geben, aber nur in den Impfzentren."

Die neue Lieferung von Impfstoff wird am 18. Juni in Tschechien erwartet. Wie die Firma informiert, dauere es aber bis Ende September, bevor der Impfstoff auch wieder in Apotheken zu kaufen sein wird. Deswegen bleiben derzeit vor allem gute Ratschläge: sich durch Kleidung zu schützen, helle Kleidung anzuziehen und diese mit Mückenspray vorher zu imprägnieren. Ratsam ist das natürlich auch wegen der Borreliose. Denn gegen diese bakterielle Erkrankung gibt es keinen Impfstoff. Immerhin lässt sie sich einigermaßen gut mit Antibiotika behandeln.

Gebiete in Tschechien mit besonders großem Risiko an FSME-Erkrankung: Südböhmen und vor allem der Ostrand des Böhmerwaldes (Schwerpunkt Lipno-Stausee), Süd- und Nordmähren, die Umgebungen von Ostrava / Ostrau sowie Prag.